Buchzitate
Gehören sie auch zu den Leuten, die gerne Bücher
lesen, wenn die Dinger nur nicht so viele Seiten hätten? Dann
sind sie hier genau richtig. Statt sich durch den ganzen
Schmöcker zu kämpfen stehen hier die interessantesten
Zitate rausgeschreiben. Dazu noch eine Bewertung, ob es sich doch
lohnt, das ganze Teil zu lesen. Meistens gibt es auch noch einen
Plot oder sonst irgendwas wissenswertes. Falls es einen Plot gibt,
gilt natürlich: "May contain spoilers". Nebenbei: Ich
reiße die Zitate natürlich völlig aus dem
Zusammenhang und kürze teilweise auch daran rum.
Wahrscheinlich ist es nicht ganz leicht, immer den richtigen Sinn
zu raten.
Plot:Der (fiktive) ehemalige ehemaliger Apollo Astronaut
Richard Baedecker steckt in der Midlife-Crisis. Im ersten Kapitel
besucht er auf einer Geschäftreise seinen Sohn Scott in
Indien, wo dieser bei einem dubiosen Guru Erleuchtung sucht.
Maggie, eine Freundin von Scott freundet sich mit Baedecker an. Im
zweiten Kapitel besucht er dann seine Heimatstadt und
beschließt, die beiden Apollo Kollegen, die mit ihm zum Mond
geflogen sind, zu besuchen. In Kapitel drei macht er mit dem einen
der beiden, Gavin, der mittlerweile christlicher Predigter geworden
ist, eine Bergtour, auf der auch Maggie wieder dabei ist. Kapitel
vier fängt mit der Beerdigung des zweiten Apollo Kollegen an
und erzählt in Rückblenden von Baedeckers Besuch bei ihm
ein paar Monate vor dessen Unfalltot. Baedecker klärt die
Ursache für das Unglück und befreit seinen Sohn aus dem
Ashram in den Rockies, in den es ihn zwischenzeitlich verschlagen
hat. Im abschließenden Kapitel deutet sich Baedeckers
Rückkehr zur NASA an und er trifft einen weisen Indianer, als
er Maggie besuchen fährt.
Bei Licht betrachtet gibt es nicht furchtbar viel Rahmenhandlung
und fast keine "Action". Es gibt immer wieder
Geschichten-in-der-Geschichte, in denen man mehr aus Baedeckers
Leben erfährt.
Bewertung: Kriegt von mir 5 von 5 möglichen Sternen
(oder 98%)
Zitate:
Maggie:"I went to India to see how he (Scott) was doing because I
believed that he was passionately involved in asking questions that
I happen to think are important. [...] I was wrong. He wasn't
interested in asking questions, only in finding answers."
"What's the difference?" asked Baedecker. [...]
"The difference is that Scott took the line of least resistance,"
said Maggie, "Like most people, he found it too uncomfortable to be
out in the open, unsheltered by some shadow of authority. So when
the questions got too hard, he settled for easy answers."
"I guess Tom and Deedee just represent a certain type that I have
strong reservations about," she said.
"Born-again Christians?" said Baedecker.
Maggie shook her head. "No, people who trade their brains in for
sacred truths that can be boiled down to poster slogans."
"It fucks up the celebration."
"Celebration?" said Gavin. "What celebration?"
"Come here," said Lude, standing and turning to the west. He led
Gavin and Baedecker to the edge of the precipice. "Celebration of
that," said Lude and swung his right arm in an arc that took in
peaks, plateau, and sky. [...]
"You're a goddamned fool." [...]
Baedecker shook his head. "A celebrant," he said and took five
steps and leaped.
"I believe in the richness and mystery of the universe; and I
don't believe in the supernatural."
Plot: Eine mehrfache Geschichte in der Geschichte. Ein
englischer Autor zitiert einen Brief eines norwegischen
Evolutionsbiologe, den er auf den Datumsinseln getroffen hat. Der
Biologe, dessen Ehe nach dem Tod der gemeinsamen Tochter zerbrochen
ist, erzählt in dem Brief an seine Ex-Frau von seinem
Aufenthalt auf den Datumsinseln. Dort trifft er ein spanisches
Päärchen, die sich in rätselhaften Bildern
unterhalten. Die Frau kommt ihm bekannt vor.
Ein paar Monate später trifft er die beiden unter seltsamen
Umständen in Spanien wieder, und ihm wird klar, woher er die
Frau kennt: Sie ähnelt einem Akt von Goya. Der Rest der
Handlung ist zu vertrackt, um ihn hier halbwegs verständlich
wiederzugeben. Es sei nur darauf hingewiesen, dass der Autor auch
in diesem Buch mit den Erzählebenen und der Realität
spielt.
Das beste Kapitel heißt übrigens "Mückenmann
für einen Gecko" und es ist ein Gespräch zwischen dem
alkohlabhängigen Biologen und einem Gecko, der auf seiner
Gin-Flasche hockt.
Bewertung: vier von fünf Sternen
Zitate:
"Ich fragte mich, ob ich mich in meiner Wissenschaft verirrt und
die Fähigkeit verloren hatte, in jeder einzelnen Sekunde auf
der Erde das magische Abenteuer zu sehen. Ich dachte darüber
nach, in wie hohem Maß die Naturwissenschaft es sich zum
Programm gemacht hat, absolut alles erklären zu wollen. Worin
sich natürlich die Gefahr versteckt, allem gegenüber, das
sich nicht erklären lässt, vollständig blind zu
werden."
"Wenn wir erst einmal die großen Städte verlassen haben,
dann befinden wir uns bei Anbruch der Nacht sofort weit
draußen im Weltraum, dachte ich. Aber ein ständig
wachsender Teil der Menschheit lässt sich in einen optischen
Treibhauseffekt einwickeln und vergisst so, wer wir sind und woher
wir kommen. So wie Natur für viele synonym geworden ist mit
Fernsehbildern, Topfblumen und Vögeln im Käfig, ist der
Weltraum etwas, das wir uns im Planetarium ansehen."
"Die Frage ist, ob wir mehr begreifen könnten - also vom
innersten Wesen der Welt - , wenn unser Gehirn zum Beispiel zehn
Prozent größer und fünfzehn Prozent effektiver
wäre. Was meinst du? Glaubst du, wir sind so weit gekommen,
wie es uns überhaupt nur möglich ist, mit jeder Sorte
Gehirn, egal in welcher Größe? Wir können die
Tatsache nicht leugnen, dass es prinzipiell unmöglich sein
kann, viel mehr zu verstehen als wir ohnehin schon tun. [...] Was
ich bezweifle, ist, dass es prinzipiell möglich ist, viel mehr
von den Geheimnissen dieses Universum zu verstehen, als die
Menschen das schon tun. Auf diese Weise reduzieren sich alle
Fragen, die ich stellen könnte, auf die Frage, ob das
Universum noch weitere Geheimnisse hergeben kann. Ich meine: Wenn
du einen Meteor findest, kannst du herausfinden, wie viel er wiegt,
was sein spezifisches Gewicht ist und nicht zuletzt aus welchen
chemischen Substanzen er besteht. Aber wenn du das alles untersucht
hast, kannst du dem Stein keine weiteren Geheimnisse mehr
entlocken. Dann ist er einfach das, was er ist, [...] aber wir sind
nicht weitergekommen. Denn was ist ein Stein? [...]
Ich sag ja nur, dass die Ära der Wissenschaft sich
wahrscheinlich ihrem Ende nähert. Wir haben unser Ziel
erreicht und das Ziel ist das Bewusstsein des langen Weges zu
diesem Ziel. Vielleicht hat die Wissenschaft das Ende ihres Weges
erreicht, vielleicht wissen wir schon alles, was sich zu wissen
lohnt. Und wenn ich 'wir' sage, dann merk dir bitte, dass ich nicht
nur uns beide meine, ich schließe alle anderen potenziellen
Gehirne im ganzen Universum mit ein."
"Übersicht über einen Handlungsverlauf erhalten wir erst,
wenn uns diese Übersicht nicht mehr viel nützt. Niemals
kann der Donner uns vor dem Blitz warnen. Wer das Schicksal
durchschauen will, muss es überleben."
"Es gibt eine Welt. Der Wahrscheinlichkeit nach grenzt das ans
Unmögliche. Es wäre viel begreiflicher, wenn es einfach
nichts gäbe. Dann könnte sich auch niemand fragen, warum
es nichts gibt."
