Buchzitate

Gehören sie auch zu den Leuten, die gerne Bücher lesen, wenn die Dinger nur nicht so viele Seiten hätten? Dann sind sie hier genau richtig. Statt sich durch den ganzen Schmöcker zu kämpfen stehen hier die interessantesten Zitate rausgeschreiben. Dazu noch eine Bewertung, ob es sich doch lohnt, das ganze Teil zu lesen. Meistens gibt es auch noch einen Plot oder sonst irgendwas wissenswertes. Falls es einen Plot gibt, gilt natürlich: "May contain spoilers". Nebenbei: Ich reiße die Zitate natürlich völlig aus dem Zusammenhang und kürze teilweise auch daran rum. Wahrscheinlich ist es nicht ganz leicht, immer den richtigen Sinn zu raten.

Dan Simmons - Phases of Gravity
Jostein Gaarder - Maya oder das Wunder des Lebens
Stanislaw Lem - Solaris
Dan Simmons - Hyperion
Dan Simmons - Das Ende von Hyperion
Dan Simmons - Endymion
Dan Simmons - The Rise of Endymion
Günter Grass - Katz und Maus
Arthur C. Clarke - The songs of distant earth
William Shakespeare - Hamlet
Thomas Mann - Buddenbrooks
Neal Stephenson - Cryptonomicon
John Steinbeck - Of mice and men
Bill Bryson - A Short Story of nearly everything
Milan Kundera - Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins
John Irving - The World according to Garp
Iain M. Banks - Look to Windward
Dan Simmons - Illium
Dan Simmons - Olympos
Simone de Beauvoir - Alle Menschen sind sterblich
William Shakespeare - The Tempest
Charles Stross - Singularity Sky
Dan Simmons - Im Auge des Winters
Robert Charles Wilson - Spin
Zane Grey - The heritage of the desert
Helge Schneider - Globus dei
Arthur C. Clarke - The ghost from the grand banks
Dan Simmons - The Terror
Adam Thirlwell - Politics
John Griesemer - Rausch
Philip K. Dick - The Man in the high castle
William Shakespeare - Othello
Dan Simmons - Lovedeath-Liebe und Tod
Stieg Larsson - Verblendung
Robert Charles Wilson - Blind Lake
Anthony McCarten - Death of a Superhero
Scott Lynch - The Lies of Locke Lamora
Scott Lynch - Red Seas under red Skies
Paulo Coelho - Der Alchimist
Ken Follet - World without End
Ken Grimwood - Replay-Das zweite Spiel
Robert Charles Wilson - Julian Comstock
Vernor Vinge - A Deepness in the Sky
Paulo Coelho - Elf Minuten
William Boyd - Restless
Andreas Eschbach - Ausgebrannt
Christopher Moore - Die Bibel nach Biff

Dan Simmons: Phases of Gravity

Plot:Der (fiktive) ehemalige ehemaliger Apollo Astronaut Richard Baedecker steckt in der Midlife-Crisis. Im ersten Kapitel besucht er auf einer Geschäftreise seinen Sohn Scott in Indien, wo dieser bei einem dubiosen Guru Erleuchtung sucht. Maggie, eine Freundin von Scott freundet sich mit Baedecker an. Im zweiten Kapitel besucht er dann seine Heimatstadt und beschließt, die beiden Apollo Kollegen, die mit ihm zum Mond geflogen sind, zu besuchen. In Kapitel drei macht er mit dem einen der beiden, Gavin, der mittlerweile christlicher Predigter geworden ist, eine Bergtour, auf der auch Maggie wieder dabei ist. Kapitel vier fängt mit der Beerdigung des zweiten Apollo Kollegen an und erzählt in Rückblenden von Baedeckers Besuch bei ihm ein paar Monate vor dessen Unfalltot. Baedecker klärt die Ursache für das Unglück und befreit seinen Sohn aus dem Ashram in den Rockies, in den es ihn zwischenzeitlich verschlagen hat. Im abschließenden Kapitel deutet sich Baedeckers Rückkehr zur NASA an und er trifft einen weisen Indianer, als er Maggie besuchen fährt.
Bei Licht betrachtet gibt es nicht furchtbar viel Rahmenhandlung und fast keine "Action". Es gibt immer wieder Geschichten-in-der-Geschichte, in denen man mehr aus Baedeckers Leben erfährt.
Bewertung: Kriegt von mir 5 von 5 möglichen Sternen (oder 98%)
Zitate:
Maggie:"I went to India to see how he (Scott) was doing because I believed that he was passionately involved in asking questions that I happen to think are important. [...] I was wrong. He wasn't interested in asking questions, only in finding answers."
"What's the difference?" asked Baedecker. [...]
"The difference is that Scott took the line of least resistance," said Maggie, "Like most people, he found it too uncomfortable to be out in the open, unsheltered by some shadow of authority. So when the questions got too hard, he settled for easy answers."

"I guess Tom and Deedee just represent a certain type that I have strong reservations about," she said.
"Born-again Christians?" said Baedecker.
Maggie shook her head. "No, people who trade their brains in for sacred truths that can be boiled down to poster slogans."

"It fucks up the celebration."
"Celebration?" said Gavin. "What celebration?"
"Come here," said Lude, standing and turning to the west. He led Gavin and Baedecker to the edge of the precipice. "Celebration of that," said Lude and swung his right arm in an arc that took in peaks, plateau, and sky. [...]
"You're a goddamned fool." [...]
Baedecker shook his head. "A celebrant," he said and took five steps and leaped.

"I believe in the richness and mystery of the universe; and I don't believe in the supernatural."

Jostein Gaarder: Maya oder das Wunder des Lebens

Plot: Eine mehrfache Geschichte in der Geschichte. Ein englischer Autor zitiert einen Brief eines norwegischen Evolutionsbiologe, den er auf den Datumsinseln getroffen hat. Der Biologe, dessen Ehe nach dem Tod der gemeinsamen Tochter zerbrochen ist, erzählt in dem Brief an seine Ex-Frau von seinem Aufenthalt auf den Datumsinseln. Dort trifft er ein spanisches Päärchen, die sich in rätselhaften Bildern unterhalten. Die Frau kommt ihm bekannt vor.
Ein paar Monate später trifft er die beiden unter seltsamen Umständen in Spanien wieder, und ihm wird klar, woher er die Frau kennt: Sie ähnelt einem Akt von Goya. Der Rest der Handlung ist zu vertrackt, um ihn hier halbwegs verständlich wiederzugeben. Es sei nur darauf hingewiesen, dass der Autor auch in diesem Buch mit den Erzählebenen und der Realität spielt.
Das beste Kapitel heißt übrigens "Mückenmann für einen Gecko" und es ist ein Gespräch zwischen dem alkohlabhängigen Biologen und einem Gecko, der auf seiner Gin-Flasche hockt.
Bewertung: vier von fünf Sternen
Zitate:
"Ich fragte mich, ob ich mich in meiner Wissenschaft verirrt und die Fähigkeit verloren hatte, in jeder einzelnen Sekunde auf der Erde das magische Abenteuer zu sehen. Ich dachte darüber nach, in wie hohem Maß die Naturwissenschaft es sich zum Programm gemacht hat, absolut alles erklären zu wollen. Worin sich natürlich die Gefahr versteckt, allem gegenüber, das sich nicht erklären lässt, vollständig blind zu werden."

"Wenn wir erst einmal die großen Städte verlassen haben, dann befinden wir uns bei Anbruch der Nacht sofort weit draußen im Weltraum, dachte ich. Aber ein ständig wachsender Teil der Menschheit lässt sich in einen optischen Treibhauseffekt einwickeln und vergisst so, wer wir sind und woher wir kommen. So wie Natur für viele synonym geworden ist mit Fernsehbildern, Topfblumen und Vögeln im Käfig, ist der Weltraum etwas, das wir uns im Planetarium ansehen."

"Die Frage ist, ob wir mehr begreifen könnten - also vom innersten Wesen der Welt - , wenn unser Gehirn zum Beispiel zehn Prozent größer und fünfzehn Prozent effektiver wäre. Was meinst du? Glaubst du, wir sind so weit gekommen, wie es uns überhaupt nur möglich ist, mit jeder Sorte Gehirn, egal in welcher Größe? Wir können die Tatsache nicht leugnen, dass es prinzipiell unmöglich sein kann, viel mehr zu verstehen als wir ohnehin schon tun. [...] Was ich bezweifle, ist, dass es prinzipiell möglich ist, viel mehr von den Geheimnissen dieses Universum zu verstehen, als die Menschen das schon tun. Auf diese Weise reduzieren sich alle Fragen, die ich stellen könnte, auf die Frage, ob das Universum noch weitere Geheimnisse hergeben kann. Ich meine: Wenn du einen Meteor findest, kannst du herausfinden, wie viel er wiegt, was sein spezifisches Gewicht ist und nicht zuletzt aus welchen chemischen Substanzen er besteht. Aber wenn du das alles untersucht hast, kannst du dem Stein keine weiteren Geheimnisse mehr entlocken. Dann ist er einfach das, was er ist, [...] aber wir sind nicht weitergekommen. Denn was ist ein Stein? [...]
Ich sag ja nur, dass die Ära der Wissenschaft sich wahrscheinlich ihrem Ende nähert. Wir haben unser Ziel erreicht und das Ziel ist das Bewusstsein des langen Weges zu diesem Ziel. Vielleicht hat die Wissenschaft das Ende ihres Weges erreicht, vielleicht wissen wir schon alles, was sich zu wissen lohnt. Und wenn ich 'wir' sage, dann merk dir bitte, dass ich nicht nur uns beide meine, ich schließe alle anderen potenziellen Gehirne im ganzen Universum mit ein."

"Übersicht über einen Handlungsverlauf erhalten wir erst, wenn uns diese Übersicht nicht mehr viel nützt. Niemals kann der Donner uns vor dem Blitz warnen. Wer das Schicksal durchschauen will, muss es überleben."

"Es gibt eine Welt. Der Wahrscheinlichkeit nach grenzt das ans Unmögliche. Es wäre viel begreiflicher, wenn es einfach nichts gäbe. Dann könnte sich auch niemand fragen, warum es nichts gibt."

"Wenn es einen Gott gibt, dann ist er nicht nur schlampig im Spuren hinterlassen. Vor allem ist ein Meister im Sich verstecken."

"Wir müssen natürlich zugeben, dass es sehr beeindruckend ist, eine ganze Welt zu erschaffen. Aber noch beeindruckender wäre es, wenn eine ganze Welt sich selbst erschaffen hätte."

"Wenn unsere Traumbilder sich selbst in den Arm kneifen, ohne zu erwachen, sind wir es selbst. Dann sind wir das Rätsel, das niemand löst, wir sind das Abenteuer, eingesperrt im eigenen Bild. Wir sind das, was geht und geht, ohne zur Klarheit zu gelangen."

Stanislaw Lem: Solaris

Plot: Der Pyschologe Kris Kalvin besucht eine Forschungsstation, die sich im Orbit über dem Planet Solaris befindet. Der Planet ist mit einer Art Ozean bedeckt, der als ganzes ein intellegentes Lebewesen sein könnte - oder auch nicht.
Die wenigen anderen Forscher auf der Station isolieren sich von einander. Jeder von ihnen hat einen ungewöhnlichen Besucher. Was damit gemeint ist merkt Kris als seine Ex-Freundin, die er vor Jahren in den Selbstmord getrieben hat, neben ihm aufwacht.
Bewertung: zwei von fünf Sternen
Zitate:
"A god limited in his omniscience and power, fallible, incapable of foreseeing the consequences of his acts, and creating things that lead to horror. He is a sick god, whose ambitions exceed his powers, and who does not realize it at first. [...] He has created eternity, which was to have measured his power, and which measures his unending defeat. [...] This god has no existence outside of matter. He would like to free himself from matter, but he cannot."
"What you have in mind is an evolving God, who develops in the course of time, grows, and keeps increasing in power while remaining aware of his powerlessness. For your god the divine condition is a Situation without a goal. And understanding that, he despairs. But isn't this despairing god of yours mankind, Kelvin?"

"That is the only god I could imagine believing in, a god whose passion is not a redemption, who saves nothing, fulfils no purpose - a god who simply is."

Dan Simmons: Hyperion - Das Ende von Hyperion - Endymion - The Rise of Endymion

Plot: Die Simmons'sche Weltraum-Oper knackt im Ganzen locker die 2000 Seiten Marke und die Handlung in ein paar Sätzen zusammenfassen kann nicht klappen - zumal es gegen Ende auch den einen oder anderen logischen Bruch im Plot gibt. Ich versuche mich trotzdem mal an einem knappen Abriss:
Also, das erste Buch handelt von einer Pilgerfahrt im 29. Jahrhundert. Während der Reise zu den mysteriösen Zeitgräbern auf Hyperion erzählen sich die sieben Pilger gegenseitig die Geschichte, wegen der sie für diese letzte Pilgerfahrt ausserwählt wurden.
Im zweiten Buch kommt es zu dem erwarteten Krieg mit den Ousters, doch zeichnet es sich mehr und mehr ab, dass der alles kontrollierende TechnoCore (oder Elemente davon) der eigentliche Feind der Menschheit ist.
Buch Nummer 3 spielt fast 300 Jahre nach dem Fall des Weltnetztes. Die Neue Macht im menschlichen Universum ist die katholische Kirche: Seit die die Unsterblichkeit in Form eines kreuzförmigen Parasiten vermarktet kann sie einen regen Mitgliederzuwachs verzeichnen.
Die Tochter von Brawne Lamia aus den Büchern eins und zwei gelangt durch die Abkürzung der Zeitgräber in diese Zeit und wird von Raul Endymion, einem Abenteurer, der von einem gewissen Martin Silenius beauftragt wurde, vor der sie jagenden Curie gerettet.
Glücklicherweise hat Aenea - Brawnes' Tocher - ein glückliches Händchen mit den eigentlich seit dem Fall des Cores nutzlosen Farcastern und so flüchtet man über mehrere Welten, die einst der Netz-Fluß Tethys verband, um zu guter letzt auf der alten Erde zu landen.
Die Handlung des vierten Buchs beginnt vier Jahre nach Nummer drei. Aenea hat eine Ausbildung als Architektin absolviert (bei einem rekonstruierten Frank Lloyd Wright) und macht sich jetzt auf, auf diversen Welten ihren Job auszuüben und nebenbei Keimzellen für Revolten gegen die Kirche zu pflanzen.
Raul macht sich derweil auf die Suche nach dem Raumschiff des Konsuls (aus den Büchern eins und zwei), dass man zu Beginn von Buch 3 auf einem unbekannten Planeten zurückgelassen hatte.
Die beiden Treffen sich wieder auf einem Planeten, der nur aus Gebirge besteht und von Buddhisten bewohnt wird.
Es stellt sich raus, dass die Kirche ihren Aufstieg der Tatsache verdankt, dass sie mit den Resten des Core paktiert. Aenea gelingt es schließlich, allen Menschen dafür die Augen zu öffnen und eine neue Stufe der menschlichen Evolution einzuläuten.
Bewertung:
Hyperion: fünf von fünf Sternen (oder 99%)
Das Ende von Hyperion: fünf von fünf Sternen (oder 86%)
Endymion: drei von fünf Sternen (45%)
The Rise of Endymion: vier von fünf Sternen (65%)
Zitate: aus "Hyperion":
"Die Zen-Gnostiker würden sagen, diese Leere sei ein gutes Zeichen; sie bedeute Offenheit für neue Bewußtseinsebenen, neue Einsichten, neue Erfahrungen.
Merde.
Meine Leere ist nur...Leere."

"Ich, in jesuitischer Logik geschmiedet und im Kältebad der Wissenschaft gehärtet, begriff doch in diesem Augenblick das uralte Verlangen eines jeden gottesfürchtigen Menschen nach einer anderen Art der Furcht: dem Kitzel des Exorzismus, dem gedankenlosen Strudel der Derwisch-Bessenheit, dem Marionettentanzritual des Tarot und der fast erotischen Unterwerfung von Seancen, dem Zungenreden und der Trance der Zen-Gnostiker. In diesem Augenblick wurde mir klar, wie gewißlich die Bestätigung von Dämonen oder die Beschwörung Satans irgendwie die Wirklichkeit ihrer mythischen Antithese - des Gottes Abrahams - bestätigen kann."

