Von einem, der aus dem Niederrheinischen Flachland auszog, um die Gipfel der Alpen zu erobern
Auf der Mountain-Bike Seite hätte ich ihn ja angekündigt: meinen Bike Urlaub in Österreich. Hier jetzt der ultimative Bericht von einer wirklichen schönen (auch schön anstrengenden) Woche Gebirge.
Im September 2002 packe ich mein Fahrrad in das Auto meiner Mutter (das ich sozusagen als Dauerleihgabe benutze) und fuhr gen Süden. Geizkragen der ich bin, kaufte ich kein Pickerl für die österreichische A1 sondern fuhr ab Reichenhall über die Landstrasse - von Salzburg aus quer durch das Salzkammergut, vorbei an etlichen blauen Bergseen. Mein Ziel war Altmünster am Traunsee, wo ich außer dem Radfahren noch ein paar Vorträge auf einer Tagung besuchte.
Meine erste Radtour führte mich dann aus Altmünster durch Gmunden zum Laudachsee.
Leider hatte ich meinen Tacho im Hotel vergessen, aber es dürften ca. 30km gewesen sein mit 600Höhenmetern, die ich bei herrlichen Spätsommerwetter zurückgelegt habe. Ein paar der Höhenmeter verdanke ich auch der Tatsache, dass ich mich einmal etwas verfranzt habe. Die Tour ist in der Karte mit der höchsten Schwierigkeit eingestuft, und leicht fiel sie mir wirklich nicht. Aber es hat sich absolut gelohnt. Gelernt habe ich auch aus dieser Tour: Es macht keinen Spaß und Sinn, so eine Tour im Tal zu starten. Man fährt dann am Anfang ewig auf Asphalt bergauf, was nur an der Kondition zehrt. Auf dem Rückweg rollt man diese Höhenmeter dann im halsbrecherischen Tempo wieder ab, was auch nicht mein Ding ist.
Also bin ich am nächsten Tag gleich mit dem Auto auf ein höheres Niveau gefahren und dann erst am Eingang in den Wald aufs Rad umgestiegen.
Wie man auf den Bildern erkennen kann, war das Wetter an diesem Tag nicht so doll. Was mich aber wesentlich mehr gestört hat, war dass die auf der Karte angegeben Routen vor Ort nicht brauchbar ausgeschildert waren. Das habe ich dann nach dem Urlaub auch dem Kartenverlag gemailt, die mir daraufhin supernett geantwortet haben und mir sogar eine andere Karte als Entschädigung geschickt haben. Sag mal einer, es gäbe keinen Kundenservice mehr. Auch die Fehler, wegen derer ich mich verfranzt habe, sind in der neuesten Auflage der Karte angeblich behoben.
Nichtsdestowenigertrotz weiß ich nur ungefähr, wo ich an dem Tag überhaupt gefahren bin. Und nicht immer konnte ich fahren - ein Weg wurde so schmal und steil, das ich das Rad nur noch tragen oder schieben konnte. Die Höhenmeter kann ich also wieder nur raten, so um die waren 600 es wohl. Dazu 41km. Mit vielen Pausen war ich dafür 5 1/2 Stunden unterwegs.
Am nächsten Tag habe ich dann meinen Standort gewechselt. Aus dem Salzkammergut ging es in die Wildschönau, ein Hochtal in Tirol, in dem ich als Kind schon mit meinen Eltern Urlaub gemacht habe. Da ich erst nachmittags da ankam habe ich an dem Tag nur eine kleine Tour gemacht: einmal die Kundler Klamm rauf und runter.
Das waren nur 12km und die Höhenmeter waren nicht wirklich der Rede wert, aber es waren mehr, als ich in Erinnerung hatte - zu Fuß merkt man sie nicht so deutlich wie mit dem Rad.
Am nächsten Tag ging es dann erstmals über 1500m - mit dem Auto ging es bis zur Horler Stiege (da macht auch Autofahren schon richtig Spaß), dann mit dem Rad Richtung Feldalphorn und von da zurück über die Horler Stiege zur Käsealm, weiter zum Markbachjoch und von da über den Rosskopf zurück zum Auto.
Der letzte Gipfel war dabei eine Schnapsidee - die Aussicht ist zwar toll und sonnen konnte ich mich auch Klasse am Gipfel, aber der Anstieg ist von allen Seiten deutlich zu steil, um es mit dem Radel zu schaffen - tragen war also angesagt, selbst bei der Abfahrt konnte ich höchsten 50% der Strecke im Sattel zurücklegen.
Meine nächste Radtour startete ich in Thierbach. Der Ort liegt auf 1175m, und ich bin von da mit Pausen in etwa 75Minuten auf den 1903m hohen Gipfel des Schatzberges gefahren - bis auf die letzten 100m oder so konnte man hier wirklich gut fahren, wenn auch sehr anstrengend. Danach bin ich noch an den Hängen des Berges rumgekurvt, wo genau wußte ich dabei nicht immer.
Jedenfalls landete ich zu guter Letzt in Mühltal, d.h. auf 782m. Da blieb mir nichts anderes übrig, als über die Strasse wieder zurück nach Thierbach (zur Erinnerung: 1175m) zu radeln - somit habe ich diesem Tag mindesten 1121Hm (eher deutlich mehr) bewältigt, dazu 29km Strecke.
Leider war meine Woche Österreich damit schon fast zu Ende, mir blieb noch eine Tagestour, und die startete ich in Schwarzenau, auf ca. 950m. Von da bin ich in an der Schönanger- und der Kundlalm vorbei bis hinauf zur Gressensteinalm (1807m). Der Weg da hinauf war das landschaftlich Schönste, was dieser Urlaub zu bieten hatte - und das will was heißen.
Meine Kondition ist scheinbar im Laufe des Urlaubs besser geworden, denn als ich nach der Abfahrt wieder an der Schönangeralm (1180m) war, bin ich noch mal links abgebogen und habe mir die andere Bergflanke des Tals angesehen und bin dabei wieder auf über 1500m gefahren. Ich schätze die gefahren Höhenmeter mal auf 1300. Dazu 35km Streckenlänge; insgesamt war ich an dem Tag 6 Stunden unterwegs (mit vielen Pausen, auch zum Sonnen, denn der Spätsommer meinte es sehr gut mit mir).
Die Wildschönau ist übrigens noch Moutainbike Entwicklungsland - Wanderer gibt es viele, die mich aber immer anschauten, als käme ich vom Mars. Sollte das den meisten Biker etwa schon zu ungemütlich zu fahren sein? Ich fand es jedenfalls wunderschön. Und ich muss sagen: Berge sind anstrengend, können aber süchtig machen. Ich will doch sehr hoffen, dass dies nicht mein letzter Bike-Urlaub war.
Der Autor - Menue
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