"Wenn es einen Gott gibt, dann ist er nicht nur schlampig im Spuren
hinterlassen. Vor allem ist ein Meister im Sich verstecken."
"Wir müssen natürlich zugeben, dass es sehr beeindruckend
ist, eine ganze Welt zu erschaffen. Aber noch beeindruckender
wäre es, wenn eine ganze Welt sich selbst erschaffen
hätte."
"Wenn unsere Traumbilder sich selbst in den Arm kneifen, ohne zu
erwachen, sind wir es selbst. Dann sind wir das Rätsel, das
niemand löst, wir sind das Abenteuer, eingesperrt im eigenen
Bild. Wir sind das, was geht und geht, ohne zur Klarheit zu
gelangen."
Plot: Der Pyschologe Kris Kalvin besucht eine
Forschungsstation, die sich im Orbit über dem Planet Solaris
befindet. Der Planet ist mit einer Art Ozean bedeckt, der als
ganzes ein intellegentes Lebewesen sein könnte - oder auch
nicht.
Die wenigen anderen Forscher auf der Station isolieren sich von
einander. Jeder von ihnen hat einen ungewöhnlichen Besucher.
Was damit gemeint ist merkt Kris als seine Ex-Freundin, die er vor
Jahren in den Selbstmord getrieben hat, neben ihm aufwacht.
Bewertung: zwei von fünf Sternen
Zitate:
"A god limited in his omniscience and power, fallible, incapable
of foreseeing the consequences of his acts, and creating things
that lead to horror. He is a sick god, whose ambitions exceed his
powers, and who does not realize it at first. [...] He has created
eternity, which was to have measured his power, and which measures
his unending defeat. [...] This god has no existence outside of
matter. He would like to free himself from matter, but he
cannot."
"What you have in mind is an evolving God, who develops in the
course of time, grows, and keeps increasing in power while
remaining aware of his powerlessness. For your god the divine
condition is a Situation without a goal. And understanding that, he
despairs. But isn't this despairing god of yours mankind,
Kelvin?"
"That is the only god I could imagine believing in, a god whose
passion is not a redemption, who saves nothing, fulfils no purpose
- a god who simply is."
Dan Simmons: Hyperion - Das Ende von Hyperion - Endymion - The
Rise of Endymion
Plot: Die Simmons'sche Weltraum-Oper knackt im Ganzen locker
die 2000 Seiten Marke und die Handlung in ein paar Sätzen
zusammenfassen kann nicht klappen - zumal es gegen Ende auch den
einen oder anderen logischen Bruch im Plot gibt. Ich versuche mich
trotzdem mal an einem knappen Abriss:
Also, das erste Buch handelt von einer Pilgerfahrt im 29.
Jahrhundert. Während der Reise zu den mysteriösen
Zeitgräbern auf Hyperion erzählen sich die sieben Pilger
gegenseitig die Geschichte, wegen der sie für diese letzte
Pilgerfahrt ausserwählt wurden.
Im zweiten Buch kommt es zu dem erwarteten Krieg mit den Ousters,
doch zeichnet es sich mehr und mehr ab, dass der alles
kontrollierende TechnoCore (oder Elemente davon) der eigentliche
Feind der Menschheit ist.
Buch Nummer 3 spielt fast 300 Jahre nach dem Fall des Weltnetztes.
Die Neue Macht im menschlichen Universum ist die katholische
Kirche: Seit die die Unsterblichkeit in Form eines
kreuzförmigen Parasiten vermarktet kann sie einen regen
Mitgliederzuwachs verzeichnen.
Die Tochter von Brawne Lamia aus den Büchern eins und zwei
gelangt durch die Abkürzung der Zeitgräber in diese Zeit
und wird von Raul Endymion, einem Abenteurer, der von einem
gewissen Martin Silenius beauftragt wurde, vor der sie jagenden
Curie gerettet.
Glücklicherweise hat Aenea - Brawnes' Tocher - ein
glückliches Händchen mit den eigentlich seit dem Fall des
Cores nutzlosen Farcastern und so flüchtet man über
mehrere Welten, die einst der Netz-Fluß Tethys verband, um zu
guter letzt auf der alten Erde zu landen.
Die Handlung des vierten Buchs beginnt vier Jahre nach Nummer drei.
Aenea hat eine Ausbildung als Architektin absolviert (bei einem
rekonstruierten Frank Lloyd Wright) und macht sich jetzt auf, auf
diversen Welten ihren Job auszuüben und nebenbei Keimzellen
für Revolten gegen die Kirche zu pflanzen.
Raul macht sich derweil auf die Suche nach dem Raumschiff des
Konsuls (aus den Büchern eins und zwei), dass man zu Beginn
von Buch 3 auf einem unbekannten Planeten zurückgelassen
hatte.
Die beiden Treffen sich wieder auf einem Planeten, der nur aus
Gebirge besteht und von Buddhisten bewohnt wird.
Es stellt sich raus, dass die Kirche ihren Aufstieg der Tatsache
verdankt, dass sie mit den Resten des Core paktiert. Aenea gelingt
es schließlich, allen Menschen dafür die Augen zu
öffnen und eine neue Stufe der menschlichen Evolution
einzuläuten.
Bewertung:
Hyperion: fünf von fünf Sternen (oder 99%)
Das Ende von Hyperion: fünf von fünf Sternen (oder
86%)
Endymion: drei von fünf Sternen (45%)
The Rise of Endymion: vier von fünf Sternen (65%)
Zitate: aus "Hyperion":
"Die Zen-Gnostiker würden sagen, diese Leere sei ein gutes
Zeichen; sie bedeute Offenheit für neue
Bewußtseinsebenen, neue Einsichten, neue Erfahrungen.
Merde.
Meine Leere ist nur...Leere."
"Ich, in jesuitischer Logik geschmiedet und im Kältebad der
Wissenschaft gehärtet, begriff doch in diesem Augenblick das
uralte Verlangen eines jeden gottesfürchtigen Menschen nach
einer anderen Art der Furcht: dem Kitzel des Exorzismus, dem
gedankenlosen Strudel der Derwisch-Bessenheit, dem
Marionettentanzritual des Tarot und der fast erotischen
Unterwerfung von Seancen, dem Zungenreden und der Trance der
Zen-Gnostiker. In diesem Augenblick wurde mir klar, wie
gewißlich die Bestätigung von Dämonen oder die
Beschwörung Satans irgendwie die Wirklichkeit ihrer mythischen
Antithese - des Gottes Abrahams - bestätigen kann."
"'Dad', sagte Rachel, 'ich möchte dir eine Frage stellen, die
ich etwa eine Million Male gestellt habe, seit ich zwei war.
Glaubst du an Gott?'
Sol hatte gelächelt. Er hatte keine andere Wahl gehabt als ihr
die Antwort zu geben, die er ihr schon eine Million Male gegeben
hatte. 'Ich warte darauf', sagte er."
"'Mich interessiert die Geschichte von Abraham', unterbrach in Sol.
'Ich meine, ich habe Erfahrung mit anderen ethischen Systemen, aber
es fällt mir schwer, eines zu verstehen, das damit
anfängt, dass ein Vater den Befehl erhält, seinen Sohn zu
töten.'
'Nein, nein, nein!', rief der Rabbi und fuchtelte mit seltsam
kindlichen Fingern vor sich. 'Als der Zeitpunkt gekommen war, hat
Gott Abrahams Hand gehindert. Er hätte kein Menschenopfer in
seinem Namen zugelassen. Der Gehorsam gegenüber dem Willen des
Herrn war...'
'Ja', sagte Sol. 'Gehorsam. Aber es steht geschrieben: "Da aber
streckte Abraham die Hand aus und nahm das Messer, seinen Sohn zu
opfern." Gott muss Abraham in die Seele gesehen und festgestellt
haben, dass er bereit war, Isaak zu töten. Eine bloße
Zurschaustellung von Gehorsam ohne innere Überzeugung
hätte der Gott der Genesis nicht gelten lassen. Was wäre
geschehen, wenn Abraham seinen Sohn mehr geliebt hätte als
Gott?'"
"Sie war stets der Meinung gewesen, dass die Essenz des
menschlicher Erfahrung nicht primär in den Höhepunkten
lag, den Hochzeitstagen und Triumphen, die wie rot im Kalender
angestrichene Tage herausragten, sondern mehr im
nebensächlichen Strom von Kleinigkeiten - dem
Wochenendnachmittag, den jedes Familienmitglied auf seine Weise
verbrachte, mit zufälligen und unwichtigen Begegnungen und
unwichtigen Gesprächen - Stunden, deren Summe eine Synergie
schuf, die wichtig und ewig war."