"'Dad', sagte Rachel, 'ich möchte dir eine Frage stellen, die ich etwa eine Million Male gestellt habe, seit ich zwei war. Glaubst du an Gott?'
Sol hatte gelächelt. Er hatte keine andere Wahl gehabt als ihr die Antwort zu geben, die er ihr schon eine Million Male gegeben hatte. 'Ich warte darauf', sagte er."

"'Mich interessiert die Geschichte von Abraham', unterbrach in Sol. 'Ich meine, ich habe Erfahrung mit anderen ethischen Systemen, aber es fällt mir schwer, eines zu verstehen, das damit anfängt, dass ein Vater den Befehl erhält, seinen Sohn zu töten.'
'Nein, nein, nein!', rief der Rabbi und fuchtelte mit seltsam kindlichen Fingern vor sich. 'Als der Zeitpunkt gekommen war, hat Gott Abrahams Hand gehindert. Er hätte kein Menschenopfer in seinem Namen zugelassen. Der Gehorsam gegenüber dem Willen des Herrn war...'
'Ja', sagte Sol. 'Gehorsam. Aber es steht geschrieben: "Da aber streckte Abraham die Hand aus und nahm das Messer, seinen Sohn zu opfern." Gott muss Abraham in die Seele gesehen und festgestellt haben, dass er bereit war, Isaak zu töten. Eine bloße Zurschaustellung von Gehorsam ohne innere Überzeugung hätte der Gott der Genesis nicht gelten lassen. Was wäre geschehen, wenn Abraham seinen Sohn mehr geliebt hätte als Gott?'"

"Sie war stets der Meinung gewesen, dass die Essenz des menschlicher Erfahrung nicht primär in den Höhepunkten lag, den Hochzeitstagen und Triumphen, die wie rot im Kalender angestrichene Tage herausragten, sondern mehr im nebensächlichen Strom von Kleinigkeiten - dem Wochenendnachmittag, den jedes Familienmitglied auf seine Weise verbrachte, mit zufälligen und unwichtigen Begegnungen und unwichtigen Gesprächen - Stunden, deren Summe eine Synergie schuf, die wichtig und ewig war."

"-Kann das Abrahams Antwort an Gott gewesen sein? Dass er das Opfer sein würde, nicht Isaak?
- Die von Abraham hätte es sein können. Deine kann es nicht sein.
- Warum nicht?
Wie als Antwort hatte Sol eine Fiebervision nackter Erwachsener, die an bewaffneten Männern vorbei zu den Öfen schritten, von Müttern, die ihre Kinder unter Mantelstapeln versteckten. Er sah Männer und Frauen, deren Haut in verbrannten fetzten herabhing, die bewusstlose Kinder aus der Asche trugen, die einmal eine Stadt gewesen war. Sol wusste, diese Bilder waren keine Träume sondern Szenen aus dem Ersten und Zweiten Holocaust, und als er das begriffen hatte, wusste er, noch ehe die Stimme in seinen Gedanken weitersprach, wie die Antwort ausfallen musste.
- Die Eltern haben sich selbst dargeboten. Das Opfer ist schon akzeptiert worden. Da haben wir hinter uns.
- Was dann? Was!
Schweigen antwortete ihm. Sol stellte sich in die grelle Sonne und kippte fast um. Ein schwarzer Vogel kreiste über ihm oder in seiner Vision. Sol schüttelte die Faust zum grauen Himmel hinauf.
- Du benutzt Nazis als deine Instrumente? Wahnsinnige? Ungeheuer! Du bist ein Ungeheuer!
- Nein.
[...] Für Abraham war die richtige Antwort Gehorsam, dachte Sol. Ethisch gesehen war Abraham selbst ein Kind. Das waren alle Menschen damals. Die richtige Antwort für Abrahams Kinder war, zu Erwachsenen zu werden und sich selbst statt dessen darzubieten.
- Welchen Grund kann es dafür geben?
- Welchen ersichtlichen Grund gibt es für alle Formen von Leid, die die Menschheit erdulden mußte?
- Genau, dachte Sol und fragte sich, ob er gerade zum ersten mal einen Punkt gemacht hatte. Er bezweifelte es
- Die Tatsache, dass etwas nicht sichtbar ist, bedeutet nicht, dass es nicht existiert.
- Das ist umständlich. Man sollte nicht dreimal "nicht" verwenden müssen, um eine Aussage zu machen. Besonders, um etwas so banales wie das zu sagen."

Aus "Das Ende von Hyperion":
"Wenn unsere Rasse das wahre Satori erreichen will, wenn wir der nächsten Stufe des Bewußtseins und der Evolution teilhaftig werden wollen, [...] dann müssen alle menschlichen Verrichtungen bewußte Versuche werden, Kunst zu schaffen."

"Sie glauben, dass das Shrike der Antichrist ist?" [...]
"Es ist noch nicht lange her, da wäre ich begeistert gewesen, einen Antichristen zu entdecken ... sogar die Präsenz einer antigöttlichen Macht hätte ausgereicht, meinen schwinden Glauben an jedewede Form einer Gottheit zu stützen." [...]
"Und darum haben sie den Glauben verloren?"
Duré sah Sol an. "Im Gegenteil, ich kam zu der Überzeugung, dass der Glaube noch wichtiger ist. Qual und Dunkelheit sind unser Los seit dem Sündenfall der Menschheit. Aber es muß eine Hoffnung geben, dass wir uns auf eine höhere Ebene entwickeln können ... dass das Bewußtsein sich auf eine höhere Stufe entwickeln kann, die gütiger ist als ein von Gleichgültigkeit erfülltes Universum."
Sol blickte auf, als ein Dutzend stecknadelkopfgroßer Lichter sich zu Schockwellen von Plasmaexplosionen weit draußen im All entfalten. "Ich wünschte, wir verfügten über die Technik, Gott mit gleichen Mitteln zu bekämpfen", sagte er mit leiser, gepreßter Stimme. " Es ihm auf seinem Grund und Boden zu zeigen. Alle der Menschheit zugefügten Ungerechtigkeiten heimzuzahlen. Ihm ermöglichen, seine anmaßende Arroganz sein zu lassen oder zur Hölle gepustet zu werden."

"Mit plötzlicher Klarheit, die über seine unmittelbaren Schmerzen und die Trauer hinausging, begriff Sol Weintraub auf einmal, warum Abraham bereit war, seinen Sohn Isaak zu opfern, als der Herr es ihm befohlen hatte.
Es war kein Gehorsam.
Es war nicht einmal so, dass er die Liebe zu Gott höher bewertete als die Liebe zu seinem Sohn.
Abraham stellte Gott auf die Probe.
Indem er das Opfer im letzten Augenblick ablehnte, indem er dem Messer einhalt gebot, hatte sich Gott - in Abrahams Augen und im Herzen seines Sprößlings - da Recht erworben, der Gott Abrahams zu werden.
Sol erschauderte, als er darüber nachdachte, dass kein Posieren von seiten Abrahams, kein Vorschützen seiner Bereitschaft, den Jungen zu opfern, dazu hätte dienen können, dieses Band zwischen höherer Macht und Menschheit zu schmieden. Abraham hatte im Innersten seines Herzens wissen müssen, dass er den Jungen töten würde. Die Gottheit, welche Form sie auch damals angenommen haben mochte, musste überzeugt von Abrahams Entschlossenheit sein, musste die Trauigkeit und Entschlossenheit zu vernichten, was Abraham das teuerste im Universum war, spüren.
Abraham musste kein Opfer bringen, erfuhr aber ein für allemal, dass sein Gott ein Gott war, dem man vertrauen und gehorchen konnte. Kein anderer Test hätte dazu ausgereicht.
Aber warum, fragte sich Sol, als er sich an den die Steinstufen der Sphinx klammerte, die sich auf dem stürmischen Meer der Zeit zu heben und senken schien, warum wurde dieser Test wiederholt? Welche schreckliche neuen Offenbarungen warteten auf die Menschheit?
Da begriff Sol - aufgrund des wenigen, was Brawne ihm erzählt hatte, aufgrund der während der Pilgerfahrt erzählten Geschichten, aufgrund persönlicher Offenbarungen in den vergangen paar Wochen - , dass die Bemühungen der HI der Maschinen, was immer das auch sein mochte, die geflohene Empfindungs Komponente der menschlichen Gottheit aus ihrem Versteck zu locken, vergeblich sein würden. [...]
Wenn Gott eine Evolution durchmachte, und Sol war überzeugt, das musste auch auf Gott zutreffen, dann ging diese Evolution in Richtung Empfindung - zu einem gemeinsamen Leiden, nicht zu Macht und Herrschaft. [...]
Empfindung und Liebe waren untrennbar und unerklärlich. [...]
Liebe, das banalste aller Dinge, die klischeehafteste aller religiösen Motivationen, besaß - wie Sol jetzt wusste - mehr als die starke Wechselwirkung oder die schwache Wechselwirkung oder der Elektromagnetismus oder die Schwerkraft. Liebe war diese anderen Kräfte, wurde Sol deutlich. Die bindende Leere, die Subquantenunmöglichkeit, war nicht mehr und nicht weniger als Liebe.
Aber konnte Liebe das sogenannte anthropische Prinzip erklären, über das Wissenschaftler mehr als sieben Jahrhunderte immer wieder den Kopf geschüttelt hatten. [...] Sieben Jahrhunderte lang hatten die Existenz von universellen Vereinheitlichungstheorien und Hyperstring-Post-Quantenphysik und ein vom Core entworfenes Bild des Universums als in sich geschlossene und grenzenlos, ohne Urknallsingularität oder korrespondierende Endpunkte die Rolle Gottes weitgehend eliminiert. [...] Das moderne Universum brauchte keinen Schöpfer; duldete nicht einmal einen Schöpfer. Da war kein Platz für Liebe.[...]
Wenn er recht hatte - was er nicht wusste, aber fühlte - dann war die Liebe ebensosehr mit der Struktur des Universums verknüpft wie Schwerkraft und Materie/Antimaterie. Der Platz für eine Art Gott befand sich nicht im Netz zwischen den Mauern, noch in den Singularitätsritzen im Pflaster, noch irgendwo vor oder jenseits der Sphäre der Dinge - sondern in jedem Grundbaustein aller Dinge.

Aus "Endymion:"
"Since I was a boy on the moors, standing apart to watch smoke from the peat fires from within the protective ring of circled caravans, waiting for the stars to appear, then seeing them cold and indifferent in the deepening lapis sky and wondering about my future while waiting for the call that would bring me in to warmth and dinner, I have a sense of the irony of things. So many important things pass quickly without beeing understood at the time. So many powerful moments are buried beneath the absurd."

"I always liked the outdoors," I said truthfully. "Camping. Beeing away from things. Something about nature makes me feel ... I don't know... connected to something larger". [...]
"Father thought that the first stage of human happiness was a 'fellowship with essence'. By that, father meant an imaginative and sensous response to nature... just the sort of things you were discribing earlier [...] Father included poetry and music and art as part of that response to nature. It's a fallible but but human way of resonating to the universe - nature creates that energy of creation in us. For Father imagination and truth were the same thing. He once wrote 'The imagination may be compared to Adam's dreams - he awoke and found it true'."[...]
"Does that mean that fiction is truer than ... truth?"
"No, I think he meant... well, in the same poem he has a hymn to Pan -
Dread opener of the mysterious doors,
Leading to universal knowledge.

To Father, Pan became a sort of symbol for imagination...especally romantic imagination. Did you know, Raul, that Pan was the allegorical precursor to Christ? [...] Father thought that some people - not all - were moved by their response to nature to be stirred by that elemental , Pan-like Imagination."[...]
"Father thought that true friendship was on an even higher level than our response to nature, but that the highest level attainable was love.[...] Father meant erotic love. Sex."

"Part of my tired mind had been pondering theology during all this - not praying, but wondering about a cosmic god who allowed its creatures to torture each other like this. How many hominids, mammals, and trillions of other creatures had spent their last minutes in mortal fear such as this, their hearts pounding, their adrenaline coursing through them and exhausting them more quickly, their small minds racing in a hopeless quest of escape? How could any god discribe him- or herself as a god of mercy and fill the universe with fanged things such as this? I remembered Grandam Telling me about [...] Charles Darwin, [...] how - although raised a devout Christian even before the reward of the cruciform - he had become an atheist while studying a terrestial wasp that paralyzed some large species of spider, planted its embryo, and let the spider recover and go about its business until it was time for the hatched wasp larvae to burrow its way out of the living spider's abdomen."

"How long do you think these generators will hold out?" I said to the android.
"A few weeks, perhaps. [...] The place needs humans to maintain it."
"Entropy is a bitch"
"Now, now," said Aenea. "Entropy can be your friend."
"When?"
"It wears down Empires, and does in despotisms."

Aus "The Rise of Endymion":
"But it was beautiful. There was no arguing that. I looked at the cobalt sky, streaked with violet clouds, at the butter-rich light falling on pink adobe and and the wooden sill; I listend to the sound of children playing in the alley, [...] and I thought - To lose all this forever?
And I hallucinated Aenea's voice saying, To lose all this is the essence of being human[...]
"'Have you ever heard of Pascal's Wager, Raul? [...] Consider it, Raul - on one side, the chance of resurraction, immortality, an eternity in heaven, and benefiting from Christ´s light. On the other side ... how did you put it?'
'The Big Gulp' I said. 'Nada-Ness.'[...]
'Pascal's Wager never appealed to me. It seems logically ... shallow.'
'Perhaps because it posits only two choices. [...] Religion seems to have offered us the false duality. [...] The silences of infinite space or the cozy comfort of inner certainty.'"

"I have no wish to put the world and my sense images of the world behind me. And I know that Aenea feels the same about life - that involvement with it is like the Catholic Communion, only the World is the host, and it must be chewed."

"If there is a true religion in the universe, it must include that truth of contact or be forever hollow. To make love to the one true person who deserves that love is one of the few absolute rewards of being a human being..."

"'We know for a fact that Buddha refused to speculate with his disciples on wheater there was such a thing as life after death. 'Such question', he said 'are not relevant to the practice of the path and cannot be answeared while bound by the restrains of human existence.'[...]
'Eternity is in love with the production of time'. [...] M.Blake meant that time without ending is worthless time.'"

"'A monk has died; where has he gone? [...] It means that the monk is as dead as a doornail. He hasn't gone anywhere - more importantly, he has gone nowhere. But life has also gone nowhere. It continues, in a different form. Hearts are sorrowed by the monk's death, but life is not lessend. Nothing has been removed from the balance of life in the universe. Yet that whole universe - as reproduced in the monk's mind and heart - has itself died.[...]
The void which binds [...] acutal but unaccessible present in our universe is one of the prime causes for our species elaborating myth and religion, for our stubborn, blind belief in extrasensory powers, in telepathy and precognition, in demons and demigods and resurrection and reincarnation and ghosts and messiahs and so many other categories of almost-but-not-quite satisfying bullshit'.[...]
Perhaps those who will themselves hard enough to perceive something called the void which binds will have some internal experience that convinced them that it has happend. Perhaps it's all bullshit."

"'If you were a messiah, what would your message be?'
'Choose again', she said firmly.
'Care to elaborate on that?'
'No, that's the whole idea. Keep it simple. But name a category and you get the idea.'
'Religion'
'Chose again'[...]
'Almost everything interesting in the human experience is the result of an individual experiencing, experimenting, explaining and sharing. A hive mind would be the ancient television broadcasts, or life at the height of the datasphere... consensual idiocy.'"

Günter Grass: Katz und Maus

Plot: Der Erzähler berichtet die Geschichte seines Jugendfreundes Joachim Mahlke, mit dem er während des 2.Weltkrieges aufgewachsenen ist.
Bewertung: fünf von fünf Sternen
Zitate:
"[...]war ja Ministrant, zuerst unter Hochwürden Wiehnke in der Herz-Jesu-Kirche, dann unter Gusewski in der Marienkapelle. Machte noch mit, als ich den Glauben an den Zauber vor dem Altar schon lange, quasi mit dem Größerwerden verloren hatte. [...] War auch nie und bin bis heute nicht sicher, ob vielleicht doch etwas dahinter oder davor oder im Tabernakel..."

"Fast [...] wäre ich damals nach und nach fromm geworden, [...] wäre von nächtelangen Gesprächen mit Pater Alban, den Untersuchungen, inwieweit Lästerungen das Gebet ersetzten können, endlich entbunden, dürfte glauben, irgendetwas glauben, ganzgleichwas oder an die Auferstehung des Fleisches glauben."

"Auf der kleinen Neuschottlandbrücke starrten wir zuerst lange in den junimäßig ausgesternten Himmel, starrten dann - und jeder für sich - in den Bach.[...] 'Natürlich glaube ich nicht an Gott. Der übliche Schwindel, das Volk zu verdummen. Die einzige, an die ich glaube, ist die Jungfrau Maria. Deshalb werde ich auch nicht heiraten.'
Das war ein Sätzchen, knapp und wirr genug, um auf einer Brücke ausgesprochen zu werden."

Arthur C. Clarke: The songs of distant earth

Plot:Im frühen 21.Jahrhundert wird entdeckt, dass die Sonne in ca.1500 Jahren kollabieren wird und das Sonnensystem mit zerstört werden wird. In der verbleibenden Zeit plant die Menschheit, irgendwie ihren Fortbestand zu sichern. Erste Erfolge dieser Bemühungen sind eine Reihe von Saatschiffen, u.a. erreicht im 32. Jahrhundert ein solches die fast völlig mit einem Süßwasserozeanbedeckte Welt Thalassa.
Kurz vor dem endgültigen Weltuntergang im 37.Jahrhundert startet mit der Magellan ein letztes Schiff mit den letzten Überlebenden der Erde und ihrem Vermächtnis. Auf dem Weg zu einem entfernten Planeten, den sie besiedeln wollen, müssen sie nach 250 Jahren im Kälteschlaf auf Thalassa einen Zwischenstopp einlegen.
Die unerwarteten Gäste wirbeln die kleine menschliche Kolonie auf Thalassa ziemlich durcheinander, und zu allem Überfluss zeigen auch noch die riesigen Langusten, die auf dem Grund des thalassischen Ozeans hausen, erste Anzeichen von Intelligenz.
Bewertung: vier von fünf Sternen
Zitate:
"'You say you can't ride a bicycle![...]The most efficient method of transportation ever invented'"

" The membership of the Thalassan Academy of science was limited to [...] 256. Magellan's Science Officer approved of such exclusivity; it maintainend standards."

" He felt like a young student again, confronted with all the art and knowledge of mankind. The experience was both exhilarating and depressing; a whole universe lay at his fingertips, but the fraction of it he could explore in an entire lifetime was so negligible that he was sometimes almost overwhelmed with despair. He was like a hungry man presented with a banquet so staggering that it completely destroyed his appetite."

" 'Frankly, I can't understand what you see in him.'
Mirissa almost smiled. How many men, she wondered, had said that to how many women in the course of human history? [...]
The major part was the mysterious chemistry of love, beyond rational analysis, inexplicable to anyone who did not share the same illusion."

" For more than a thousand years, they had lived in the shadow of an illusion - almost a religion. And, like any religion, it had performed an essential role in their society; it had given them goals beyond themselves, and purposes to their lives."

" Kumar lived in the world of immediate experience; only the here and now of Thalassa was important to him. 'How I envy him' Kaldor had once remarked. 'He's a creature of today - not haunted by the past or fearful of the future!'"

" The trouble with the word god is that it never meant the same thing to any two people - especially if they were philosophers.[...] Instead it was replaced by a whole constellation of specialized words. This at least stopped people arguing at cross-purposes, which caused ninety per cent of the trouble in the past.
The personal god, sometimes called God one, became Alpha. It was a hypothetical entity supposed to watch over the affairs of every day life and to reward good and punish evil, usually in a vaguely described existence after death. [...]
Then there was a God who created the universe and might or might not have had anything to do with it since then. That was Omega.[...]
Alpha was inextricable entangled with religion - and that was its downfall. It might still have been around right up to the destruction of the earth if the myriads of competing religions had left each other alone. But they couldn't do that, because each claimed to possess the One and Only Truth. So they had to destroy their rivals -which means, in effect, not only every other religion but dissenters inside their own faith.[...]
It's quite possible that religion was essential to early human societies. [...] Not until it became corrupted by power and privilege did religion become an essentially antisocial force, the great good it had done eclipsed by greater evils. [...]
All religions were fundamentally immoral, because the superstitions they peddeld wrought more evil than good.[...]
Don't believe anything I've told you - merely because I said it. No serious philosophical problem is ever settled. Omega is still around - and sometimes I wonder about Alpha..."

" She asked about God, of course; but perhaps her shrewdest question was one I was quite unable to answear.
Soon after her beloved young brother was killed, she asked me 'What is the purpose of grief? Does it serve any biological function?'"

William Shakespeare: Hamlet

Plot: Der Dänenprinz Hamlet unterbricht sein Studium im Ausland, weil sein Vater gestorben ist. Dessen Bruder hat sich selbst als Nachfolger des Königs eingesetzt und auch rubbel-die-Katz Hamlets Mutter geheiratet.
Hamlet erscheint der Geist seines Vater, der ihm steckt, dass er von seinem Bruder vergiftet wurde und der von seinem Sohn Rache fordert. Hamlet kriegt das zunächst nicht auf die Kette und er stellt sich verrückt, um die Vorgänge am Hof genau zu analysieren, bevor er handelt.
Eine Intrige seines Onkels soll ihn eigentlich aus dem Weg schaffen, aber er kehrt zum großen Schlachtfest zurück, bei dem praktisch alle Haupt- und Nebenrollen irgendwie ins Gras beissen.
Bewertung: fünf von fünf Sternen
Zitate:
"I could be bounded in a nutshell and count myself a king of infinite space"(II,2)

"What a piece of work man is, how noble in reason, how infinite in faculties, in form and moving how express and admirable, in action how like a angel, in apprehension how like a god; the beauty of the world...."(II,2)

"To be or not to be, that is the question: [...] But that the dread of something after death, the undiscovered country, from whose bourn no traveller returns [...] Thus conscience does make cowards of us all..."(III,1)

"What is a man if his chief good and market of his time be but to sleep and feed? A beast, no more."(IV,4)

"The rest is silence" (V,2)

Thomas Mann: Buddenbrooks

Plot: Erzählt wird die Geschichte der Patrizierfamilie Buddenbrook in Lübeck über mehrere Jahrzehnte des 19.Jahrhunderts. Johann Buddenbrook hat vier Kinder: Thomas, Antonie, Christian und Clara. Nach seinem Tod übernimmt Thomas die Geschäfte zunächst recht erfolgreich, betätigt sich auch politisch und bringt es zu hohem Ansehen. Nach einer relativ späten Hochzeit ist ihm nur ein Nachwuchs vergönnt: der eher schwächlich-träumerische Hanno, der vor allem die musische Begabung seiner Mutter geerbt hat. Thomas verzettelt sich geschäftlich in Kleinkrämerei und stirbt früh, aber nur ein paar Jahre vor seinem Sohn, den der Typhus dahin rafft. Sein Bruder ist Zeit seines Lebens arbeitsscheu und vergnügungssüchtig, dazu ein Hypochonder. Nach dem Tod seiner Mutter und Thomas heiratet er eine Dirne, die ihn schließlich in eine Anstalt abschiebt. Antonie wird schon jung mit einem Kaufmann aus Hamburg verheiratet, dem sie ein Töchterchen schenkt. Dummerweise geht der Gute bankrott und Antonie kehrt als geschiedene Frau samt Tochter nach Lübeck zurück. Eine zweite Ehe ein paar Jahre später mit einem Münchner scheitert an den zu unterschiedlichen Weltanschauungen der feinen Dame und des rustikalen Bayern. Schließlich macht Antonies Tochter eine gute Partie, doch auch dieses Glück hält nicht lange an, da der gute Mann wegen geschäftlicher Unregelmäßigkeiten ins Kittchen muss. Am Schluss ist also nicht mehr viel über von dem Glanz der Familie.
Bewertung: drei von fünf Sternen
Zitate:
"Der Alte mochte sich erinnern, wie er vor 46 Jahren zum ersten mal am Sterbebette einer Gattin gesessen hatte, und er mochte die wilden Verzweiflung, die damals in ihm aufbegehrt war, die nachdenkliche Wehmut vergleichen, mit der er, nun selbst alt, in das veränderte, ausdruckslose und entsetzlich gleichgültige Gesicht der alten Frau blickte, die ihm niemals das große Glück, niemals einen großen Schmerz bereitet, die aber viele Jahre mit klugem Anstand bei ihm ausgehalten und nun ebenfalls langsam davonging.
Er dachte nicht viel, er sah nur unverwandt und mit einem leisen Kopfschütteln auf sein Leben und das Leben im allgemeinen zurück, das ihm plötzlich so fern und wunderlich erschien, dieses überflüssige geräuschvolle Getümmle, in dessen Mitte er gestanden, das sich unmerklich von ihm zurückgezogen hatte und nun vor seinem verwundert aufhorhcendem Ohr in der Ferne hallte...Manchmal sagte er mit halber Stimme vor sich hin:
'Kurios! Kurios!' "

"Denn obgleich die mündliche Rede lebendiger und unmittelbarer wirken mag, so hat doch das geschrieben Wort den Vorzug, dass es mit Muße gewählt und gesetzt werden konnte, daß es feststeht und in dieser vom Schreibenden wohl erwogenen und berechneten Form und Stellung wieder und wieder gelesen werden und gleichmäßig wirken kann."

"... und so besaß er Geist genug, um den Spruch von der bloßen symbolischen Bedeutung alles menschlichen Tuns zu seiner Lieblingswahrheit zu machen und alles, was an Wollen, Können, Enthusiasmus und aktivem Schwung sein eigen war, in den Dienst des kleinen Gemeinwesens zu stellen, in dessen Bezirk sein Namezu den ersten gehörte - sowie in den Dienst dieses Namens und des Firmenschildes, das er ererbte...
Geist genug, seinen Ehrgeiz, es im kleinen zu Größe und Macht zu bringen, gleichzeitig zu belächeln und ernst zu nehmen."

"So aber geschah es, dass Thomas Buddenbrook, der die Hände langend nach hohen und letzten Wahrheiten ausgestreckt hatte, matt zurücksank zu den Begriffen und Bildern, in deren gläubigem Gebrauch man seine Kindheit geübt hatte. Er ging umher und erinnerte sich des einigen und persönlichen Gottes, des Vaters der Menschenkinder, der einen persönlichen Teil seines Selbst auf die Erde entsandt hatte, damit er für uns leide und blute, der am jüngsten Tage Gericht halten würde und zu dessen Füßen die Gerechten im Laufe der dann ihren Anfang nehmenden Ewigkeit für die Kummernisse dieses Jammertals entschädigt werden würden... dieser ganzen, ein wenig unklaren und ein wenig absurden Geschichte, die aber kein Verständnis, sondern nur gehorsamen Glauben beansprucht und die in feststehenden und kindlichen Worten zur Hand sein würde, wenn die letzten Ängste kamen... Wirklich?"

"Was Direktor Wulicke persönlich betraf, so war er von der rätselhaften, zweideutigen, eigensinnigen und eifersüchtigen Schrecklichkeit des alttestamentarischen Gottes. [...] Es blieb nichts übrig, als ihn im Staube zu verehren und durch eine wahnsinnige Demut vielleicht zu verhindern, dass er einen dahinraffte in seinem Grimm und nicht zermalmte in seiner großen Gerechtigkeit..."

Neal Stephenson: Cryptonomicon

Plot: Es gibt allerlei Personen und Handlungsstränge in dem tausend Seiten Schmöker. Im wesentlichen geht es um japanisches Kriegsgold, dass während des zweiten Weltkriegs auf den Philipinen versteckt wird. Ein wenig geht es auch um verschlüsselte Nachrichten über dieses Gold oder andere Geheimoperationen während des Krieges und ihre Entschlüssung. Und dann ist da noch der Gegenwarts Handlunsgstrang, bei dem zufälligerweise ausgerechnet der Enkel des 2.WK Cryptoexperten im Auftrag seiner Internet-Startupfirma den Sohn des 2.WK Universal GIs trifft und nach und nach die Goldgeschichte aufdeckt.
Bewertung: drei von fünf Sternen
Zitate:
" 'Commemorating the Holocaust is not, not not not not, not the same thing as fighting to prevent future holocausts. Most of the commemorationists are just whinners. They think if everyone feels bad about past holocausts, human nature will magically transform, and no one will want to commit genocide in the future.'
'I take it you do not share this view, Avi?'
'Look at Bosnia' Avi scoffs. 'Human nature doesn't change, Randy. Education is hopeless. The most educated people in the world can turn into [...] Nazis just like that.' He snaps his fingers."

" '...If anyone was still alive in the bubble they died a long, slow death. May God have mercy with their souls.'
In other circumstances, the religious reference would make Randy uncomfortable, but here it seems like the only appropriate thing to say. Think what you will about religious people, they always have something to say at times like this. What would an atheist come up with? Yes, the organisms inhabiting that submarine must have lost their higher neural functions over a prolonged period of time and eventually turned into pieces of rotten meat. So what?"

"He goes out to join Doug, who is ritualistically lighting up a cigar. 'This is a good time to smoke,' he mumbles. 'Want one?'
'Sure. Thanks. [...] Why do you say it's a good time to smoke?'
'To fix it in your memory. To mark it.' "

"Even though he grew up in churches, raised by church people, Waterhouse [...] never really understood their attitudes about sex. Why did they get so hung up on that one issue, when there were others like murder, war, poverty, and pestilence? "

"But standing there and looking at these vortices he starts to wonder. Some people's insistence that 'Today I: smoke/am overweight/have a shitty attidude/am depressed because: my mom died of cancer/my uncle put his thumb up my butt/my dad hit me with a razor strop' seems kind of overly deterministic to Randy; it seems to reflect a kind of lazy or half-witted surrender to bald teleology. Basically, if everyone has a vested interest in believing that they understand everything, or even that people are capable in principle of understanding it (either because believing this dampens their insecurities about the unpredictable world, or makes them feel more intelligent than than other, or both) then you have an environment in which dopey, reductionist, simple-minded, pat, glib thinking can circulate, like wheelbarrows filled with inflated currency in the marketplace of Jakarta.
But things like the ability of some student's dead car to spawn repeating patterns of thimble-sized vortices a hundred yards downwind would seem to argue in favour of a more cautious view of the world, an openess to the full an true weirdness of the universe, an admisson of our limited human faculties. And if you've gotten to this point, then you can argue that growing up in a family devoid of gigantic and obvious primal psychological forces, and living a life touched by many subtle and even forgotten influences rather than one or two biggies (e.g., active participation in the church of satan) can lead, far downwind, to consequences that are not entirely devoid of interest"

" 'You should be a billionaire, Randy. Thank god you're not.'
'Why do you say that?'
'Oh, because then you'd be a highly intelligent man who never has to make difficult choices - who never has to exert his mind. It is a state much worse than being a moron.' "

"But that's bullshit! [...] Can't you recognize bullshit? Don't you think it would be a useful item to add to your intellectual toolkits to be capable of saying, when a ton of wet steaming bullshit lands on your head, 'My goodness, this appears to be bullshit'? "

John Steinbeck: Of mice and men

Plot: Der clever George und der bärenstarke, geistig zurückgeblieben Lennie ziehen als Wanderarbeitet in der landwirtschaft im amerikanischen Westen der dreissiger durch die Lande. Sie träumen von einer eigenen kleinen Farm und etwas Land. Als Lennie aus versehen die Schwiegertochter ihres aktuellen Arbeitgebers umbringt, platzen ihre Träume endgültig.
Bewertung: fünf von fünf Sternen
Zitate:
"I seen hunderds of men come by on the road an` on the ranches, with their bindels on their back an` that same damn thing in their heads. Hunderds of them. They come, an` they quit an` go on; an` every damn one of `em's got a little piece of land in his head. An` never a God damn one of `em ever gets it. Just like heaven. Every`body wants a little piece of lan`.I read plenty of books out here. Nobody never gets to heaven, and nobody gets no land. It's just in their head."