"-Kann das Abrahams Antwort an Gott gewesen sein? Dass er das Opfer
sein würde, nicht Isaak?
- Die von Abraham hätte es sein können. Deine kann es
nicht sein.
- Warum nicht?
Wie als Antwort hatte Sol eine Fiebervision nackter Erwachsener,
die an bewaffneten Männern vorbei zu den Öfen schritten,
von Müttern, die ihre Kinder unter Mantelstapeln versteckten.
Er sah Männer und Frauen, deren Haut in verbrannten fetzten
herabhing, die bewusstlose Kinder aus der Asche trugen, die einmal
eine Stadt gewesen war. Sol wusste, diese Bilder waren keine
Träume sondern Szenen aus dem Ersten und Zweiten Holocaust,
und als er das begriffen hatte, wusste er, noch ehe die Stimme in
seinen Gedanken weitersprach, wie die Antwort ausfallen musste.
- Die Eltern haben sich selbst dargeboten. Das Opfer ist schon
akzeptiert worden. Da haben wir hinter uns.
- Was dann? Was!
Schweigen antwortete ihm. Sol stellte sich in die grelle Sonne und
kippte fast um. Ein schwarzer Vogel kreiste über ihm oder in
seiner Vision. Sol schüttelte die Faust zum grauen Himmel
hinauf.
- Du benutzt Nazis als deine Instrumente? Wahnsinnige? Ungeheuer!
Du bist ein Ungeheuer!
- Nein.
[...] Für Abraham war die richtige Antwort Gehorsam, dachte
Sol. Ethisch gesehen war Abraham selbst ein Kind. Das waren alle
Menschen damals. Die richtige Antwort für Abrahams Kinder war,
zu Erwachsenen zu werden und sich selbst statt dessen
darzubieten.
- Welchen Grund kann es dafür geben?
- Welchen ersichtlichen Grund gibt es für alle Formen von
Leid, die die Menschheit erdulden mußte?
- Genau, dachte Sol und fragte sich, ob er gerade zum ersten mal
einen Punkt gemacht hatte. Er bezweifelte es
- Die Tatsache, dass etwas nicht sichtbar ist, bedeutet nicht, dass
es nicht existiert.
- Das ist umständlich. Man sollte nicht dreimal "nicht"
verwenden müssen, um eine Aussage zu machen. Besonders, um
etwas so banales wie das zu sagen."
Aus "Das Ende von Hyperion":
"Wenn unsere Rasse das wahre Satori erreichen will, wenn wir der
nächsten Stufe des Bewußtseins und der Evolution
teilhaftig werden wollen, [...] dann müssen alle menschlichen
Verrichtungen bewußte Versuche werden, Kunst zu
schaffen."
"Sie glauben, dass das Shrike der Antichrist ist?" [...]
"Es ist noch nicht lange her, da wäre ich begeistert gewesen,
einen Antichristen zu entdecken ... sogar die Präsenz einer
antigöttlichen Macht hätte ausgereicht, meinen schwinden
Glauben an jedewede Form einer Gottheit zu stützen." [...]
"Und darum haben sie den Glauben verloren?"
Duré sah Sol an. "Im Gegenteil, ich kam zu der
Überzeugung, dass der Glaube noch wichtiger ist. Qual und
Dunkelheit sind unser Los seit dem Sündenfall der Menschheit.
Aber es muß eine Hoffnung geben, dass wir uns auf eine
höhere Ebene entwickeln können ... dass das
Bewußtsein sich auf eine höhere Stufe entwickeln kann,
die gütiger ist als ein von Gleichgültigkeit
erfülltes Universum."
Sol blickte auf, als ein Dutzend stecknadelkopfgroßer Lichter
sich zu Schockwellen von Plasmaexplosionen weit draußen im
All entfalten. "Ich wünschte, wir verfügten über die
Technik, Gott mit gleichen Mitteln zu bekämpfen", sagte er mit
leiser, gepreßter Stimme. " Es ihm auf seinem Grund und Boden
zu zeigen. Alle der Menschheit zugefügten Ungerechtigkeiten
heimzuzahlen. Ihm ermöglichen, seine anmaßende Arroganz
sein zu lassen oder zur Hölle gepustet zu werden."
"Mit plötzlicher Klarheit, die über seine unmittelbaren
Schmerzen und die Trauer hinausging, begriff Sol Weintraub auf
einmal, warum Abraham bereit war, seinen Sohn Isaak zu opfern, als
der Herr es ihm befohlen hatte.
Es war kein Gehorsam.
Es war nicht einmal so, dass er die Liebe zu Gott höher
bewertete als die Liebe zu seinem Sohn.
Abraham stellte Gott auf die Probe.
Indem er das Opfer im letzten Augenblick ablehnte, indem er dem
Messer einhalt gebot, hatte sich Gott - in Abrahams Augen und im
Herzen seines Sprößlings - da Recht erworben, der Gott
Abrahams zu werden.
Sol erschauderte, als er darüber nachdachte, dass kein
Posieren von seiten Abrahams, kein Vorschützen seiner
Bereitschaft, den Jungen zu opfern, dazu hätte dienen
können, dieses Band zwischen höherer Macht und Menschheit
zu schmieden. Abraham hatte im Innersten seines Herzens wissen
müssen, dass er den Jungen töten würde. Die
Gottheit, welche Form sie auch damals angenommen haben mochte,
musste überzeugt von Abrahams Entschlossenheit sein, musste
die Trauigkeit und Entschlossenheit zu vernichten, was Abraham das
teuerste im Universum war, spüren.
Abraham musste kein Opfer bringen, erfuhr aber ein für
allemal, dass sein Gott ein Gott war, dem man vertrauen und
gehorchen konnte. Kein anderer Test hätte dazu
ausgereicht.
Aber warum, fragte sich Sol, als er sich an den die Steinstufen
der Sphinx klammerte, die sich auf dem stürmischen Meer der
Zeit zu heben und senken schien, warum wurde dieser Test
wiederholt? Welche schreckliche neuen Offenbarungen warteten auf
die Menschheit?
Da begriff Sol - aufgrund des wenigen, was Brawne ihm erzählt
hatte, aufgrund der während der Pilgerfahrt erzählten
Geschichten, aufgrund persönlicher Offenbarungen in den
vergangen paar Wochen - , dass die Bemühungen der HI der
Maschinen, was immer das auch sein mochte, die geflohene
Empfindungs Komponente der menschlichen Gottheit aus ihrem Versteck
zu locken, vergeblich sein würden. [...]
Wenn Gott eine Evolution durchmachte, und Sol war überzeugt,
das musste auch auf Gott zutreffen, dann ging diese Evolution in
Richtung Empfindung - zu einem gemeinsamen Leiden, nicht zu Macht
und Herrschaft. [...]
Empfindung und Liebe waren untrennbar und unerklärlich.
[...]
Liebe, das banalste aller Dinge, die klischeehafteste aller
religiösen Motivationen, besaß - wie Sol jetzt wusste -
mehr als die starke Wechselwirkung oder die schwache Wechselwirkung
oder der Elektromagnetismus oder die Schwerkraft. Liebe war diese
anderen Kräfte, wurde Sol deutlich. Die bindende Leere, die
Subquantenunmöglichkeit, war nicht mehr und nicht weniger als
Liebe.
Aber konnte Liebe das sogenannte anthropische Prinzip
erklären, über das Wissenschaftler mehr als sieben
Jahrhunderte immer wieder den Kopf geschüttelt hatten. [...]
Sieben Jahrhunderte lang hatten die Existenz von universellen
Vereinheitlichungstheorien und Hyperstring-Post-Quantenphysik und
ein vom Core entworfenes Bild des Universums als in sich
geschlossene und grenzenlos, ohne Urknallsingularität oder
korrespondierende Endpunkte die Rolle Gottes weitgehend eliminiert.
[...] Das moderne Universum brauchte keinen Schöpfer; duldete
nicht einmal einen Schöpfer. Da war kein Platz für
Liebe.[...]
Wenn er recht hatte - was er nicht wusste, aber fühlte - dann
war die Liebe ebensosehr mit der Struktur des Universums
verknüpft wie Schwerkraft und Materie/Antimaterie. Der Platz
für eine Art Gott befand sich nicht im Netz zwischen den
Mauern, noch in den Singularitätsritzen im Pflaster, noch
irgendwo vor oder jenseits der Sphäre der Dinge - sondern in
jedem Grundbaustein aller Dinge.