"The sun streaks were high on the wall by now, and the light was growing soft in the barn. Curley's wife lay on her back, and she was half covered with hay.
It was very quiet in the barn, and the quiet of the afternoon was on the ranch. Even the clang of the pitched [horse-]shoes, even the voices of the men in the game, seemed to grow more quiet. The air in the barn was dusky in advance of the outside day. A pigeon flew in through the open hay door and circled and flew out again. Around the last stall came a shepherd bitch, lean and long, with heavy, hanging dugs. Halfway to the packing box where the puppies were she caught the dead scent of Curley's wife, and the hair arose along her spine. She whimpered and cringed to the packing box, and jumped among the puppies.
Curley's wife lay with a half-covering of yellow hay. And the meanness and the plannings and the discontent and the ache for attention were all gone from her face. She was pretty and simple, and her face was sweet and young. Now her rouged checks and her reddened lips made her seem alive and sleeping very lightly. The curls, tiny little sausages were spread on the hay behind her head, and her lips were parted.
As happens sometimes, a moment settled and hovered and remained for much more than a moment. And sound stopped and movement stopped for much, much more than a moment.
Then gradually time awakened again and moved sluggishly on. The horses stamped on the other side of the feeding racks and the halter chains clinked. Outside, the men's voices became louder and clearer."

Bill Bryson: A short story of nearly everything

Inhalt: Bryson, von Hause aus kein Naturwissenschaftler, versucht sich an einer naturwissenschaftlichen Standortbestimmung. Dazu erzählt er Anekdoten aus der Geschichte der Naturwissenschaft und fasst auch irgendwie den Stand der Forschung in verschiedenen Gebieten zusammen.
Die anfänglichen Kapitel zu Universum und Sonnensytem sind noch ganz interessant und unterhaltsam, aber leider wird die Lektüre zunehmend zäh und lässt ein klares Konzept vermissen. Zudem verwundert die Themenauswahl (weniger Palentologie wäre mehr gewesen), und frei von Wiederholungen ist das Ganze auch nicht. Deshalb nur:
Bewertung: zwei von fünf Sternen
Zitate:
"The creation of a universe might be very unlikely, [but] no one counts the failed attempts."

"Space [...] is enormous. [...] Even at speeds approaching those of light, [the distances] are fanstastically challenging for any travelling individual. Of course, it is possible that alien beings travel billions of miles to amuse themselves by planting crop circles in Wiltshire, or by frightening the daylights out of some poor guy in a pickup truck on a lonely road in Arizona (they must have teenagers, after all), but it does seem unlikely."

"The upshot of all this is that we live in a universe whose age we can't quite compute, surrounded by stars whose distances from us and each other we don't altogether know, filled with matter we can't identify, operating in conformance with physical laws whose properties we don't truly understand."

" 'But the thing is, most of the time bad bad things don't happen. Rocks don't fall. Earthquakes don't occur. New vents don't suddenly open up. For all the instability, [Yellowstone National Park] is mostly remarkably and amazingly tranquil.'
'Like earth itself.' "

Milan Kundera: Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins

Plot: Tomas, ein Prager Arzt, verliebt sich in Teresa, ein Mädchen vom Land. Eigentlich will er sein sexuell ausschweifendes Single Leben nicht beenden, aber da er ohne Teresa nicht mehr leben will heiraten die beiden, was ihn nicht abhält, weiter seinen erotischen Abenteuern nachzugehen. Nach dem gescheiterten Prager Frühling fliehen die beiden in die Schweiz, doch als Teresa zurück nach Prag geht folgt Tomas ihr.
Zwischendurch gibt es auch mal Kapitel, die sich nicht mit Tomas und Teresa beschäfftigen, sondern mit Sabina, einer Künstlerin und gemeinsamen Freundin der beiden.
Bewertung: drei von fünf Sternen
Zitate:
"Aber war es Liebe? [...] War es nicht eher die Hysterie eines Menschen, der sich im Grunde seines Herzens seiner Liebesunfähigkeit bewußt war und anfing, sich die Liebe vorzuspielen?"

"Schwindel bedeutet, dass uns die Tiefe anzieht und lockt, sie weckt in uns die Sehnsucht nach dem Fall, eine Sehnsucht, gegen die wir uns dann erschrocken wehren."

"Man könnte auch sagen, Schwindel sei Trunkenheit durch Schwäche. Man ist sich seiner Schwäche bewusst und will sich nicht gegen sie wehren, sondern sich ihr hingeben. Man ist trunken von der eigenen Schwäche, man möchte noch schwächer sein, man möchte mitten auf einem Platz vor allen Augen hinfallen, man möchte unten, noch tiefer als unten sein."

"Solange die Menschen noch jung sind und die Partitur ihres Lebens erst bei den ersten Takten angelangt ist, können sie gemeinsam komponieren und Motive austauschen. [...] Begegnen sie sich aber, wenn sie schon älter sind, ist die Komposition mehr oder weniger vollendet, und jedes Wort, jeder Gegenstand bedeuten in der Komposition des einzelnen etwas anderes."

"Franz hatte in Paris studiert, und dank seiner überdurchschnittlichen Begabung war ihm schon mit zwanzig Jahren eine wissenschaftliche Karriere sicher. Bereits damals wußte er, daß er sein Leben im Arbeitszimmer der Universität, in öffentlichen Bibliotheken und im Hörsaal verbringen würde; bei dieser Vorstellung hatte er das Gefühl zu ersticken. Er verspürte Lust, aus seinem Leben herauszutreten, wie man aus der Wohnung auf die Straße tritt."

"Alle würden von fern oder nah zuschauen; sie würde vor allen irgendwie Theater spielen müssen; statt Sabina zu sein, würde sie die Rolle der Sabina spielen und überlegen müssen, wie man das machte."

"Ein junges Mädchen, das von der Ehe träumt, träumt von etwas, das ihr ganz unbekannt ist. Ein junger Mann, der dem Ruhm nachjagt, weiß nicht, was Ruhm ist. Was unserem Handeln einen Sinn gibt, ist stets völlig unbekannt."

"Das menschliche Leben findet nur einmal statt, und deshalb werden wir niemals feststellen können, welche unserer Entscheidungen gut und welche schlecht waren, weil wir uns in einer gegebenen Situation nur einmal entscheiden können. Es wurde uns kein zweites, drittes oder viertes Leben geschenkt, so dass wir verschiedene Entscheidungen miteinander vergleichen könnten."

"Die Liebe mit der Sexualität zu verbinden, war einer der bizarrsten Einfälle des Schöpfers."

"Möglich, dass wir nicht fähig sind zu lieben, gerade weil wir uns danach sehnen, geliebt zu werden, das heißt: weil wir vom anderen etwas wollen (die Liebe), anstatt ohne Ansprüche auf ihn zuzugehen und nichts als seine Gegenwart zu wollen."

John Irving: The World according to Garp

Plot: Erzählt wird die Lebensgeschichte von T.S.Garp. Die beginnt damit, dass seine eigenwillige und emanzipierte Mutter Jenny mit einen fast Hirntoten in dem 2.WK Lazarett schläft, in dem sie als Krankenschwester arbeitet.
Von seiner alleinerziehenden Mutter aufgezogen und an einer Eliteschule wohnend und lernend versucht sich Garp als Ringer, eher er das Schreiben als für ihn geeignete Profesion ausmacht.
Nach der Schule fährt er mit seiner Mutter zur Inspiration nach Wien, verfasst auch seine erste achtbare aber erfolglose Geschichte, während seine Mutter ihre Lebensgeschichte aufschreibt und damit zur Gallionsfigur der Frauenbewegung wird.
Zurück in den USA heiratet er seine Jugendliebe Helen und wird Vater; in den folgend Jahren ist er eher Hausmann, der nebenbei schreibt, während seine Frau arbeitet.
Er versucht leicht paranoid seine Familie zu schützen und verursacht dann ironischerweise selber einen Unfall, bei dem einer seiner Söhne ein Auge verliert und der andere sogar stirbt.
Nach dem Unfall schreibt er ein sehr zorniges Buch, und hat damit erstmals großen Erfolg, wird aber auch zu einem roten Tuch für viele Frauen der Frauenbewegung, in der seine Mutter nach wie vor wichtig ist. In dieser Eigenschaft lässt sie sich auch im Gouverneurswahlkampf einspannen und wird dabei erschossen.
Das gleiche Schicksal erleidet wenig später auch Garp, der von der geistig verwirrten Tochter seines ehemaligen Schuldirektors ins Jenseits befördert wird.
Bewertung: drei von fünf Sternen
Zitate:
" 'It´s only worth doing,' Garp wrote to Helen, 'if I´m going to try to be the best.' He thought that trying to be the best at wrestling was not what he wanted; also, he knew, it was not likely that he could be the best."

" 'It´s a little eccentric, [...] but many good ideas are.'"

" 'Rape is every woman´s problem,' Jenny said. Garp hated his mothers´ 'everyone' language most of all. A case, he thought, of carrying democracy to an idiotic extrem."

"He felt he was in danger of limiting his ability as writer in a fairly usual way: writing, essentially, about himself."

" 'I sometimes wonder if you know the first thing about all theses books you´re making' she said. [...]
'If you hate it, why´d you read it, Jillsy?' John Wolf asked her.
'Same reason I read anythin´ for,' Jillsy said. 'To find out what happens.'"

"Even if there is only death after death (after death), be grateful for small favors - sometimes there is birth after sex, for example. And, if you are fortunate, sometimes there is sex after birth!"

Iain M. Banks - Look to windward

Plot: Irgendwann in ferner Zukunft. Die hochenwickelte "Culture" hat sich in die Entwicklung der Chelgrianer eingemischt. Die Gesellschaft dieser von Raubtieren abstammendenden Rasse ist in Kasten unterteilt, zwischen denen es zum blutigen Bürgerkrieg kommt. Weil den die Culture durch ihrer Einmischung zu verantworten hat, soll jetzt der durch den Verlust seiner Frau im Bügerkrieg lebensmüde Major Quilan die Steuer-KI eines Culture Orbitals zerstören und damit die Blutschuld auszugleichen.
Um Zugang zu dem Orbital zu bekommen reist er unter dem Vorwand an, er wolle den im Exil lebenden Chelgrianer Ziller - seines Zeichens Komponist, Zyniker und Kasten-Gegner - zur Rückkehr nach Chel überreden.
Ausserdem gibt es noch einen völlig unwichtigen Nebenplot, bei dem ein Culture Forscher zufällig sozusagen das verlassene Trainigscamp der Chelgrianer findet und versucht, den bedrohten Orbital zu warnen.
Bewertung: zwei von fünf Sternen
Zitate:
" 'Could you crash this?'
[...]
'No, I probably couldn't. I'm flying it, but if I did anything really stupid the automatics would take over and haul us out of trouble.'
'Is that chaeting?'
'Depends. Not what I call cheating. [...] I'd call it a reasonable combination of fun and safety.' "

" 'Some travel forever in hope and are serially disappointed. Others, slightly less self-deceiving, come to accept that the process of travelling itself offers, if not fulfillment, then relief from the feeling that they should be feeling fulfilled.' "

"Supposedly they were infinitely patient, boundlessly resourceful, unceasingly understanding, but would not any rational mind [...] grow tired of such unleavened niceness eventually? Wouldn't they want to cause just a little havoc, just once in a while, just to show what they could do? "

" 'What makes her so special that her memory [...] outrangs the more pressing needs of those still alive for whom something still can be done? [...] Nothing indeed. It is not her memory, it is yours. It is not her specialness and uniqueness that you celebrate, Quilan, but your own. You are a romantic, Quilan. You find the idea of tragic death romantic, you find the idea of joining her - even if it is joining her in oblivion - romantic. [...] I hate romantics, Quilan. They do not really know themselves, but what is worse they do not really want to know themselves - or, ultimately, anybody else - because they think that will take the mystery out of life. They are fools.' "

" 'The point is: what happens in heaven?'
'Unknowable wonderfullness?'
'Nonsense. The answear is nothing. Nothing can happen because if something happens, in fact if something can happen, then it doesn't represent eternity. Our lives are about development, mutation and the possibility of change; that is almost a definition of what live is: change. [...] If you disable change, if you effectively stop time, if you prevent the possibility of the alteration of an individual's circumstances - and that must include at least the possibility that they alter for the worse - then you don't have life after death; you just have death.' "

" 'Ah, yes, poor Quilan.'
'Poor?'
'Yes, you know; his wife.'
'No, I don't know. What? Is she particularly ugly?'
'No! She is dead.'
'A condition that rarely attends an improvement in looks.'

Dan Simmons - Illium

Plot: Irgendwann in der Zukunft: Die Griechischen Götter vertreiben sich die Zeit mit dem Krieg um Troja, zu dem sie vom Olymp aus per Quanten-Teleportation durch Raum und Zeit reisen. Als eine Art Kriegsberichterstatter setzten sie Experten für die Ilias ein, die sie als Persönlichkeitsrekonstruktionen gezüchtet haben. Einer dieser Gelehrten - eine Rekonstruktion eines Menschen aus unserer Zeit - soll für Athena einen Spezialauftrag ausführen, fängt dann aber an auf eigene Rechnung zu arbeiten. Dabei bringt er die Ilias aus dem bekannten Ablauf; Hector und Achilles verbrüdern sich und kämpfen gemeinsam gegen die Götter.
Nebenbei startet einige Moravecs - ursprünglich von den Menschen entwickelte halborganische Roboter, die seit Jahrhunderten selbstständig auf den Jupitermonden leben - eine Expedition zum Mars, weil auf diesem seltsame quantenmechanische Vorgänge die Stabilität des gesamten Universum gefährden.
In einem dritten Handlungsstrang suchen einige "old-style" Menschen, die eigentlich in einer sinn- und bildungsentleerten Spaßgesellschaft leben - einen Weg zu den Orbitalringen; eine Satellitensammlung die um die Erde kreist und auf denen angeblich die höherentwickelten "Post-Humans" leben sollen.
Bewertung: vier von fünf Sternen
Zitate:
"Human art [...] simply transcended human beings."

"'Will any of you offer three weeks of hospitality to this stranger in a strange land?'"

"'You don´t make love like a god'
Well, I thought, but there was nothing else to say to that."

"'What if it doesn´t start?'asked Harman, whom Daeman now nominated for master of the poorly timed rhetorical question."

"She was thinking that all men seemed to be self-serving, selfish, insensitive pigs, just waiting for an opportunity to act like greater self-serving, selfish, insensitive pigs."

"'Can we reprogram the servitors to handle the faxing?' asked Daeman.
'No,' said the magus. 'You will have to destroy or disable them. But they are not programmed for conflict.'
'Neither are we,' laughed Harman.
[...]
'Yes, you are. With human beings, no matter how civilized you may appear, it is just a matter of reawakening old programming.'"

Dan Simmons - Olympos

Plot: Die Fortsetzung von Illium. Die Wurmlöcher der Moravecs zwischen dem antiken Troja und dem aktuellen Mars brechen zusammen. Achilles bleibt auf dem Mars zurück, verbündet sich mit Hephaistos und legt sich mit Zeus an.
Die Moravecs kidnappen Odysseus und nehmen ihn mit auf einen Trip zur Erde.
Da werden die Menschen von Killermaschinen hingemetzelt, oder von einem obskuren Bösewicht nahmens Setebos in blaues Eis eingefroren.
Am Ende wird aber alles gut; so gut, dass meine Bewertung einen Kitsch-HappyEnd Abzug von einem Punkt enthält.
Bewertung: drei von fünf Sternen
Zitate:
"Harman acknowledged to himself that he may have gone mad, but the soup was good."

"'How could any of us alive know quality if competition and personal combat did not let all the world know who embodies excellence and who merely manages mediocrity?'"

"'There´s the obvious fact that I will be a splendid ambassador to any and all sentient races we met after landing on Earth.'
[...]'Is that before or after you nuke them into radioactive pus?'"

"Achilles is considering the possibility that he made a mistake in maneuvering Zeus into banishing him to the deepest, darkest pit in the hellworld of Tartarus, even though it had seemed like a good idea at the time."

"He knew that he now owned the gift of being able to look at things - people, places, things, feelings, himself - with the kind of recognition that can only come from maturing into nuance, growing into oneself, and in the learning how to accept ironies and metaphors and synechoches and metonymies not only in language, but in the hardwiring of the universe."

Simone de Beauvoir: Alle Menschen sind sterblich

Plot: In der Rahmenhandlung trifft eine vom Ehrgeiz zerfressene junge Schauspielerin in der Mitte des 20. Jahrhunderts einen seltsamen Fremden, der ihr schließlich offenbart, dass er unsterblich ist. Sie will jetzt, dass er bei ihr bleibt, weil sie meint, dass sie durch sein Andenken auch einen Teil Unsterblichkeit erlangt. Er verlässt sie aber, sie folgt ihm und bringt ihn schließlich dazu, seine Lebensgeschichte zu erzählen.
Diese beginnt im 13. Jahrhundert in Norditalien. Fosca, der Unsterbliche, gehört zu einer der ersten Familien in dem kleinen Stadtstaat Carmona und putscht sich schließlich als Fürst an dessen Spitze. Seitdem lebt er in beständiger Angst vor Anschlägen auf sein Leben, bis ein Bettler ihm einen Trank anbietet, der angeblich unsterblich macht und der tatsächlich funktioniert. In den nächsten 200 Jahren führt er Carmona durch diverse Kriege und Krisen, immer bemüht, die Dinge zu verbessern, muss aber irgendwann einsehen, dass er nicht wirklich viel erreicht - auch nicht, was sein privates Glück angeht.
Als Berater der Habsburger versucht er in den nächsten Jahren, ein vereinigtes, weltumspannendes Reich aufzubauen um die Kriege zu beenden. Der Plan scheitert unter anderem an der aufkommenden Reformation, die er unterschätzt.
In der Mitte des 16. Jahrhunderts reist er nach Amerika, und muss entsetzt feststellen, welches Elend dort durch die Kolonialherren verbreitet wird, zu denen er selber gehört.
Einige Jahrzehnte später, in denen er ziellos die Welt erforscht hat, trifft er in Nordamerika einen französischen Entdecker. Er rettet diesem das Leben und unterstützt ihn bei seinen Expeditionen, aber letzlich treibt er ihn in den Selbstmord.
Er geht zurück nach Europa, und lebt ein gelangweiltes und bösartiges Leben in der französischen Aristokratie. Mitgerissen von einer Frau, in die er sich verliebt und die er heiratet, engagiert er sich für eine freie Universität und beginnt naturwissenschaftliche Forschungen - die ihn aber auch nicht zufrieden stellen; auch seine Frau entfremdet sich von ihm, als sie von seiner Unsterblichkeit erfährt.
Nach ihrem Tod verfolgt er weiter das Leben seiner Tochter, seiner Enkel und Urenkel. Einer seiner Nachfahren engagiert sich politisch für eine neue Republik; Fosca wird in den Barrikadenkampf gezogen. Er erkennt schließlich, dass er, der sein Leben nicht für die Sache opfern kann, nicht zu der Gruppe Revolutionärer gehört. Er kann kein "Mensch unter Menschen" sein.
Die letzen knapp hundert Jahre bis zu der Begnung mit der Schauspielerin verbringt er halb versteinert in einem Wald bzw. in einer Irrenanstalt.
Nachdem seine Geschichte erzählt ist, verlässt er die Schauspielerin.

Bewertung: fünf von fünf Sternen
Zitate:
"Das kleine, glühende Mädchen war tot, die junge, lebenssüchtige Frau würde gleichfalls sterben, und die große Schauspielerin, die sie so gerne werden wollte, war auch dem Tode geweiht."

"'Warum sollte er denn nicht unsterblich sein?' fragte sie herausfordernd. 'Mir kommt das nicht wunderbarer vor, als daß man stirbt und geboren wird.'"

"'Ich habe zwanzig Jahre lang geschrieben. Und eines Tages habe ich gemerkt, daß es immer dasselbe Buch war.'"

"'Sie denken zuviel über sich nach', sagte er. 'Das tut ihnen nicht gut.'"

"'Wenn Sie spielen [...] glauben Sie so leidenschaftlich an Ihre Existenz [...], und manchmal ist es Ihnen sogar geglückt, mich selber zum Existieren zu bringen. [...] Das ist gar nicht so wenig. [...] Nicht jedem gelingt es, so zu tun, als existiere er.'"

"...Sie [wollte] noch einmal ihr Leben brennen fühlen; sie konnte sich die Kleider abreißen und nackt tanzen, sie konnte Flora ermorden: was hinterher kam, zählte nicht. Wäre es nur für Minuten, wäre es auch nur sekundenlang: sie würde die Flamme sein, die diese Nacht zerreißt. Sie fing zu lachen an. Wenn sie in einem Augenblick Vergangenheit und Zukunft zerstörte, so könnte sie sicher sein, daß dieser Augenblick existierte."

"Aber die Tuchmachermeister setzten mir auseinander, daß, wenn man die Arbeitsstunden verringern oder die Löhne erhöhte, der Preis des Tuches entsprechend steigen würde; wenn wir dann nicht mehr fähig wären, es mit der auswärtigen Konkurrenz aufzunehmen, würden alle, Arbeiter und Händler, gleichmäßig brotlos sein. Sie sprachen die Wahrheit. Solange man nicht Herr des Erdkreises war, schien keinerlei Reform ernstlich durchführbar."

"Lange trieb ich mein Pferd in der Ebene um; der Himmel zog rasch über meinen Kopf hin, und unter mir tanzte der Boden; so hätte ich ewig reiten mögen, mit dem Wind im Gesicht und tiefem Schweigen im Herzen."

"'Kann man denn etwas dagegen tun, daß das Leben jeden morgen wieder neu anfängt?'"

"Endlich musste jener Tag kommen, wo ich um mich blickend sagen konnte: Ich war zu etwas gut, dies habe ich getan. In dem Augenblick, wo meine Blicke auf den Städten ruhen würden, die durch meine Wünsche dem Herzen der Erde entrissen, auf jenen Ebenen, die bevölkert waren durch meine Träume, könnte ich wie Karl mich lächelnd in einem Sessel zurücklehnen; dann würde ich das Leben friedlich in meiner Brust pochen fühlen, ohne mich ungestüm der Zukunft in die Arme zu werfen; die Zeit würde sich dann um mich erstrecken wie ein ruhiger See, über dem ich schweben würde wie Gott in seinen Wolken."

" 'Ihr habt doch das neue Jerusalem verheißen.'
Er lächelte: 'Ich verheiße es, weil es nicht existiert.'
'Aber wünscht ihr nicht wirklich, dass es erstehen möge?'
'Wenn es erstünde und die Menschen glücklich wären, was bliebe ihnen dann auf Erden zu tun?' Er sah mir tief in die Augen, und in seinem Blick lag dabei twas wie Angst. 'Die Welt lastet so schwer auf uns. Es gibt nur ein Heil: vernichten, was geschaffen worden ist.'
'Welch seltsames Heil.' sagte ich.
Er lachte boshaft auf: ' Sie wollen uns in Steine verwandeln, aber wir lassen es nicht zu.!' Plötzlich erhob sich seine gewaltige Prophetenstimme in die Nacht: 'Wie werden zerstören, wir werden verwüsten, nur so werden wir leben.' "

"'Es gibt Augenblicke, wo sie ein Feuer im Herzen brennen fühlen, und das nennen sie Leben'"

"'Was in ihren Augen Wert hat, ist niemals, was sie bekommen, sondern was sie tun. Wenn sie nicht schaffen können, dann müssen sie zerstören, aber auf alle Fälle lehnen sie das bestehende ab, sonst wären sie keine Menschen.'"

"'Ich muss fühlen, dass ich lebe', sagte er. 'Und wenn ich darüber sterbe.' "

"Wir gingen schweigend dahin. Ich war zufrieden, ein Ziel zu haben. Seitdem ich mit Carlier verbunden war, lag immer ein Ziel vor mir, ein Ziel, das mir eine Zukunft gab oder sie mir verhüllte; je schwerer es zu erreichen war, desto sicherer fühlte ich mich vor der Gegenwart."

"'Wenn ich nicht arbeite, langweile ich mich.'
[...]
Ich fühlte mich wohl in diesem Arbeitsraum, mit genau umrissenen Aufgaben vor mir, die erledigt werden mussten; solange ich hier war, kam nicht die Frage auf, wohin man gehen sollte; es gab überhaupt keine Frage... "

"'Sie werden doch zugeben, dass das Wissen der Unwissenheit vorzuziehen ist, die Duldsamkeit dem Fanatismus, die Freiheit dem Skalventum?'"

"Waren wir wirklich wissender als die Alchimisten von Carmona? Wir hatten gewisse Tatsachen entdeckt, die sie nicht kannten, und sie in eine gewisse Ordnung gebracht; aber waren wir auch nur einen Schritt weiter in das geheimnisvolle Innere der Dinge vorgedrungen? War das Wort Anziehungskraft klarer als das Wort Seele? Und wenn man die Ursache jener Phänomene, die entstanden wenn man Bernstein oder Glas mit einem Tuch rieb, Elektrizität benannte, war man dann weiter gekommen, als wenn man als Ursache aller Dinge Gott bezeichnete?"

"Nur dadurch, dass sie sichtbar und greifbar waren, existierten die Dinge für uns, sorgfältig aufgebaut in Raum und Zeit [...]. Die geheimnisvollen Wirklichkeiten, die sich unseren Sinnen entzogen: die Naturkräfte, die Planeten, die Moleküle, die Wellen waren ein weites, riesiges Nichts, aus dem unsere Unwissenheit uns entgegensah und das wir unter Worten zu verstecken suchten. Niemals würde die Natur uns ihre Geheimnisse ausliefern: sie hatte keine Geheimnisse: wir waren es selbst, die Fragen erfanden und Antworten formulierten, und niemals würden wir auf dem Grund unserer Retorten etwas anderes entdecken als unsere eigenen Gedanken; diese konnten sich im Laufe der Jahrhunderte vervielfältigen, verwickeln, immer umfassendere und ausgeklügeltere Systeme bilden, aber niemals würden sie mich mir selber entreißen können."

"Leben hieß für sie nur gerade nicht sterben. Nicht sterben 40 oder 50 Jahre lang, und dann schließlich doch sterben."

"'Sie werden sich wegen nichts totschießen lassen.'
Er zuckte die Achseln:'Hat es jemals einen Zweck, wenn man sich töten läßt? Was ist ein Leben schon wert?'
'Ach! Das denken sie?' sagte ich.
'Und sie etwa nicht?'
Ich zögerte. Aber ich hatte mich jetzt gewöhnt, niemals zu sagen, was ich dachte: 'Es scheint mir, daß man doch manchmal etwas Nützliches erreicht.'"

"'Wir dürfen nicht darauf warten, daß die Zukunft unseren Handlungen einen Sinn gibt; sonst wäre kein Handeln möglich. Wir müssen unseren Kampf führen, so wie wir es uns vorgenommen haben, weiter nichts.'"

"Immer glang es ihnen, ihr Leben mit Dramen zu versehen ... Spinelli liebte Laure; sie liebte ihn nicht, sie liebte Armand, oder zumindest litt sie darunter, daß sie ihn nicht mehr liebte; Armand träumte von einer Frau, die fern von ihm lebte und für ihn nichts empfand. Laure [...] warum liebte Armand sie nicht? Sie war da, und sie liebte ihn: eine Frau, eine richtige Frau; auch die andere war nur eine Frau. Und warum vermochte Laure nicht Spinelli zu lieben? Besteht denn ein solcher Unterschied zwischen Armand und ihm?"

"Er sagte, daß die Arbeiter, wenn sie jetzt zusammenhielten und wüßten, was sie wollten, die Herren jener Maschinen sein würden, die sie heute bedienten; es würde eines Tages daraus das Werkzeug ihrer Befreiung, ihres Glücks werden; er malte die Zeiten aus, wo Schnellzüge auf Stahlschienen die Schranken überwinden würden, mit denen sich jetzt die Nationen in ihrem egoistischen Protektionismus umgäben; die Erde würde dann ein unermesslicher Markt sein, auf dem alle Menschen sich zwanglos versorgen könnten... "

"Man konnte ihnen nichts geben. Man konnte nichts wollen für sie, wenn man von ihnen nichts für sich selber wollte."

"Sie sahen sich an und lachten: heute haben wir gesiegt. Sie sprachen untereinander, und weil sie sich so ansahen und miteinander redeten, wußten sie, daß sie weder Eintagsfliegen noch Ameisen waren, sie waren Menschen, und daß es einen Sinn hatte, zu leben, zu kämpfen und Sieger zu sein; sie hatten etwas gewagt, sie hatten ihr Leben gegeben, um sich zu überzeugen, und waren überzeugt: es gab keine andere Wahrheit. "

"'Ich werde jetzt gehen', erklärte er.
'Wohin gehen Sie?'
'Es ist ganz gleich, wohin.'
'Warum gehen sie dann?'
'Ich spüre in meinen Beinen eine Lust nach Bewegung', sagte er. 'So etwas muß man wahrnehmen.'
[...]
'Und ich?' sagte sie.
'Oh! Sie!' sagte er. Er zuckte die Achseln. 'Das geht vorbei.'
[...] sie blieb als das zurück, wozu er sie gemacht hatte: ein Grashalm, eine Eintagsfliege, eine Ameise, ein sich kräuselnder Schaum. "

William Shakespeare: The Tempest

Plot: Prospero, der rechtmäßig Herzog von Mailand, wurde vor Jahren durch eine Intrige seines Bruders und des Königs von Neapel mit seiner Tochter Miranda auf eine einsame Insel verschlagen.
Dort hat er versucht den wilden Caliban zu erziehen und er ist durch seine Naturstudien eine Art Hexenmeister geworden, der u.a. über den Luftgeist Ariel verfügen kann.
Mit dessen Hilfe beschwört er einen Strum herauf, durch den sein Bruder, der König von Neapel und dessen Sohn alle auf die Insel geschleudert werden. Der Sohn des Königs wird mit Miranda verkuppelt, dem Rest eine Lektion erteilt und am Ende wird Prospero wieder als Herzog von Mailand eingesetzt und Ariel erhält die Freiheit.
Bewertung: drei von fünf Sternen
Zitate:
"You taught me language; and my profit on it is, I know how to curse" (I,2)

"There's nothing ill can dwell in such a temple: If the ill spirit have so fair a house, good things will strive to dwell with it." (I,2)

"How beauteous mankind is! O brave new world, that has such people in it!" (V,1)

Charles Stross: Singularity Sky

Plot: Vorgeschichte: die Entdeckung von Singularitäts-Antrieben versetzt die Menschheit prinzipiell in die Lage, Zeitreisen zu unternehmen und damit die Kausalität zu verletzten. Das gefällt den Eschaton - einer offensichtlich sehr mächtigen Rasse aus der Zukunft - nicht und sie zerstreuen neun zehntel der Menschheit von der Erde in entfernte Kolonien mit der Warnung, dass bei weiterem rumgefummel an der Kausalität mit schlimmeren Sanktionen zu rechnen ist (Zivilisationen, die es mit den Kausalitätsverletzung übertreiben, werden auch schon mal durch eine Supernova weggeputzt).
Eine der menschlichen Kolonien, die durch die Zerstreuung entstanden ist, ist die 'New Republik'. Dabei handelt es sich um einen autoritärten Überwachungsstaat, der so Nettigkeiten wie selbstreproduzierende Universalreplikatoren als verbotene Technologie brandmarkt.
Der zu der New Republik gehörender Planet Rochards World wird vom mysteriösen 'Festival' besucht. Es regnet Telefone, die den Bewohnern Wünsche erfüllen. Im Nu bricht die Regierung zusammen und der lange unterdrückte revolutionäre Untergrund wittert seine Chance.
Die Heimatwelt der 'New Republik' findet den Zusammenbruch ihres ökonomischen Systems auf Rochards World nicht lustig und entsendet eine Kampflotte. Zähnekrischend akzeptieren sie es, dass die UN-Unterhändlerin Rachel Mansour die Flotte begeleitet. Rachel verbündet sich mit dem einzig anderen Einwohner der alten Erde, der an Bord ist: Der Ingenieur Martin Springfield, der den Singularitätsantrieb der Schiffe so modifizieren soll, dass die Flotte praktisch zeitgleich mit dem Festival im Orbit von Rochards' World ankommt - eine Taktik, die einer Kausalitätsverletzung gefährlich nahe kommt.
Aber Martin arbeitet nicht nur als Ingenieur und neuerdings UN-Spion. Sein eigentlicher Auftraggeber ist der mysteriöse Herman - der einen guten Draht zum Eschaton zu haben scheint...
Bewertung: drei von fünf Sternen
Zitate:
"'Revolution is necessary ; deconstruct the old, ring in the new. Before, I questioned your sapience. Now, your sanity questionable: sapience not. Only sapient organism could exhibit superlative irrationality!'"