Aus "Endymion:"
"Since I was a boy on the moors, standing apart to watch smoke from
the peat fires from within the protective ring of circled caravans,
waiting for the stars to appear, then seeing them cold and
indifferent in the deepening lapis sky and wondering about my
future while waiting for the call that would bring me in to warmth
and dinner, I have a sense of the irony of things. So many
important things pass quickly without beeing understood at the
time. So many powerful moments are buried beneath the absurd."
"I always liked the outdoors," I said truthfully. "Camping. Beeing
away from things. Something about nature makes me feel ... I don't
know... connected to something larger". [...]
"Father thought that the first stage of human happiness was a
'fellowship with essence'. By that, father meant an imaginative and
sensous response to nature... just the sort of things you were
discribing earlier [...] Father included poetry and music and art
as part of that response to nature. It's a fallible but but human
way of resonating to the universe - nature creates that energy of
creation in us. For Father imagination and truth were the same
thing. He once wrote 'The imagination may be compared to Adam's
dreams - he awoke and found it true'."[...]
"Does that mean that fiction is truer than ... truth?"
"No, I think he meant... well, in the same poem he has a hymn to
Pan -
Dread opener of the mysterious doors,
Leading to universal knowledge.
To Father, Pan became a sort of symbol for imagination...especally
romantic imagination. Did you know, Raul, that Pan was the
allegorical precursor to Christ? [...] Father thought that some
people - not all - were moved by their response to nature to be
stirred by that elemental , Pan-like Imagination."[...]
"Father thought that true friendship was on an even higher level
than our response to nature, but that the highest level attainable
was love.[...] Father meant erotic love. Sex."
"Part of my tired mind had been pondering theology during all this
- not praying, but wondering about a cosmic god who allowed its
creatures to torture each other like this. How many hominids,
mammals, and trillions of other creatures had spent their last
minutes in mortal fear such as this, their hearts pounding, their
adrenaline coursing through them and exhausting them more quickly,
their small minds racing in a hopeless quest of escape? How could
any god discribe him- or herself as a god of mercy and fill the
universe with fanged things such as this? I remembered Grandam
Telling me about [...] Charles Darwin, [...] how - although raised
a devout Christian even before the reward of the cruciform - he had
become an atheist while studying a terrestial wasp that paralyzed
some large species of spider, planted its embryo, and let the
spider recover and go about its business until it was time for the
hatched wasp larvae to burrow its way out of the living spider's
abdomen."
"How long do you think these generators will hold out?" I said to
the android.
"A few weeks, perhaps. [...] The place needs humans to maintain
it."
"Entropy is a bitch"
"Now, now," said Aenea. "Entropy can be your friend."
"When?"
"It wears down Empires, and does in despotisms."
Aus "The Rise of Endymion":
"But it was beautiful. There was no arguing that. I looked at the
cobalt sky, streaked with violet clouds, at the butter-rich light
falling on pink adobe and and the wooden sill; I listend to the
sound of children playing in the alley, [...] and I thought - To
lose all this forever?
And I hallucinated Aenea's voice saying, To lose all this is the
essence of being human[...]
"'Have you ever heard of Pascal's Wager, Raul? [...] Consider it,
Raul - on one side, the chance of resurraction, immortality, an
eternity in heaven, and benefiting from Christ´s light. On
the other side ... how did you put it?'
'The Big Gulp' I said. 'Nada-Ness.'[...]
'Pascal's Wager never appealed to me. It seems logically ...
shallow.'
'Perhaps because it posits only two choices. [...] Religion seems
to have offered us the false duality. [...] The silences of
infinite space or the cozy comfort of inner certainty.'"
"I have no wish to put the world and my sense images of the world
behind me. And I know that Aenea feels the same about life - that
involvement with it is like the Catholic Communion, only the World
is the host, and it must be chewed."
"If there is a true religion in the universe, it must include that
truth of contact or be forever hollow. To make love to the one true
person who deserves that love is one of the few absolute rewards of
being a human being..."
"'We know for a fact that Buddha refused to speculate with his
disciples on wheater there was such a thing as life after death.
'Such question', he said 'are not relevant to the practice of the
path and cannot be answeared while bound by the restrains of human
existence.'[...]
'Eternity is in love with the production of time'. [...] M.Blake
meant that time without ending is worthless time.'"
"'A monk has died; where has he gone? [...] It means that the monk
is as dead as a doornail. He hasn't gone anywhere - more
importantly, he has gone nowhere. But life has also gone nowhere.
It continues, in a different form. Hearts are sorrowed by the
monk's death, but life is not lessend. Nothing has been removed
from the balance of life in the universe. Yet that whole universe -
as reproduced in the monk's mind and heart - has itself
died.[...]
The void which binds [...] acutal but unaccessible present in our
universe is one of the prime causes for our species elaborating
myth and religion, for our stubborn, blind belief in extrasensory
powers, in telepathy and precognition, in demons and demigods and
resurrection and reincarnation and ghosts and messiahs and so many
other categories of almost-but-not-quite satisfying
bullshit'.[...]
Perhaps those who will themselves hard enough to perceive
something called the void which binds will have some internal
experience that convinced them that it has happend. Perhaps it's
all bullshit."
"'If you were a messiah, what would your message be?'
'Choose again', she said firmly.
'Care to elaborate on that?'
'No, that's the whole idea. Keep it simple. But name a category
and you get the idea.'
'Religion'
'Chose again'[...]
'Almost everything interesting in the human experience is the
result of an individual experiencing, experimenting, explaining and
sharing. A hive mind would be the ancient television broadcasts, or
life at the height of the datasphere... consensual idiocy.'"
Plot: Der Erzähler berichtet die Geschichte seines
Jugendfreundes Joachim Mahlke, mit dem er während des
2.Weltkrieges aufgewachsenen ist.
Bewertung: fünf von fünf Sternen
Zitate:
"[...]war ja Ministrant, zuerst unter Hochwürden Wiehnke in
der Herz-Jesu-Kirche, dann unter Gusewski in der Marienkapelle.
Machte noch mit, als ich den Glauben an den Zauber vor dem Altar
schon lange, quasi mit dem Größerwerden verloren hatte.
[...] War auch nie und bin bis heute nicht sicher, ob vielleicht
doch etwas dahinter oder davor oder im Tabernakel..."
"Fast [...] wäre ich damals nach und nach fromm geworden,
[...] wäre von nächtelangen Gesprächen mit Pater
Alban, den Untersuchungen, inwieweit Lästerungen das Gebet
ersetzten können, endlich entbunden, dürfte glauben,
irgendetwas glauben, ganzgleichwas oder an die Auferstehung des
Fleisches glauben."
"Auf der kleinen Neuschottlandbrücke starrten wir zuerst lange
in den junimäßig ausgesternten Himmel, starrten dann -
und jeder für sich - in den Bach.[...] 'Natürlich glaube
ich nicht an Gott. Der übliche Schwindel, das Volk zu
verdummen. Die einzige, an die ich glaube, ist die Jungfrau Maria.
Deshalb werde ich auch nicht heiraten.'
Das war ein Sätzchen, knapp und wirr genug, um auf einer
Brücke ausgesprochen zu werden."
Plot:Im frühen 21.Jahrhundert wird entdeckt, dass die
Sonne in ca.1500 Jahren kollabieren wird und das Sonnensystem mit
zerstört werden wird. In der verbleibenden Zeit plant die
Menschheit, irgendwie ihren Fortbestand zu sichern. Erste Erfolge
dieser Bemühungen sind eine Reihe von Saatschiffen, u.a.
erreicht im 32. Jahrhundert ein solches die fast völlig mit
einem Süßwasserozeanbedeckte Welt Thalassa.
Kurz vor dem endgültigen Weltuntergang im 37.Jahrhundert
startet mit der Magellan ein letztes Schiff mit den letzten
Überlebenden der Erde und ihrem Vermächtnis. Auf dem Weg
zu einem entfernten Planeten, den sie besiedeln wollen, müssen
sie nach 250 Jahren im Kälteschlaf auf Thalassa einen
Zwischenstopp einlegen.
Die unerwarteten Gäste wirbeln die kleine menschliche Kolonie
auf Thalassa ziemlich durcheinander, und zu allem Überfluss
zeigen auch noch die riesigen Langusten, die auf dem Grund des
thalassischen Ozeans hausen, erste Anzeichen von Intelligenz.