"'Even if you were sixty years old, you´d still be a child to me. As long as you expect someone or something else to take responsiblity for you, you´re a child.'"

Dan Simmons: Im Auge des Winters

Plot: Dale Stewart, einer der Helden aus Simmons früherem Teenie-Roman 'Sommer der Nacht' kehrt nach vierzig Jahren ins Kaff Elm Haven zurück.
Er hat einen Selbstmordversuch hinter sich, seine Ehe ist im Eimer und seine Junge Geliebte hat ihn verlassen. Im Haus seines Jugendfreunds Duane will er einen Roman über die Ereignisse des Sommers 1960 schreiben.
Doch die Ereignisse an diesem Ort lassen ihn mehr und mehr an seiner eignen Vernunft zweifeln.
Bewertung: vier von fünf Sternen
Zitate:
"'[...]Sie müssen zugeben, dass das eine der schönsten Landschaften der Welt ist'
Clare zuckte die Achseln. 'Es ist spektakulär, ja.'
Dale lächelte. 'Ist das nicht das Gleiche wie schön?'
'Nein, eigentlich nicht. Ein Spektakel ist zugänglich für eine abgestumpfte Sensibilität.[...]Eine Landschaft wie diese hier ist schwer zu ignorieren. So ähnlich wie eine Wagner-Arie.'
Dale runzelte die Stirn. 'Sie finden den Glacier Park also nicht schön?'
'Ich finde ihn nicht subtil.'
'Ist Subtilität wichtig?'
'Manchmal muss eine Sache subil sein, um wirklich schön zu sein.'"

"In diesem Moment wünschte sich Dale, er könnte an Geister glauben. Ihm war klar, dass ihm dann alles - der Umgang mit dem Leben, der Liebe, Verlusten und sogar der Angst - viel leichter fallen würde. Aber er konnte es nicht."

Robert Charles Wilson: Spin

Plot: Ungefähr in unserer Gegenwart verdunkelt sich auf einmal der Nachhimmel. Fortan ist die Erde von einer rätselhaften semipermeablen Membran umgeben. Ausserhalb dieser Membran schreitet die Zeit viel schneller voran als auf der Erde, was bedeutet, dass das Ende des Sonnensystems statt in ein paar Milliarden Jahren auf einmal innerhalb einer Generation ansteht.
Der Erzähler Tyler ist mit den Zwillingen Diane und Jason zusammen aufgewachsen und die drei erleben zusammen den Beginn des 'Spin', also der Zeitbeschleunigung.
Jason wird von seinem finanziell- und einflussreichen Vater gefördert und leitet als Wissenschaftler Programme im Zusammenhang mit dem Spin - u.a. die Terraformierung des Mars. Tyler bleibt sein Freund und Vertrauter.
Diane landet bei extremen Sekten, die das Spinzeitalter hervorgebracht hat.
Bewertung: vier von fünf Sternen
Zitate:
" 'We might have destoryed ourself, but at least it would have been our own fault.'
'Would it, though? Whose fault exactly? Yours? Mine? No, it would have been the result of several billion human beings making relatively innocuous choices: to have kids, drive a car, to work, keep their job, solve the short-term problems first. When you reach the point at which even the most trivial acts are punishable by the death of the species, then obviously, obviously, you´re at a critical junction, a different kind of point of no return.'"

"[...]When I asked him about his own life he reached into the small grey satchel he carried with him and produced a series of printed images [...]. Four pictures of Mars.
'Just four?'
He shrugged. 'No number is large enough to substitute for memory.[...]. These are mine. Personal.[...]'"

"No, we had never conquered death, only engineered reprieves [...] - enacted or conviction that more life, even a little more life, might yet yield the pleasure or wisdom we wanted or had missed in it. No one goes home from a triple bypass or a longevity treatment expecting to live forever. Even Lazarus left the grave knowing he´d die a second time.
But he came forth. He came forth gratefully."

"I loved Molly. Or at least I told myself I did. Or, if what I felt for her was not love, it was at least a plausible imitation, a convincing substitue."

" '[...] The world is full of surprises. We´re all born strangers to ourselves and each other, and we´re seldom formally introduced.'"

Zane Grey: The heritage of the desert

Worum geht es: Den kränklichen Jack Hare hat es in die Wüste von Utah verschlagen. August Naab, ein freundlicher Mormonen-Farmer nimmt ihn auf. Für Naab verdingt er sich als Schaafhirte, und in der Abgeschiedenheit eines Wüstentals gesundet er und findet seinen Lebenswillen wieder. Das auch Dank des halbblutes Mescal, ein anderer Naab-Zögling, in das Hare sich verliebt.
Doch Mescal ist eigentlich einem von Naabs Söhnen versprochen. Als dann noch ein konkurriender Farmer mit immer dreisteren Methoden Naab zusetzt, landet Hare zwischen den Fronten eines Kleinkriegs.
Download: Das Buch ist von 1910 und der Autor ist seit 1939 - also mehr als sechzig Jahre - tot. Daher ist 'The hertiage of the desert' Copyright-frei. Beim englischen Gutenberg-Projekt kann man es frei herunterladen - allerdings nur im fiesen MS-Word Format. Ich hab mir die Mühe gemacht, es neu zu setzen (natürlich mit LateX) und biete das Ergebnis gerne der Öffentlichkeit an:
The heritage of the Desert (PDF)
The heritage of the Desert (TeX Quellcode)
Bewertung: drei von fünf Sternen
Zitate:
"From watching Mescal he had learned that to see was enough. But there were moments when some association recalled the past and the strangeness of the present faced him. Then he was wont to question Mescal.
'What are you thinking of?' he asked, curiously, interrupting their silence. She leaned against the rocks and kept a changeless, tranquil, unseeing gaze on the desert. The level eyes were full of thought, of sadness, of mystery; they seemed to look afar.
Then she turned to him with puzzled questioning look and enigmatical reply. 'Thinking?' asked her eyes. 'I wasn´t thinking,' were her words.
[...] 'I don´t know why, but, Mescal, sometimes I have the queerest ideas when I catch your eyes watching, watching. You look at once happy and sad. You see something out there that I can´t see. Your eyes are haunted. I´ve a feeling that if I´d look into them I´d see the sun setting, the clouds coloring, the twilight shadows changing; and then back of that the secret of it all-of you-Oh! I can´t explain, but it seems so.'
'I never had a secret, except the one you know,' she answered. 'You ask me so often what I think about, and you always ask me when we´re here. [...] I don´t think at all till you make me. It´s beautiful out there. But that´s not what it is to me. I can´t tell you. When I sit down here all within me is-is somehow stilled. I watch-and it´s different from what it is now, since you´ve made me think. Then I watch, and I see, that´s all.'
It came to Hare afterward with a little start of surprise that Mescal´s purposeless, yet all-satisfying, watchful gaze had come to be part of his own experience."

"He loved life too well to be unhappy; he saw it too clearly not to know there was nothing wholly good, wholly perfect, wholly without error."

Helge Schneider: Globus dei

Handlung(?): Vom Nordpol bis Patagonien - Ein Expeditionsroman. Das ist der Untertitel des Büchleins, und damit ist eigentlich alles gesagt.
Bewertung: vier von fünf Sternen
Zitate:
"In der Wildnis vergißt man vollkommen zu lesen. Man ist dermaßen von der Natur überwältig, dass man gar nicht an Bücher denkt. Höchsten an sein Scheck-Buch, denn so eine Reise ist echt teuer. Ich kann jedem, der so eine Reise machen will, total davon abraten. Es geht über jedes Konto hinaus."

"So guckte ich der untergehenden Sonne bis zuletzt zu und staunte wie ein Kind über die ausufernde Farbenflut, die solch ein Sonnenuntergang mit sich bringt. Welcher Maler kann so etwas wirklich beschreiben, ich kenne keinen. Viele haben es versucht, van Gogh, Rembrandt, Feininger, Munch, Immendorf, Picasso, Dali, Dürer, Helnwein, Toulouse Lautrec, Richter, Warhol, Elke Sommer und viele, viele andere. Aber keinem ist es gelungen, auch nur minimal an die Relität zu gelangen. Die Sonne selber ist der größte Maler der Menschheit. Und es fällt ihr gar nicht schwer, sie ist einfach da. Genau so muß Kunst sein, dachte ich, als ich sie endlich hinter dem kleinen Fichtenwäldchen vergehen sah."

Arthur C. Clarke - The ghost from the grand banks

Worum geht es: Das Jahr 2012 steht vor der Tür und damit der einhunderste Jahrestag des Titanic-Untergangs. Da könnte man doch mal versuchen, das Wrack zu heben...
Bewertung: zwei von fünf Sternen
Zitate:
"The brilliant echo on the sonar display was dead ahead, and now only a hundred meters away. In a moment the TV camera would pick it up, but Bradley wanted to use his own eyes. He was not a child of the video age, to whom nothing was quite real until it had appeared on a screen."

Dan Simmons - The terror

Worum geht es: Simmons füllt die Lücken in den historischen Fakten der Franklin-Expedition aus den Jahre 1845-1848 mit seiner Fiktion. Dabei greift er auch in die Horrorkiste und bastelt ein unglaubwürdiges und eigentlich auch überflüssiges Monster in die Story.
Die historischen Fakten sind: John Franklin bricht 1845 mit zwei für arktischen Einsatz umgebauten Schiffen und Proviant für 3 Jahre auf um die Nordwestpassage zwischen dem Atlantik und dem Pazifik zu finden. Man bleibt im Eis stecken und als die Vorräte zur Neige gehen versucht man, zu Fuß in die Zivilisation zurück zu kehren. Es ist kein Überlebender der Expedition bekannt.
Bewertung: drei von fünf Sternen
Zitate:
"It was not fine Scotch whiskey, but it would suffice. Crozier knew that he had long since reached that point of being the kind of drunkard where quantity always trumped quality."

"'Marriage is the end of nothing. It is not death. It is not Hamlet´s ´Unknown Country´ from which no man returns.'"

"Maybe reading is a sort of curse is all I mean, concluded Fowler. Maybe it´s better for a man to stay inside his own mind."

"Life is solitary, poor, nasty, brutish, and short. This cannot be denied by any rational man."

"The man he is now would rather die than surrender. But what is death itself other than the ultimate surrender?"

Adam Thirlwell - Politics

Grobe Zusammenfassung: Moshe ist Schauspieler in London. Er kommt mit Nana zusammen. Dann ist da noch Anjali, zunächst Freundin von Moshe, die sich aber auch mit Nana gut versteht und irgendwann wohnen und kopulieren die drei zusammen, was auf Dauer aber dann doch nicht funktioniert.
Bewertung: zwei von fünf Sternen
Zitate:
"It was what people had sex for - the afterwards, the quiet intimacy, the talk."

"I do not think it is believable that the Queen Mother was a nymphomaniac drug addict. But Moshe was right to consider it."

"In fact, people´s conclusions are often wrong. And I have a theory about this. Conclusions are often wrong because people´s memories are so bad."

"Romances are complicated. They involve more than one person. This means that every detail can be ambiguous."

"He could always be amazed by the things people paid for."

John Griesemer - Rausch

Zu dem Buch: Vor dem Hintergrund der Verlegung des ersten Telegrafenkabels durch den Atlantik wird die Geschichte von verschieden Menschen erzählt. Im Mittelpunkt stehen Chester Ludlow, Chefingenieur der Unternehmung, seine Frau Franny und sein Bruder Otis.
"Rausch" ist mal wieder ein ausnehmend gutes Beispiel für eine miserable Übersetzung solch elementarer Dinge wie dem Titel aus dem Englischen ins Deutsche. Im Original heißt das Buch nämlich "Signal and Noise". Begriffe aus der Signalverarbeitung die damit gut zu der kommunikationstechnischen Seite des Buches passen; die sich aber auch anwenden lassen auf die gestörte Kommunikation und die Suche nach Kommunikation zwischen den Protagonisten. Einen Rausch hatte wohl nur der Verleger, als er diesen Titel für die deutsche Ausgabe gewählt hat.
Bewertung: drei von fünf Sternen
Zitate:
"Er hatte inzwischen das Gefühl, etwas außerordentliches durchströmte ihn, wenn die Gefahr am nächsten und größten war. Ein Elixier, das ihn Farben und Geräusche dermaßen intensiv wahrnehmen ließ, dass sich daneben das Leben abseits des Schlachtfeldes blass ausnahm. Als hinge ein dichter Schleier zwischen seinem Alltagsleben und einem wahrhaftigen, strahlenderen Dasein; ein Schleier, der im Schlachtgetrümmel zerissen wurde, sodass er, Jack Trace, einen Moment lang das Universium in all seiner Pracht erkennen konnte. [...] Wenn es eine Geisterwelt gab oder ein Jenseits; wenn es ein Innerstes aller Dinge oder ein höchstes Wesen gab, dann konnte Jack es in diesen Momenten deutlich erkennen - vielleicht war er es sogar selbst."

Philip K. Dick - The Man in the high castle

Worum geht es: Das Buch spielt in Nordamerika in den sechzigern des zwanzigsten Jahrhunders, allerdings mit einem etwas abweichenden Geschichtsverlauf ab ca Mitte der dreißiger.
Die Allierten haben den 2ten Weltkrieg verloren und die USA sind aufgeteilt. An der Ostküste haben die Nazis das Sagen, an der Westküste die Japaner.
Es gibt verschiedene, grob miteinander verwobene Handlungstränge.
Der Titelgebende 'Man in the high castle' ist ein Autor eines Buches, das eine Welt schildert, in der die Allierten doch gewonnen haben.
Bewertung: zwei von fünf Sternen
Zitate:
"The Germans would disbar him because of his skin [...] This guy hasn´t even got the right expression on his face; he should have that cold but somehow enthusiastic look, as if he believed in nothing and yet somehow had absolut faith."

"He hopped to his feet and stood panting, waiting.
Nothing. Heart pounding. Respiration and all somatic processes, including all manner of diencephalic-controlled autonomic responses to crisis: adrenaline, greater heartbeat, pulse rate, glands pouring, throat paralyzed, eyes staring, bowels loose, et al. Stomach quesy and sex instinct surpressed.
An yet, nothing to see; nothing for body to run. Run? All in preparation for panic flight. But where to and why? Mr. Tagomi asked himself. No clue. Therefore impossible. Dilemma of civilized man; body mobilized, but danger obscure."

"We are all doomed to commit acts of cruelty or violence or evil; that is our destiny, due to ancient factors. Our karma.
To save one life, Mr. Tagomi had to take two. The logical, balanced mind cannot make sense of that. A kindly man like Mr. Tagomi could be driven insane by the implications of such reality.
Nevertheless, Mr. Baynes thought, the crucial point lies not in the present, not in either my death or the death of the two SD men; it lies - hypothetically - in the future. What has happened here is justified, or not justified, by what happens later."

William Shakespeare: Othello

Plot: Gegen den Willen ihres Vaters heiratet die schöne Desdemona heimlich den farbigen (und damit zum Aussenseiter gestempelten) Othello, der sich als General verdingt. Der Fähnrich Jago, der sich übergangen fühlt, überzeugt Othello davon, dass Desdemona ihn mit seinem Leutnant Cassio betrügt. Darauf bringt Othello erst sie, und kurz darauf, als die Intrige aufgedeckt wird, auch sich selbst um.
Bewertung: drei von fünf Sternen
Zitate:
"...we have reason to cool our raging motions, our carnal stings, our unbitted lusts [...]"(I,3)

"I have´t. It is engendered. Hell and night must bring this monstrous birth to the world´s light"(I,3)

"Put out the light and then put out the light:
If I quench thee, thou flaming minister,
I can again thy former light restore,
Should I repent me; but once put out thy light,
thou cunning´st pattern of excelling nature,
I know not where is that Promethean heat
that can thy light relume" (V,2)

Dan Simmons: Lovedeath - Liebe und Tod

Zum Buch: Simmons fühlte sich 1993 - also eigentlich in einer Schaffensphase wo er seine besten Sachen geschrieben hat - gedrängt, eine Sammlung von 5 Novellen zu veröffentlichen. Ist aber wohl nicht sonderlich gut angekommen; soweit ich es recherieren kann blieb es im englischen bei der ersten Auflage. Das dieses Buch überhaupt existiert hab ich als Simmons Fan erst viel später erfahren. Die englische Ausgabe gab es da nur noch gebraucht und zu teilweise Mondpreisen. Allerdings hat sich ein kleiner deutscher Verlag des Buches angenommen und eine Übersetzuung (wieder-)veröffentlicht, die ich jetzt mein Eigen nenne.
Richtig überzeugen konnte der Schmöker mich nicht. Die fünf Novellen decken verschiedene Genres ab und haben durchaus interessante Ansätze - z.B. der Sci-Fi Vertreter Flashback, bei dem es um eine Droge geht, mit der man vergangene Erlebnis täuschend echt nochmal erleben kann. Aber eine wirkliche fünf Sterne Bewertung würde von mir nur Nr.5 "Der grosse Liebhaber" bekommen. Da ich die fünf Geschichten aber nicht einzeln, sondern nur als Paket bewerte komme ich zu:
Bewertung: drei von fünf Sternen
Zitate:
"Wenn man in ihren frühen Jahren von seinen Kindern getrennt ist, und sei es nur kurz, sind sie andere Menschen, wenn man nach Hause kommt; das ist die große Tragödie. Vielleicht trifft das immer zu, auf jedes Alter."