Bewertung: vier von fünf Sternen
Zitate:
"'You say you can't ride a bicycle![...]The most efficient method
of transportation ever invented'"
" The membership of the Thalassan Academy of science was limited to
[...] 256. Magellan's Science Officer approved of such
exclusivity; it maintainend standards."
" He felt like a young student again, confronted with all the art
and knowledge of mankind. The experience was both exhilarating and
depressing; a whole universe lay at his fingertips, but the
fraction of it he could explore in an entire lifetime was so
negligible that he was sometimes almost overwhelmed with despair.
He was like a hungry man presented with a banquet so staggering
that it completely destroyed his appetite."
" 'Frankly, I can't understand what you see in him.'
Mirissa almost smiled. How many men, she wondered, had said that to
how many women in the course of human history? [...]
The major part was the mysterious chemistry of love, beyond
rational analysis, inexplicable to anyone who did not share the
same illusion."
" For more than a thousand years, they had lived in the shadow of
an illusion - almost a religion. And, like any religion, it had
performed an essential role in their society; it had given them
goals beyond themselves, and purposes to their lives."
" Kumar lived in the world of immediate experience; only the here
and now of Thalassa was important to him. 'How I envy him' Kaldor
had once remarked. 'He's a creature of today - not haunted by the
past or fearful of the future!'"
" The trouble with the word god is that it never meant the same
thing to any two people - especially if they were
philosophers.[...] Instead it was replaced by a whole constellation
of specialized words. This at least stopped people arguing at
cross-purposes, which caused ninety per cent of the trouble in the
past.
The personal god, sometimes called God one, became Alpha. It was a
hypothetical entity supposed to watch over the affairs of every day
life and to reward good and punish evil, usually in a vaguely
described existence after death. [...]
Then there was a God who created the universe and might or might
not have had anything to do with it since then. That was
Omega.[...]
Alpha was inextricable entangled with religion - and that was its
downfall. It might still have been around right up to the
destruction of the earth if the myriads of competing religions had
left each other alone. But they couldn't do that, because each
claimed to possess the One and Only Truth. So they had to destroy
their rivals -which means, in effect, not only every other religion
but dissenters inside their own faith.[...]
It's quite possible that religion was essential to early human
societies. [...] Not until it became corrupted by power and
privilege did religion become an essentially antisocial force, the
great good it had done eclipsed by greater evils. [...]
All religions were fundamentally immoral, because the superstitions
they peddeld wrought more evil than good.[...]
Don't believe anything I've told you - merely because I said it. No
serious philosophical problem is ever settled. Omega is still
around - and sometimes I wonder about Alpha..."
" She asked about God, of course; but perhaps her shrewdest
question was one I was quite unable to answear.
Soon after her beloved young brother was killed, she asked me
'What is the purpose of grief? Does it serve any biological
function?'"
Plot: Der Dänenprinz Hamlet unterbricht sein Studium im
Ausland, weil sein Vater gestorben ist. Dessen Bruder hat sich
selbst als Nachfolger des Königs eingesetzt und auch
rubbel-die-Katz Hamlets Mutter geheiratet.
Hamlet erscheint der Geist seines Vater, der ihm steckt, dass er
von seinem Bruder vergiftet wurde und der von seinem Sohn Rache
fordert. Hamlet kriegt das zunächst nicht auf die Kette und er
stellt sich verrückt, um die Vorgänge am Hof genau zu
analysieren, bevor er handelt.
Eine Intrige seines Onkels soll ihn eigentlich aus dem Weg
schaffen, aber er kehrt zum großen Schlachtfest zurück,
bei dem praktisch alle Haupt- und Nebenrollen irgendwie ins Gras
beissen.
Bewertung: fünf von fünf Sternen
Zitate:
"I could be bounded in a nutshell and count myself a king of
infinite space"(II,2)
"What a piece of work man is, how noble in reason, how infinite in
faculties, in form and moving how express and admirable, in action
how like a angel, in apprehension how like a god; the beauty of the
world...."(II,2)
"To be or not to be, that is the question: [...] But that the dread
of something after death, the undiscovered country, from whose
bourn no traveller returns [...] Thus conscience does make cowards
of us all..."(III,1)
"What is a man if his chief good and market of his time be but to
sleep and feed? A beast, no more."(IV,4)
"The rest is silence" (V,2)
Plot: Erzählt wird die Geschichte der Patrizierfamilie
Buddenbrook in Lübeck über mehrere Jahrzehnte des
19.Jahrhunderts. Johann Buddenbrook hat vier Kinder: Thomas,
Antonie, Christian und Clara. Nach seinem Tod übernimmt Thomas
die Geschäfte zunächst recht erfolgreich, betätigt
sich auch politisch und bringt es zu hohem Ansehen. Nach einer
relativ späten Hochzeit ist ihm nur ein Nachwuchs
vergönnt: der eher schwächlich-träumerische Hanno,
der vor allem die musische Begabung seiner Mutter geerbt hat.
Thomas verzettelt sich geschäftlich in Kleinkrämerei und
stirbt früh, aber nur ein paar Jahre vor seinem Sohn, den der
Typhus dahin rafft. Sein Bruder ist Zeit seines Lebens arbeitsscheu
und vergnügungssüchtig, dazu ein Hypochonder. Nach dem
Tod seiner Mutter und Thomas heiratet er eine Dirne, die ihn
schließlich in eine Anstalt abschiebt. Antonie wird schon
jung mit einem Kaufmann aus Hamburg verheiratet, dem sie ein
Töchterchen schenkt. Dummerweise geht der Gute bankrott und
Antonie kehrt als geschiedene Frau samt Tochter nach Lübeck
zurück. Eine zweite Ehe ein paar Jahre später mit einem
Münchner scheitert an den zu unterschiedlichen
Weltanschauungen der feinen Dame und des rustikalen Bayern.
Schließlich macht Antonies Tochter eine gute Partie, doch
auch dieses Glück hält nicht lange an, da der gute Mann
wegen geschäftlicher Unregelmäßigkeiten ins
Kittchen muss. Am Schluss ist also nicht mehr viel über von
dem Glanz der Familie.
Bewertung: drei von fünf Sternen
Zitate:
"Der Alte mochte sich erinnern, wie er vor 46 Jahren zum ersten mal
am Sterbebette einer Gattin gesessen hatte, und er mochte die
wilden Verzweiflung, die damals in ihm aufbegehrt war, die
nachdenkliche Wehmut vergleichen, mit der er, nun selbst alt, in
das veränderte, ausdruckslose und entsetzlich
gleichgültige Gesicht der alten Frau blickte, die ihm niemals
das große Glück, niemals einen großen Schmerz
bereitet, die aber viele Jahre mit klugem Anstand bei ihm
ausgehalten und nun ebenfalls langsam davonging.
Er dachte nicht viel, er sah nur unverwandt und mit einem leisen
Kopfschütteln auf sein Leben und das Leben im allgemeinen
zurück, das ihm plötzlich so fern und wunderlich
erschien, dieses überflüssige geräuschvolle
Getümmle, in dessen Mitte er gestanden, das sich unmerklich
von ihm zurückgezogen hatte und nun vor seinem verwundert
aufhorhcendem Ohr in der Ferne hallte...Manchmal sagte er mit
halber Stimme vor sich hin:
'Kurios! Kurios!' "
"Denn obgleich die mündliche Rede lebendiger und unmittelbarer
wirken mag, so hat doch das geschrieben Wort den Vorzug, dass es
mit Muße gewählt und gesetzt werden konnte, daß es
feststeht und in dieser vom Schreibenden wohl erwogenen und
berechneten Form und Stellung wieder und wieder gelesen werden und
gleichmäßig wirken kann."
"... und so besaß er Geist genug, um den Spruch von der
bloßen symbolischen Bedeutung alles menschlichen Tuns zu
seiner Lieblingswahrheit zu machen und alles, was an Wollen,
Können, Enthusiasmus und aktivem Schwung sein eigen war, in
den Dienst des kleinen Gemeinwesens zu stellen, in dessen Bezirk
sein Namezu den ersten gehörte - sowie in den Dienst dieses
Namens und des Firmenschildes, das er ererbte...
Geist genug, seinen Ehrgeiz, es im kleinen zu Größe und
Macht zu bringen, gleichzeitig zu belächeln und ernst zu
nehmen."