"Jahre später [...] überraschte mich Kay mit der Bemerkung, man solle von Motorradfahrern keine Helme oder sonstige Schutzkleidung verlangen. [...] 'Weil dann die schwachen aus dem genetischen Reservoir verschwinden.[...]Motorräder sind in einer zivilisierten Gesellschaft eine der besten Formen natürlicher Auslese, die wir haben'"

"Wann[...]werden wir eigentlich zu den Eltern unserer Eltern?
Wenn sie senil oder neurotisch oder so hilflos werden, dass wir es müssen."

"So schreckliche Neuigkeiten heute, dass ich nur über den Gott der Ironie lachen kann, der das Universum regiert."

"Ich habe [...] begriffen, [...] dass man Gott in diesem Leben finden kann und es eine Torheit ist, auf das nächste zu warten."

Stieg Larsson: Verblendung

Kritik: Hab mir als nicht ausgesprochener Krimifan aufgrund der sehr positiven Kritiken gedacht zur Abwechselung mal diesen zu probieren. Hab es bereut. Ich musste mich ziemlich durch das ganze Ding quälen. Die Kernhandlung (Harriet) fängt spät an und hört früh auf.
Zu keinem Zeitpunkt wird das Buch wirklich zum pageturner.
Was mich aber am meisten stört, ist das die Story schlicht in vielen Punkt zu unrealistisch und zu konsturiert ist. Z.B. halten die beschrieben Hacker-Fähigkeiten von Lisbeth glaube ich keiner ernsthaften Prüfung stand. In 40 Jahren Ermittelung ist nie einer auf die Idee gekommen, ob der Fotograf an dem Tag von Harriets Verschwinden auch Ausschußbilder produziert hat. Und die Sache mit den getrockneten Blumen... Selbst wenn man nicht mehr den direkten Draht hat, hätte der Absender doch merken müssen, dass seine Sendungen falsch interpretiert werden.
Auch die Personen sind nicht unbedingt glaubwürdig gezeichnet.
Hab mich darüber geärgert, mit diesem Buch meine Zeit verschwendet zu haben und verzichte dankend auf Teil 2 und 3.
Bewertung: einer von fünf Sternen
Zitate:
"'Sie müssen zwei Dinge unterscheiden - die schwedische Wirtschaft und die schwedische Börse. Die schwedische Wirtschaft ist die Summe aller Dienstleistungen und Waren, die in diesem Land jeden Tag produziert werden.[...]Die Börse ist etwas ganz anderes. Da gibt es keine Wirtschaft, keine Produktion von Waren und Dienstleistungen. Da gibt es nur Fantasien, da entscheidet man von einer Stunde auf die andere, dass dieses oder jenes Unternehmen jetzt soundso viele Milliarden mehr oder weniger wert ist. Das hat nicht das Geringste mit der Wirklich oder mit der schwedischen Wirtschaft zu tun.'
'Sie meinen also, es spielt keine Rolle, dass die Börse gerade ins Bodenlose stürzt?'
'Nö, das spielt überhaupt keine Rolle'"

Robert Charles Wilson: Blind Lake

Zum Autor: Nachdem ich weiter oben ja bereits "Spin" gelobt habe (vier Sterne sind ein Lob, oder? - und die fünf hat es nur knapp verfehlt), habe ich mittlerweile noch drei weitere Bücher des Autors gelsen. Die Spin Fortsetzung "Axis" (ich fand Teil eins besser), "Darwinia" (nett, unterhaltsam) und "Blind Lake". Was lernen wir daraus: ich schreibe nicht aus jedem Buch, das ich lese auch Zitate raus. Manche Bücher enthalten schlicht nichts, bei dem ich aufmerke und meine, ich müsste eine mentale Notiz machen.
Das heißt nicht, dass diese Bücher schlecht sind. Manche Bücher bieten sich nicht an für Zitate, z.B. auch deshalb weil das Zitat ohne ewig viel Kontext nicht funktioniert (das gilt z.B. für die Harry Potter Serie).
Bewertung: vier von fünf Sternen
Zitate:
"The real lesson[...]was the political uncorrect one, the unspeakable but obvious fact that sentience (so-called) was nothing but a focused irrationality, a suite of behaviours designed by DNA to make more DNA, empty of any logic than the runaway mathematics of self-reproduction."

"Dream me an explanation."

"Sue understood what he was getting at. He wanted to give people the consolation of religion without the baggage of dogmatism."

"'You wanted to lend him some of your cynicism.'
'He´d be a better journalist if he learned not to care.'
'Though perhaps not a better human being.'
'I´m not discussing this.'"

Anthony McCarten: Death of a Superhero

Beschreibung: Donald Delpe ist 14, denkt ständig an Sex aber hatte noch keine Freundin, ist Comic-Fan, zeichnet selber welche und er hat Krebs.
Der Psychologe Adrian King soll ihm helfen, mit seiner Situation klarzukommen und seinen Lebenswillen wiederzufinden.
Hauptsächlich als Drehbuch geschrieben, mit eingestreuten (nacherzählten) Comic-Passagen und beschreibenden Zwischenpassagen stilistisch interessant. Leider zündet die Handlung erst im letzten drittel.
Bewertung: drei von fünf Sternen
Zitate:
"No wonder beast are tops in the waiting game. They´ve had epochs of practice. A beast understands that waiting is what life is almost entirely about."

"'In art we can sometimes find the essences of life. 'It is through Art, and Art alone, that we can realize perfection.' Oscar Wilde.'"

"Don [...] reaches for a book Introduction to Macroeconomics [...] He puts the book back on the shelf, reuniting once more a chapter on Keynes and one on Friedman, two divided theories which can agree on one at last: no matter how precise the mathematical forecast, everybody is guessing"

"'Life is a sexually transmitted disease. It´s spread by people having sex, and in the end it kills you.'"

"What makes us behave, conform, be (in fact) who we are? wonders Adrian. Is it because we fear the worst? Do we simply construct our entire lives as a defense against the worst thing that could happen to us?
Problem: if most of us have little or no experience of what the worst thing is, then why should we let our fears steer everything we do?
[...]
But Adrian feels he can see through everybody today. And here he sees it again: fear. Fear of the worst thing happening. Fear everywhere guiding lives."

Scott Lynch: The Lies of Locke Lamora

Beschreibung: Dieses Buch hat mich gut unterhalten und mir wirklich gut gefallen; besser als das meiste, was ich in der letzen Zeit so geschmöckert habe.
Ein Schuß mehr von dem was "ernsthafte" von "unterhaltender" Literatur unterscheidet, und ich hätte seit langem mal wieder 5 Sterne verteilt.
Zunächstmal sei klargestellt, dass das Buch kein Sci-Fi ist sondern eher Fantasy, die zufällig auf einem Planet spielt, auf dem es in der Vorzeit mal ein mittlerweile verschwunde Hochkultur gab. In den Resten derer Städte haben Menschen ihre vergleichsweise rückständige Zivilisation aufgebaut; technisch ungefähr auf dem Stand unseres Mittelalters. Einen Schuß Magie in Form böser Zauberer (Bondsmagi) gibt es auch noch.
Locke Lamora schlägt sich als diebisches Weisenkind durch, bis er von dem falschen Priester Father Chains aufgenommen wird und von diesem zusammen mit drei weiteren Jungs zu einer Gruppe elitärer Trickbetrüger ausgebildet wird.
Nach Chains Tod führt Locke die sich selber "Gentleman Bastards" nennende Gruppe bei diversen Raubzügen an. Während die Bastards dabei sind, einen Adligen der Stadt Camorr um ein Vermögen zu betrügen, entbrennt in der Stadt ein Kampf um die Vorherschaft in der Unterwelt, in den die Bastards unfreiwillig verwickelt werden. Zudem ist die Geheimpolizei des Duke ihnen auf den Fersen...
Bewertung: vier von fünf Sternen
Zitate:
"It is said in Camorr that the difference between honest and dishonest commerce is that when an honest man or woman of business ruins someone, they don´t have the courtesy to cut the throat to finish the affair."

Scott Lynch: Red Seas under Red Skies

Beschreibung: Nachdem "The Lies of Locke Lamora" mir gut gefallen hat war ich gespannt auf das Sequel.
Leider hält es nicht ganz, was der erste Teil versprach. Es ist ein nettes und unterhaltsames Buch, aber tendiert doch mehr in Richtung Durchschnitt.
Bewertung: drei von fünf Sternen
Zitate:
"Have people on land acquired the secret of living forever? Have they abolished accidents? Have they ceased to have weather in my absence?"

Paulo Coelho: Der Alchimist

Kurzkritik: Ich entschuldige mich zutiefst bei all denen, die dieses Buch lieben und daraus Kraft ziehen können. Ich hingegen habe keinen Zugang zu diesem Buch gefunden, das auf 180 Seiten esoterischen Humbug verbreitet und dabei nicht mehr sagt als "Der Weg ist das Ziel".
Bewertung: einer von fünf Sternen
Zitate:
"Erst die Möglichkeit, einen Traum zu verwirklichen macht unser Leben lebenswert."

Ken Follet: World without End

Kurzkritik: Statt einer Fortsetzung zu "The Pillars of the Earth" hat Follet das Buch einfach nochmal geschrieben. Gut, er verlegt die Handlung ein paar Jahre in die Zukunft. Aber die Handlungsabläufe sind doch sehr ähnlich, die Charaktere wie immer bei Follet flach und vorhersehbar.
Richtig schlecht ist das Buch deshalb nicht; es ist durchaus flüssig geschrieben und unterhaltsam zu lesen und nebenbei lernt man ein wenig über die beschriebene Zeit; z.B. die Schlacht bei Crecy
Bewertung: drei von fünf Sternen
Zitate:
"He was to absorbed in his work to glance up. She regarded him for a second [...]. He had the look of total concentration that she knew so well: his slight body bent over his work, his strong hands and dextrous fingers making fine adjustments, his face immobile, his gaze unwavering. He had the perfect grace of a young deer bending its head to drink from a stream. This was what a man looked like, she thought, when he was doing what he was born to do. He was in a state like happiness, but more profound. He was fulfilling his destiny. "

"'You took away my power to make my own decisions. You treated me the way your father treated you, as a thing to be controlled, not as a person. It doesn´t matter whether I was right or wrong. What matters is that it was up to me to decide, not you.'"

Ken Grimwood: Replay-Das zweite Spiel

Plot / Anmerkungen: Im Jahr 1988 stirbt der Radiojournalist Jeff Winston an einer Art Herzinfarkt, wacht aber wieder auf als Student im Jahr 1963, in seinem eigenen Leben 25 Jahre früher. In seinem ersten "Replay" konzentriert er sich aufs Geld verdienen - was ihm recht leicht fällt, da er den Ausgang wichtiger Sportereignisse und Wirtschaftstrends aus seinem ersten Leben bereits kennt.
Er stirbt erneut 1988 und landet nochmal in 1963 - erst nach mehreren Durchgängen fällt ihm auf, das jede weitere Wiederholung kürzer ausfällt als die vorherige.
In jeder Wiederholung versucht er auf andere Art, sein Glück zu finden.
Die Grundidee der Handlung ist nicht neu, aber gut umgesetzt. Man kommt nicht umhin, sich selber zu fragen, was man mit der Möglichkeit des "Replays" anfangen würde und sich dann zu fragen, warum man eigentlich ohne diese Möglichkeit nicht trotzdem sein Leben so lebt, wie man es sich erträumt.
Ein Schwachpunkt, über den man dabei stolpert: in allen Replays im Buch muss sich Jeff keine Gedanken mehr um seine finanzielle Sicherheit machen: ein paar Aktienpakete zur richtigen Zeit und mit dem Wissen um die Kursentwickelung gekauft, und er ist abgesichert. Das geht uns in unserem einmaligen Leben leider etwas anders...
Bewertung: drei von fünf Sternen
Zitate:
"In diesem Wagen war er vom Halbwüchsigen zum Erwachsenen gereift, mehr als in jedem Wohnzimmer oder Appartment oder jeder Stadt. Er hatte darin gevögelt, sich darin betrunken, war damit zum Begräbnis seines Lieblingsonkels gefahren, hatte den temperamentvollen, kräftigen Motor dazu benutzt, um Zorn, Freude, Niedergeschlagenheit, Langeweile, Reue auszudrücken."

"'Im Laufe der Zeit [...] habe ich so ziemlich jede mögliche Erklärung in Betracht gezogen für das was mit mir [...] passiert ist.[...] [Der Punkt ist]: Ich kann es nicht wissen, und deshalb habe ich mich irgendwann damit abgefunden, dass ich es weder verstehen noch ändern kann. [...]. [Das] Dilemma, so ungewöhnlich es auch sein mag, ist im Wesentlichen kein anderes als das, mit dem jeder konfrontiert ist, der je auf dieser Welt wandelte: Wir sind hier, und wir wissen nicht warum. Wir können soviel philosophieren, wie wir wollen, den Schlüssel zu dem Geheimnis auf tausend verschiedenen Pfaden suchen, aber wir werden der Lösung niemals näher kommen.'"

"[...]Einen Funken Verständnis wecken, der dem metaphorischen Exil entstammte, dem wir alle unterworfen sind und das Jeff besser begriff als jeder andere vor ihm: Unser gemeinsames und unentrinnbares Ausgeschlossensein von den Jahren, die wir durchlebt und hinter uns gebracht haben, von den Menschen, die wir einmal waren und kannten und für immer verloren haben.

Robert Charles Wilson: Julian Comstock

Plot / Anmerkungen: Der Untertitel ist "A Story of 22nd Century America" . Wilson geht in dem Buch davon aus, dass es am Ende des Ölzeitalters zu einem weltweiten, katastrophalen Zusammenbruch kommt, in Folge dessen das 22te Jahrhundert mehr Ähnlichkeit mit dem 19ten als mit dem 21ten hat.
Das der beschriebene techologische Rückfall nicht wirklich plausibel ist meiner Meinung nach der größte Schwachpunkt des Buches.
Aber wenn man sich auf die von Wilson skizzierte Welt einlässt und man zusammen mit den gut gezeichneten Charakteren die Konflikte dort durchlebt, wird man gut und intellegent unterhalten.
Erzählt wird die Geschichte von dem naiven Adam, ein Jugendfreund des Titelhelden. Seine Art der Schilderung der Ereignisse würzt das Ganze noch mit einer guten Prise Humor (die Fußnoten sind immer für einen Lacher gut).
Bewertung: vier von fünf Sternen
Zitate:
"'You must not make the mistake of thinking that because nothing lasts, nothings matters.'"

"My mind was a confusion of ideas an anxieties; but I found myself recalling what Julian had said [...] about DNA, and how it aspired to perfect replication but progressed by remembering itself imperfectly. I might be true, I thought, because our lives were like that - time itself was like that, every moment dying and pregnant with its own distored reflection. [...]
Maybe that logic was true of people, too - maybe I was already an inexact echo of what I had been just days before. And maybe the same was true of Julian. Already something hard and uncompromising had begun to emerge from his gentle features-the first manifestation of a freshly evolved Julian [...] Evolution can´t be predicted, Julian used to tell me; it´s a scattershot business; it fires, but it doesn´t aim."