"So aber geschah es, dass Thomas Buddenbrook, der die Hände
langend nach hohen und letzten Wahrheiten ausgestreckt hatte, matt
zurücksank zu den Begriffen und Bildern, in deren
gläubigem Gebrauch man seine Kindheit geübt hatte. Er
ging umher und erinnerte sich des einigen und persönlichen
Gottes, des Vaters der Menschenkinder, der einen persönlichen
Teil seines Selbst auf die Erde entsandt hatte, damit er für
uns leide und blute, der am jüngsten Tage Gericht halten
würde und zu dessen Füßen die Gerechten im Laufe
der dann ihren Anfang nehmenden Ewigkeit für die Kummernisse
dieses Jammertals entschädigt werden würden... dieser
ganzen, ein wenig unklaren und ein wenig absurden Geschichte, die
aber kein Verständnis, sondern nur gehorsamen Glauben
beansprucht und die in feststehenden und kindlichen Worten zur Hand
sein würde, wenn die letzten Ängste kamen...
Wirklich?"
"Was Direktor Wulicke persönlich betraf, so war er von der
rätselhaften, zweideutigen, eigensinnigen und
eifersüchtigen Schrecklichkeit des alttestamentarischen
Gottes. [...] Es blieb nichts übrig, als ihn im Staube zu
verehren und durch eine wahnsinnige Demut vielleicht zu verhindern,
dass er einen dahinraffte in seinem Grimm und nicht zermalmte in
seiner großen Gerechtigkeit..."
Plot: Es gibt allerlei Personen und Handlungsstränge in
dem tausend Seiten Schmöker. Im wesentlichen geht es um
japanisches Kriegsgold, dass während des zweiten Weltkriegs
auf den Philipinen versteckt wird. Ein wenig geht es auch um
verschlüsselte Nachrichten über dieses Gold oder andere
Geheimoperationen während des Krieges und ihre
Entschlüssung. Und dann ist da noch der Gegenwarts
Handlunsgstrang, bei dem zufälligerweise ausgerechnet der
Enkel des 2.WK Cryptoexperten im Auftrag seiner
Internet-Startupfirma den Sohn des 2.WK Universal GIs trifft und
nach und nach die Goldgeschichte aufdeckt.
Bewertung: drei von fünf Sternen
Zitate:
" 'Commemorating the Holocaust is not, not not not not, not the
same thing as fighting to prevent future holocausts. Most of the
commemorationists are just whinners. They think if everyone feels
bad about past holocausts, human nature will magically transform,
and no one will want to commit genocide in the future.'
'I take it you do not share this view, Avi?'
'Look at Bosnia' Avi scoffs. 'Human nature doesn't change, Randy.
Education is hopeless. The most educated people in the world can
turn into [...] Nazis just like that.' He snaps his fingers."
" '...If anyone was still alive in the bubble they died a long,
slow death. May God have mercy with their souls.'
In other circumstances, the religious reference would make Randy
uncomfortable, but here it seems like the only appropriate thing to
say. Think what you will about religious people, they always have
something to say at times like this. What would an atheist come up
with? Yes, the organisms inhabiting that submarine must have
lost their higher neural functions over a prolonged period of time
and eventually turned into pieces of rotten meat. So what?"
"He goes out to join Doug, who is ritualistically lighting up a
cigar. 'This is a good time to smoke,' he mumbles. 'Want one?'
'Sure. Thanks. [...] Why do you say it's a good time to smoke?'
'To fix it in your memory. To mark it.' "
"Even though he grew up in churches, raised by church people,
Waterhouse [...] never really understood their attitudes about sex.
Why did they get so hung up on that one issue, when there were
others like murder, war, poverty, and pestilence? "
"But standing there and looking at these vortices he starts to
wonder. Some people's insistence that 'Today I: smoke/am
overweight/have a shitty attidude/am depressed because: my mom died
of cancer/my uncle put his thumb up my butt/my dad hit me with a
razor strop' seems kind of overly deterministic to Randy; it seems
to reflect a kind of lazy or half-witted surrender to bald
teleology. Basically, if everyone has a vested interest in
believing that they understand everything, or even that people are
capable in principle of understanding it (either because
believing this dampens their insecurities about the unpredictable
world, or makes them feel more intelligent than than other, or
both) then you have an environment in which dopey, reductionist,
simple-minded, pat, glib thinking can circulate, like wheelbarrows
filled with inflated currency in the marketplace of Jakarta.
But things like the ability of some student's dead car to spawn
repeating patterns of thimble-sized vortices a hundred yards
downwind would seem to argue in favour of a more cautious view of
the world, an openess to the full an true weirdness of the
universe, an admisson of our limited human faculties. And if you've
gotten to this point, then you can argue that growing up in a
family devoid of gigantic and obvious primal psychological forces,
and living a life touched by many subtle and even forgotten
influences rather than one or two biggies (e.g., active
participation in the church of satan) can lead, far downwind, to
consequences that are not entirely devoid of interest"
" 'You should be a billionaire, Randy. Thank god you're not.'
'Why do you say that?'
'Oh, because then you'd be a highly intelligent man who never has
to make difficult choices - who never has to exert his mind. It is
a state much worse than being a moron.' "
"But that's bullshit! [...] Can't you recognize bullshit? Don't you
think it would be a useful item to add to your intellectual
toolkits to be capable of saying, when a ton of wet steaming
bullshit lands on your head, 'My goodness, this appears to be
bullshit'? "
Plot: Der clever George und der bärenstarke, geistig
zurückgeblieben Lennie ziehen als Wanderarbeitet in der
landwirtschaft im amerikanischen Westen der dreissiger durch die
Lande. Sie träumen von einer eigenen kleinen Farm und etwas
Land. Als Lennie aus versehen die Schwiegertochter ihres aktuellen
Arbeitgebers umbringt, platzen ihre Träume endgültig.
Bewertung: fünf von fünf Sternen
Zitate:
"I seen hunderds of men come by on the road an` on the ranches,
with their bindels on their back an` that same damn thing in their
heads. Hunderds of them. They come, an` they quit an` go on; an`
every damn one of `em's got a little piece of land in his head. An`
never a God damn one of `em ever gets it. Just like heaven.
Every`body wants a little piece of lan`.I read plenty of books out
here. Nobody never gets to heaven, and nobody gets no land. It's
just in their head."
"The sun streaks were high on the wall by now, and the light was
growing soft in the barn. Curley's wife lay on her back, and she
was half covered with hay.
It was very quiet in the barn, and the quiet of the afternoon was
on the ranch. Even the clang of the pitched [horse-]shoes, even the
voices of the men in the game, seemed to grow more quiet. The air
in the barn was dusky in advance of the outside day. A pigeon flew
in through the open hay door and circled and flew out again. Around
the last stall came a shepherd bitch, lean and long, with heavy,
hanging dugs. Halfway to the packing box where the puppies were she
caught the dead scent of Curley's wife, and the hair arose along
her spine. She whimpered and cringed to the packing box, and jumped
among the puppies.
Curley's wife lay with a half-covering of yellow hay. And the
meanness and the plannings and the discontent and the ache for
attention were all gone from her face. She was pretty and simple,
and her face was sweet and young. Now her rouged checks and her
reddened lips made her seem alive and sleeping very lightly. The
curls, tiny little sausages were spread on the hay behind her head,
and her lips were parted.
As happens sometimes, a moment settled and hovered and remained for
much more than a moment. And sound stopped and movement stopped for
much, much more than a moment.
Then gradually time awakened again and moved sluggishly on. The
horses stamped on the other side of the feeding racks and the
halter chains clinked. Outside, the men's voices became louder and
clearer."
Inhalt: Bryson, von Hause aus kein Naturwissenschaftler,
versucht sich an einer naturwissenschaftlichen Standortbestimmung.
Dazu erzählt er Anekdoten aus der Geschichte der
Naturwissenschaft und fasst auch irgendwie den Stand der Forschung
in verschiedenen Gebieten zusammen.
Die anfänglichen Kapitel zu Universum und Sonnensytem sind
noch ganz interessant und unterhaltsam, aber leider wird die
Lektüre zunehmend zäh und lässt ein klares Konzept
vermissen. Zudem verwundert die Themenauswahl (weniger Palentologie
wäre mehr gewesen), und frei von Wiederholungen ist das Ganze
auch nicht. Deshalb nur:
Bewertung: zwei von fünf Sternen
Zitate:
"The creation of a universe might be very unlikely, [but] no one
counts the failed attempts."
"Space [...] is enormous. [...] Even at speeds approaching those of
light, [the distances] are fanstastically challenging for any
travelling individual. Of course, it is possible that alien
beings travel billions of miles to amuse themselves by planting
crop circles in Wiltshire, or by frightening the daylights out of
some poor guy in a pickup truck on a lonely road in Arizona (they
must have teenagers, after all), but it does seem unlikely."