"'The [...] Jews were exempted from the plagues that fell upon Egypt.' [...]
'Those were unpleasant plagues. [...] Inventive, I would say, almost to the point of madness. Insects-boils-the butchery of children-such work by any other agency would be considered an example of unexcelled sadism rather than celestial justice.' [...]
'God is jealous by nature, Julian, [...] it says so in the text.'
'Oh yes [...] jealous, certainly, but also forgiving; merciful, but vengeful; wrathful, but loving -in fact just about anything we can imagine Him to be. That´s the Paradox of Monotheism, as I call it. Contrast a Christian with a nature-worshipping pagan: if the pagan´s cornfield is ravaged by a windstorm he can blame the bad manners of the Cyclone-God; and if the weather is kind he addresses his thanks to Mother Sunshine [...]; and all this, though not sensible, has a kind of rude logic to it. But with the invention of monotheism a single Deity is forced to take responsibility for every contradictory joy and tragedy that comes down the turnpike.[...]'
'I don´t see how monotheism makes it any worse [...]. Once you start multiplying your gods, you might not know where to stop. A crowd of gods so numerous you can´t recognize most of them seems hardly better than no god at all. Especially once they begin to bicker among themselves. Don´t you often tell me to seek out the simplest explanation for a thing?'
'One is simpler than a dozen,' Julian admitted. 'But none is simpler than one.'"

"'What are you working on at the moment, Adam Hazzard?[...]No modesty between scribblers,' said Dornwood. 'Fiction, is it?'
'Yes-a story about a Western boy kidnapped by Chinese traders, and taken to the sea against his will, and when he escapes his captors he falls in with pirates, but what they don´t know is-'
'I see. And how many pirates have you met, Adam Hazzard?'
The question took me by surprise. 'In life? Well-none.'
[...] 'Why write about pirates, Adam, when you´re embedded in [a momentous] adventure?'
'What are you saying-that I should write about the war? But I've only seen a little of it.'
'No matter! Write what you know: it´s one of the abiding principles of the trade.'"

"'Make us innocent again,' humanity cried out, 'or at least send innocence among us, to serve as an example'
[...] 'All right,' [God] said at last, 'I´ve heard your noise and I´ll give you what you want.' So he fathered a child by a virgin - in fact a married virgin, for God was fond of miracles, and for a woman to be simultaneously a wife, a virgin, and a mother seemed like a miracle with compound interest accrued."

"His ideas about God were profoundly unorthodox. God, he asserted, was not contained in any Book, but was a Voice, which every human being could hear (and most of us chose to ignore). The common name of that voice was Conscience; but it was a God by any reasonable definition. [...] What else could you call an Invisible Entity who said the same thing to members of every diverse branch of humanity[...]? Because that Voice was not contained in any single mind, but experienced consistently by all sane minds, it must be more than merely human, and therefore a God."

"'Genuine Conscience speaks to all people in all tongues, and it can do so because it has just a few simple things to say. ´Love your neighbor as your brother,´ and do all that that entails-visit the sick, refrain from beating wives and children, don´t murder people for profit , etc. [...] Game Theory suggests that there are two ways for human beings to operate. You can be trustworthy and trust others, or you can be untrustworthy to your own advantage. [...] Conscience tells us, ´Be the trustworthy man.´ That´s a tall order, for the trustworthy man is often cheated and exploited; while the untrustworthy man often occupies thrones and pulpits, and revels in the riches. But the untrustworthy man, if we all emulated him, would hasten us into an eternal Hell of mutual predation; while the trustwothy man, if his behavior became general, would throw open the gates of Heaven. That´s what Heaven is, Adam, if it´s anything at all - a place where you can trust others without hesitation, and they can trust you.'"

Vernor Vinge: A Deepness in the Sky

Klappentextersatz: Zwei menschliche Raumfahrt-Expeditionen treffen fast zeitgleich in einem Sonnensystem ein, welches sich durch zwei Besonderheiten auszeichnet.
Zum einen erlischt und wiedererstrahlt die Sonne des Systems aus unbekannten Gründen in einem festen Zyklus. Zum anderen gibt es auf einem Planeten des Systems nicht-menschliches, intellegentes Leben an der Schwelle zur Raumfahrt.
Die Menschen teilen sich in eine Gruppe interstellarer Händler und eine aggressive, hierachisch organisierte Kultur.
Während die spinnenartigen Wesen auf dem Planeten zunächst nichts von dem Besuch in ihrem System ahnen und mit Hilfe der sich entwickelnden Technologie versuchen, erstmals in ihrer Geschichte in den Dunkel-Phasen ihrer Sonne keinen Extrem-Winterschlaf zu halten, unterliegen die Händler im Kampf um die Vorherrschaft bei den Menschen.
Bewertung: vier von fünf Sternen
Zitate:
"Dad might talk and talk about evolution in action and how important it was for small children to be allowed to take chances, how if that didn´t happen then genius could not develop in the survivors. The trouble was, he didn´t mean it. Every time Viki tried to take on something a little risky, Dad got all paternal and the project became a padded security blanket."

"[Sherkaner Underhill] regarded every rule of nature and culture as an obstacle to be thought about, experimented with."

"What do you do when your dream die?
Dreams die in every life. Everyone gets old. There is promise in the beginning when life seems so bright. The promise fades when the years get short.
[...]
So what do you do when your dream dies?
When your dream dies, you give it up."

"Your theory ´explains´ all sorts of things without helping to do anything, much less providing tests for itself."

Paulo Coelho: Elf Minuten

Kurzkritik: Elf Minuten handelt von einer jungen Brasilianerin, die es in die Schweiz verschlägt und die dort anfängt als Prostituierte zu arbeiten.
Die Story basiert angeblich auf wahren Tatsachen, obwohl sie recht unglaubwürdig und zum Ende hin kitschig ist.
Die Message ist zu plakativ und zu dick aufgetragen, trotzdem hat mir dieses Coelho Werk deutlich besser gefallen als "Der Alchemist".
Bewertung: drei von fünf Sternen
Zitate:
"Träume sind sehr bequem, sofern wir nicht gezwungen sind, sie in die Tat umzusetzen. So gehen wir keine Risiken ein, vermeiden Frustrationen, schwierige Momente, und wenn wir alt sind, können wir immer den anderen die Schuld in die Schuhe schieben - vorzugsweise unseren Eltern, unseren Ehemännern oder unseren Kindern - dafür, dass wir unsere Träume nicht wahr gemacht haben."

"Er sollte wissen, dass der Mensch die Liebe in ihrer Ganzheit begreifen muss. Die Liebe ist nicht im anderen, sie ist in uns selbst; wir erwecken sie. Aber für dieses Erwecken brauchen wir den anderen. Das Universum ergibt nur Sinn, wenn wir jemand haben, mit dem wir unsere Gefühle teilen können."

"Wir erkennen uns nur, wenn wir an unsere Grenzen gelangen. Das ist richtig. Aber es ist auch falsch, weil man die Selbsterkenntnis auch nicht zu weit treiben sollte; der Mensch wurde nicht nur dazu geschaffen, seine Erkenntnis zu mehren, sondern auch dazu, den Boden zu pflügen, auf den Regen zu warten, sein Getreide anzubauen, zu ernten und Brot zu backen."

William Boyd: Restless

Kurzkritik: Restless spielt in 2 Zeitebenen. Die erste Mitte der Siebziger, mit einer allein erziehenden Mutter in England die davon lebt Sprachunterricht zu geben und die ihr Studium verschleppt.
Diese Frau erfährt von ihrer Mutter, dass diese kurz vor und zu Beginn des 2ten Weltkrieges beim britischen Geheimdienst tätig war - das ist dann die 2te Zeitebene.
Bei Licht betrachtet wartet man aber in beiden Zeitebenen vergeblich darauf, dass mal was wirklich interessantes passiert, und ehe man sich versieht ist das Buch zu Ende und bleibt -- wahrscheinlich bewusst aber trotzdem irgendwie enttäuschend -- völlig belanglos.
Bewertung: zwei von fünf Sternen
Zitate:
"[...]Realising [...] how little we actually, really, know of our parents´ biographies, how vage and undefined they are,like saints´ lives almost - all legend and anecdote..."

"I never dream of Jochen´s death, though sometimes I think of it, rarely, for a second or two before I banish it - shocked - from my mind. I´m almost sure that everyone does this about the people they love - it´s a grim corollary of truly loving someone: you find yourself compelled to imagine your world without them and have to contemplate its awfulness and dread for a second or two. A peer through the crack to the emptiness, the big silence beyond. We can´t help it - I can´t help it, anyway, and I tell myself guiltily that everybody must do it, that it is a very human reaction to the human condition."

"'You have to joke a little in life, darling,' I said, [...] 'otherwise what´s the point?'"

"I knew Jochen better than any being on the planet, yet in some sense, in some degree the guileless child was already beginning to develop the opacities of the growing boy, the youth, the adult, where the veils of ignorance and unknowning existed even between the people you were closest to."

"The next day she wandered around the old town, went into a church on the plaza and took a stroll through Rio Grande Park under the tall cottonwood trees and looked out at the broad turbid river and the hazy mauve mountains to the west and, as she frequently did, marvelled that she should find herself here, at this stage of her life, in this town, at this time."

"Saturday night in, telly on, twenty cigarettes and a bottle of Mateus Rosé: how could life get any better?"

Andreas Eschbach: Ausgebrannt

Kurzkritik: Ausgebrannt entwirft in mehreren lose verbunden Erzählsträngen ein Bild vom Ende des Ölzeitalters.
Das Ganze ist halbwegs interessant und auch halbwegs unterhaltsam.
Für mich ein No-Go und beständiges Ärgernis in viel zu vielen Büchern, auch diesem: Unglaubwürdige "zufällige" Verbindungen.
Bewertung: drei von fünf Sternen
Zitate:
"Karriere machte der, der so wirkte, als würde er einmal Karriere machen. Und anders als immer behauptet wird, schätzt kein Unternehmen Mitarbeiter, die sich ihre Arbeit so intelligent einteilen, dass sie sie innerhalb der vereinbarten Bürostunden erledigt bekommen."

"'Die gesamte Wissenschaftsgeschichte ist eine Geschichte von Situationen, in denen einer Recht hatte und der Rest der Welt sich irrte. Wahrheit ist nicht demokratisch.'"

"Hatte er gerade seine Seele verpfändet? Oder hatte er gerade eine verdammt schlaue Entscheidung getroffen?
Keine Ahnung. In Filmen wusste man so etwas immer, dank der Musik im Hintergrund. So was fehlte im wirklichen Leben einfach empfindlich."

"Die Kunst des Lebens bestand zum großen Teil darin, es nicht zu verpassen."

"Eine neue Karriere [...] durchlaufen, mit anderen Regeln, aber dem Ziel, das Karrieren immer und zu allen Zeiten gehabt haben, nämlich weiter oben auf der Leiter zu stehen zu kommen, egal, wo sich diese Leiter befand und wie lang sie war."

"Vermutlich [...] war es so, dass jeder in die Kirche ging und nur so tat, als sei er fromm."

Christopher Moore: Die Bibel nach Biff

Plot und Bewertung:Ein nicht ganz ernst gemeinter historischer Roman. Die vier Evangelien des Neuen Testamentes geben den groben Rahmen der Handlung vor.
Biff wächst zusammen mit Jesus (den er Josua oder Josh nennt) in Nazareth auf und wird dessen bester Freund. Als der junge Jesus unschlüssig ist, wie man Messias wird, macht er sich auf die Suche nach den Weisen, die zu seiner Geburt gekommen waren.
Sein bester Kumpel Biff begleitet ihn auf der Reise in den Osten und ist auch dabei, als Jesus nach Galilää zurückkehrt und seine Lehrtätigkeit aufnimmt.
Das Ganze ist natürlich ein ziemlicher Unsinn, aber wirklich lustig zu lesen und zwischen den Zeilen auch nicht völlig inhaltlos. Wegen einzelner Längen und einigen zu dick aufgetragenen Übertreibungen (musste Balthasar sich wirklich einen Dämon aus der Hölle halten?)gibt es nur vier der fünf Sterne, aber die sind voll verdient.
Bewertung: vier von fünf Sternen
Zitate:
"'Wir haben hier gewohnt, dann waren wir in Ägypten, jetzt wohnen wir wieder hier', sagte Josua. 'Es war ein weiter Weg.'
'Du lügst, es dauert vierzig Jahre, bis man in Ägypten ist.'
'Nicht mehr. Jetzt ist es näher.'
'Steht in der Thora. Mein Abba hat es mir vorgelesen. ´Vierzig Jahre wanderten die Israeliten durch die Wüste.´'
'Die Israeliten hatten sich veriirt.'
'Vierzig Jahre lang?' Ich lachte. 'Die Israeliten müssen ganz schön blöd sein.'
'Wir sind die Israeliten.'"

"'Was ist, wenn ich nicht wirklich der Messias bin?'
[...]'Du meinst, Gott erlaubt sich einen Schwerz mit dir? [...] Ich kenne die Thora nicht so gut wie du, Josua, aber ich kann mich nicht erinnern, das Gott Sinn für Humor gehabt hätte.'"

"'Weshalb sollte der Herr dafür sorgen, dass sich die Sünde gut anfühlt und dann den Menschen dafür verdammen?'"

"'Die Mädchen haben heute Speck gebraten, und da musste ich an zu Hause denken.'
'Wieso? Ich kann mich nicht erinnern, dass bei uns zu Hause jemals jemand Speck gebraten hätte.'
[...]'Josua, du bist Gottes Sohn. Du bist der Messias. Das bedeutet ... ach, was weiß ich ... dass du Jude bist! Du darfst keinen Speck essen!'
'Gott ist es egal, ob wir Speck essen.'[...]
'Was du nicht sagst. Denkt er über Unzucht immer noch wie früher?'
'Allerdings.'
'Sebstbefriedigung?'
'Absolut.'[...]
'Nur Speck. Interessant.[...] Ich will dir ja nicht zu nahe treten, aber du wirst mehr brauchen, wenn du das Reich Gottes verkünden willst. Du kannst nicht nach Hause kommen und sagen ´Hi, ich bin der Messias. Gott will, dass ihr diesen Speck esst.´'"

"Mir, einem Juden, fällte es schwer, im Augenbick zu verharren. Ohne Vergangenheit, wo bleibt da die Schuld? Und ohne Zukunft, wo bleibt da die Angst? Und ohne Schuld und Angst, wo bin ich dann?"

"Neun Jahre später stieg er vom Berg herab, und die Leute im Dorf erwarteten ihn mit Speisen und Geschenken.
'Meister, wir bitten um euren Heiligen Rat. Was habt ihr uns zu sagen?' flehten sie.
'Ich muss echt mal pinkeln', sagte der Mönch. Und da wussten alle Dorfbewohner, dass er tatsächlich den Geisteszustand aller Buddhas erreicht hatte, das ´Nicht-Ich´, wie wir es nannten."

"Kashmir und ich kamen uns immer näher, je weiter meiner Studien gediehen. Nachdem wir sämtliche Stellungen des Kama Sutra zweimal durchgegangen waren, wollte Kashmir die ganze Sache auf die nächsthöhere Ebene heben, indem sie die tantrische Disziplin in unser Liebesspiel einführte. Wir wurden derart geschickt in unserer meditativen Paarungskunst, das Kashmir selbst im Sturm der Leidenschaft noch ihren Schmuck polieren, ihr Geld zählen oder sogar etwas Feinwäsche ausspülen konnte. Ich selbst beherrschte die Disziplin der kontrollierten Ejakulation so weit, dass ich oft genug halb zu Hause war, bis endlich die Erlösung kam."

"Folgendes [...] kam in fast jeder Predigt vor, die Josua gehalten hat.
Du sollst nett zu Leuten sein, auch zu Kotzbrocken.
Und wenn du:

a) glaubtest, dass Josua Gottes Sohn war (und)
b) er gekommen war, dich von deinen Sünden zu erlösen (und)
c) den Heiligen Geist in dir erkanntest (wie ein kleines Kind wurdest, hätte er gesagt) (und)
d) nicht den Heiligen Geist lästertest (siehe c)
dann würdest du:
e) ewig leben
f) an einem schönen Ort
g) vermutlich im Himmel
Wenn du allerdings:
h) sündigtest (und/oder)
i) ein Heuchler warst (und/oder)
j) Dinge mehr als Menschen achtetest (und)
k) dich nicht an a, b, c und d hieltest,
dann warst du:
l) am Arsch.