"The upshot of all this is that we live in a universe whose age we
can't quite compute, surrounded by stars whose distances from us
and each other we don't altogether know, filled with matter we
can't identify, operating in conformance with physical laws whose
properties we don't truly understand."
" 'But the thing is, most of the time bad bad things don't happen.
Rocks don't fall. Earthquakes don't occur. New vents don't suddenly
open up. For all the instability, [Yellowstone National Park] is
mostly remarkably and amazingly tranquil.'
'Like earth itself.' "
Plot: Tomas, ein Prager Arzt, verliebt sich in Teresa, ein
Mädchen vom Land. Eigentlich will er sein sexuell
ausschweifendes Single Leben nicht beenden, aber da er ohne Teresa
nicht mehr leben will heiraten die beiden, was ihn nicht
abhält, weiter seinen erotischen Abenteuern nachzugehen. Nach
dem gescheiterten Prager Frühling fliehen die beiden in die
Schweiz, doch als Teresa zurück nach Prag geht folgt Tomas
ihr.
Zwischendurch gibt es auch mal Kapitel, die sich nicht mit Tomas
und Teresa beschäfftigen, sondern mit Sabina, einer
Künstlerin und gemeinsamen Freundin der beiden.
Bewertung: drei von fünf Sternen
Zitate:
"Aber war es Liebe? [...] War es nicht eher die Hysterie eines
Menschen, der sich im Grunde seines Herzens seiner
Liebesunfähigkeit bewußt war und anfing, sich die Liebe
vorzuspielen?"
"Schwindel bedeutet, dass uns die Tiefe anzieht und lockt, sie
weckt in uns die Sehnsucht nach dem Fall, eine Sehnsucht, gegen die
wir uns dann erschrocken wehren."
"Man könnte auch sagen, Schwindel sei Trunkenheit durch
Schwäche. Man ist sich seiner Schwäche bewusst und will
sich nicht gegen sie wehren, sondern sich ihr hingeben. Man ist
trunken von der eigenen Schwäche, man möchte noch
schwächer sein, man möchte mitten auf einem Platz vor
allen Augen hinfallen, man möchte unten, noch tiefer als unten
sein."
"Solange die Menschen noch jung sind und die Partitur ihres Lebens
erst bei den ersten Takten angelangt ist, können sie gemeinsam
komponieren und Motive austauschen. [...] Begegnen sie sich aber,
wenn sie schon älter sind, ist die Komposition mehr oder
weniger vollendet, und jedes Wort, jeder Gegenstand bedeuten in der
Komposition des einzelnen etwas anderes."
"Franz hatte in Paris studiert, und dank seiner
überdurchschnittlichen Begabung war ihm schon mit zwanzig
Jahren eine wissenschaftliche Karriere sicher. Bereits damals
wußte er, daß er sein Leben im Arbeitszimmer der
Universität, in öffentlichen Bibliotheken und im
Hörsaal verbringen würde; bei dieser Vorstellung hatte er
das Gefühl zu ersticken. Er verspürte Lust, aus seinem
Leben herauszutreten, wie man aus der Wohnung auf die Straße
tritt."
"Alle würden von fern oder nah zuschauen; sie würde vor
allen irgendwie Theater spielen müssen; statt Sabina zu sein,
würde sie die Rolle der Sabina spielen und überlegen
müssen, wie man das machte."
"Ein junges Mädchen, das von der Ehe träumt, träumt
von etwas, das ihr ganz unbekannt ist. Ein junger Mann, der dem
Ruhm nachjagt, weiß nicht, was Ruhm ist. Was unserem Handeln
einen Sinn gibt, ist stets völlig unbekannt."
"Das menschliche Leben findet nur einmal statt, und deshalb werden
wir niemals feststellen können, welche unserer Entscheidungen
gut und welche schlecht waren, weil wir uns in einer gegebenen
Situation nur einmal entscheiden können. Es wurde uns kein
zweites, drittes oder viertes Leben geschenkt, so dass wir
verschiedene Entscheidungen miteinander vergleichen
könnten."
"Die Liebe mit der Sexualität zu verbinden, war einer der
bizarrsten Einfälle des Schöpfers."
"Möglich, dass wir nicht fähig sind zu lieben, gerade
weil wir uns danach sehnen, geliebt zu werden, das heißt:
weil wir vom anderen etwas wollen (die Liebe), anstatt ohne
Ansprüche auf ihn zuzugehen und nichts als seine Gegenwart zu
wollen."
Plot: Erzählt wird die Lebensgeschichte von T.S.Garp.
Die beginnt damit, dass seine eigenwillige und emanzipierte Mutter
Jenny mit einen fast Hirntoten in dem 2.WK Lazarett schläft,
in dem sie als Krankenschwester arbeitet.
Von seiner alleinerziehenden Mutter aufgezogen und an einer
Eliteschule wohnend und lernend versucht sich Garp als Ringer, eher
er das Schreiben als für ihn geeignete Profesion ausmacht.
Nach der Schule fährt er mit seiner Mutter zur Inspiration
nach Wien, verfasst auch seine erste achtbare aber erfolglose
Geschichte, während seine Mutter ihre Lebensgeschichte
aufschreibt und damit zur Gallionsfigur der Frauenbewegung wird.
Zurück in den USA heiratet er seine Jugendliebe Helen und wird
Vater; in den folgend Jahren ist er eher Hausmann, der nebenbei
schreibt, während seine Frau arbeitet.
Er versucht leicht paranoid seine Familie zu schützen und
verursacht dann ironischerweise selber einen Unfall, bei dem einer
seiner Söhne ein Auge verliert und der andere sogar
stirbt.
Nach dem Unfall schreibt er ein sehr zorniges Buch, und hat damit
erstmals großen Erfolg, wird aber auch zu einem roten Tuch
für viele Frauen der Frauenbewegung, in der seine Mutter nach
wie vor wichtig ist. In dieser Eigenschaft lässt sie sich auch
im Gouverneurswahlkampf einspannen und wird dabei erschossen.
Das gleiche Schicksal erleidet wenig später auch Garp, der von
der geistig verwirrten Tochter seines ehemaligen Schuldirektors ins
Jenseits befördert wird.
Bewertung: drei von fünf Sternen
Zitate:
" 'It´s only worth doing,' Garp wrote to Helen, 'if I´m
going to try to be the best.' He thought that trying to be the best
at wrestling was not what he wanted; also, he knew, it was not
likely that he could be the best."
" 'It´s a little eccentric, [...] but many good ideas
are.'"
" 'Rape is every woman´s problem,' Jenny said. Garp hated his
mothers´ 'everyone' language most of all. A case, he thought,
of carrying democracy to an idiotic extrem."
"He felt he was in danger of limiting his ability as writer in a
fairly usual way: writing, essentially, about himself."
" 'I sometimes wonder if you know the first thing about all theses
books you´re making' she said. [...]
'If you hate it, why´d you read it, Jillsy?' John Wolf asked
her.
'Same reason I read anythin´ for,' Jillsy said. 'To find out
what happens.'"
"Even if there is only death after death (after death), be grateful
for small favors - sometimes there is birth after sex, for example.
And, if you are fortunate, sometimes there is sex after birth!"
Plot: Irgendwann in ferner Zukunft. Die hochenwickelte
"Culture" hat sich in die Entwicklung der Chelgrianer eingemischt.
Die Gesellschaft dieser von Raubtieren abstammendenden Rasse ist in
Kasten unterteilt, zwischen denen es zum blutigen Bürgerkrieg
kommt. Weil den die Culture durch ihrer Einmischung zu verantworten
hat, soll jetzt der durch den Verlust seiner Frau im
Bügerkrieg lebensmüde Major Quilan die Steuer-KI eines
Culture Orbitals zerstören und damit die Blutschuld
auszugleichen.
Um Zugang zu dem Orbital zu bekommen reist er unter dem Vorwand an,
er wolle den im Exil lebenden Chelgrianer Ziller - seines Zeichens
Komponist, Zyniker und Kasten-Gegner - zur Rückkehr nach Chel
überreden.
Ausserdem gibt es noch einen völlig unwichtigen Nebenplot, bei
dem ein Culture Forscher zufällig sozusagen das verlassene
Trainigscamp der Chelgrianer findet und versucht, den bedrohten
Orbital zu warnen.
Bewertung: zwei von fünf Sternen
Zitate:
" 'Could you crash this?'
[...]
'No, I probably couldn't. I'm flying it, but if I did anything
really stupid the automatics would take over and haul us out of
trouble.'
'Is that chaeting?'
'Depends. Not what I call cheating. [...] I'd call it a reasonable
combination of fun and safety.' "
" 'Some travel forever in hope and are serially disappointed.
Others, slightly less self-deceiving, come to accept that the
process of travelling itself offers, if not fulfillment, then
relief from the feeling that they should be feeling fulfilled.'
"
"Supposedly they were infinitely patient, boundlessly resourceful,
unceasingly understanding, but would not any rational mind [...]
grow tired of such unleavened niceness eventually? Wouldn't they
want to cause just a little havoc, just once in a while, just to
show what they could do? "
" 'What makes her so special that her memory [...] outrangs the
more pressing needs of those still alive for whom something still
can be done? [...] Nothing indeed. It is not her memory, it is
yours. It is not her specialness and uniqueness that you celebrate,
Quilan, but your own. You are a romantic, Quilan. You find the idea
of tragic death romantic, you find the idea of joining her - even
if it is joining her in oblivion - romantic. [...] I hate
romantics, Quilan. They do not really know themselves, but what is
worse they do not really want to know themselves - or, ultimately,
anybody else - because they think that will take the mystery out of
life. They are fools.' "
" 'The point is: what happens in heaven?'
'Unknowable wonderfullness?'
'Nonsense. The answear is nothing. Nothing can happen because if
something happens, in fact if something can happen, then it
doesn't represent eternity. Our lives are about development,
mutation and the possibility of change; that is almost a definition
of what live is: change. [...] If you disable change, if you
effectively stop time, if you prevent the possibility of the
alteration of an individual's circumstances - and that must include
at least the possibility that they alter for the worse - then you
don't have life after death; you just have death.' "
" 'Ah, yes, poor Quilan.'
'Poor?'
'Yes, you know; his wife.'
'No, I don't know. What? Is she particularly ugly?'
'No! She is dead.'
'A condition that rarely attends an improvement in looks.'
Plot: Irgendwann in der Zukunft: Die Griechischen
Götter vertreiben sich die Zeit mit dem Krieg um Troja, zu dem
sie vom Olymp aus per Quanten-Teleportation durch Raum und Zeit
reisen. Als eine Art Kriegsberichterstatter setzten sie Experten
für die Ilias ein, die sie als
Persönlichkeitsrekonstruktionen gezüchtet haben. Einer
dieser Gelehrten - eine Rekonstruktion eines Menschen aus unserer
Zeit - soll für Athena einen Spezialauftrag ausführen,
fängt dann aber an auf eigene Rechnung zu arbeiten. Dabei
bringt er die Ilias aus dem bekannten Ablauf; Hector und Achilles
verbrüdern sich und kämpfen gemeinsam gegen die
Götter.
Nebenbei startet einige Moravecs - ursprünglich von den
Menschen entwickelte halborganische Roboter, die seit Jahrhunderten
selbstständig auf den Jupitermonden leben - eine Expedition
zum Mars, weil auf diesem seltsame quantenmechanische Vorgänge
die Stabilität des gesamten Universum gefährden.
In einem dritten Handlungsstrang suchen einige "old-style"
Menschen, die eigentlich in einer sinn- und bildungsentleerten
Spaßgesellschaft leben - einen Weg zu den Orbitalringen; eine
Satellitensammlung die um die Erde kreist und auf denen angeblich
die höherentwickelten "Post-Humans" leben sollen.
Bewertung: vier von fünf Sternen
Zitate:
"Human art [...] simply transcended human beings."
"'Will any of you offer three weeks of hospitality to this stranger
in a strange land?'"
"'You don´t make love like a god'
Well, I thought, but there was nothing else to say to
that."
"'What if it doesn´t start?'asked Harman, whom Daeman now
nominated for master of the poorly timed rhetorical question."
"She was thinking that all men seemed to be self-serving, selfish,
insensitive pigs, just waiting for an opportunity to act like
greater self-serving, selfish, insensitive pigs."
"'Can we reprogram the servitors to handle the faxing?' asked
Daeman.
'No,' said the magus. 'You will have to destroy or disable them.
But they are not programmed for conflict.'
'Neither are we,' laughed Harman.
[...]
'Yes, you are. With human beings, no matter how civilized
you may appear, it is just a matter of reawakening old
programming.'"
Plot: Die Fortsetzung von Illium. Die
Wurmlöcher der Moravecs zwischen dem antiken Troja und dem
aktuellen Mars brechen zusammen. Achilles bleibt auf dem Mars
zurück, verbündet sich mit Hephaistos und legt sich mit
Zeus an.
Die Moravecs kidnappen Odysseus und nehmen ihn mit auf einen Trip
zur Erde.
Da werden die Menschen von Killermaschinen hingemetzelt, oder von
einem obskuren Bösewicht nahmens Setebos in blaues Eis
eingefroren.
Am Ende wird aber alles gut; so gut, dass meine Bewertung einen
Kitsch-HappyEnd Abzug von einem Punkt enthält.
Bewertung: drei von fünf Sternen
Zitate:
"Harman acknowledged to himself that he may have gone mad, but the
soup was good."
"'How could any of us alive know quality if competition and
personal combat did not let all the world know who embodies
excellence and who merely manages mediocrity?'"
"'There´s the obvious fact that I will be a splendid
ambassador to any and all sentient races we met after landing on
Earth.'
[...]'Is that before or after you nuke them into radioactive
pus?'"
"Achilles is considering the possibility that he made a mistake in
maneuvering Zeus into banishing him to the deepest, darkest pit in
the hellworld of Tartarus, even though it had seemed like a good
idea at the time."
"He knew that he now owned the gift of being able to look at things
- people, places, things, feelings, himself - with the kind of
recognition that can only come from maturing into nuance, growing
into oneself, and in the learning how to accept ironies and
metaphors and synechoches and metonymies not only in language, but
in the hardwiring of the universe."
Plot: In der Rahmenhandlung trifft eine vom Ehrgeiz
zerfressene junge Schauspielerin in der Mitte des 20. Jahrhunderts
einen seltsamen Fremden, der ihr schließlich offenbart, dass
er unsterblich ist. Sie will jetzt, dass er bei ihr bleibt, weil
sie meint, dass sie durch sein Andenken auch einen Teil
Unsterblichkeit erlangt. Er verlässt sie aber, sie folgt ihm
und bringt ihn schließlich dazu, seine Lebensgeschichte zu
erzählen.
Diese beginnt im 13. Jahrhundert in Norditalien. Fosca, der
Unsterbliche, gehört zu einer der ersten Familien in dem
kleinen Stadtstaat Carmona und putscht sich schließlich als
Fürst an dessen Spitze. Seitdem lebt er in beständiger
Angst vor Anschlägen auf sein Leben, bis ein Bettler ihm einen
Trank anbietet, der angeblich unsterblich macht und der
tatsächlich funktioniert. In den nächsten 200 Jahren
führt er Carmona durch diverse Kriege und Krisen, immer
bemüht, die Dinge zu verbessern, muss aber irgendwann
einsehen, dass er nicht wirklich viel erreicht - auch nicht, was
sein privates Glück angeht.
Als Berater der Habsburger versucht er in den nächsten Jahren,
ein vereinigtes, weltumspannendes Reich aufzubauen um die Kriege zu
beenden. Der Plan scheitert unter anderem an der aufkommenden
Reformation, die er unterschätzt.
In der Mitte des 16. Jahrhunderts reist er nach Amerika, und muss
entsetzt feststellen, welches Elend dort durch die Kolonialherren
verbreitet wird, zu denen er selber gehört.
Einige Jahrzehnte später, in denen er ziellos die Welt
erforscht hat, trifft er in Nordamerika einen französischen
Entdecker. Er rettet diesem das Leben und unterstützt ihn bei
seinen Expeditionen, aber letzlich treibt er ihn in den Selbstmord.
Er geht zurück nach Europa, und lebt ein gelangweiltes und
bösartiges Leben in der französischen Aristokratie.
Mitgerissen von einer Frau, in die er sich verliebt und die er
heiratet, engagiert er sich für eine freie Universität
und beginnt naturwissenschaftliche Forschungen - die ihn aber auch
nicht zufrieden stellen; auch seine Frau entfremdet sich von ihm,
als sie von seiner Unsterblichkeit erfährt.
Nach ihrem Tod verfolgt er weiter das Leben seiner Tochter, seiner
Enkel und Urenkel. Einer seiner Nachfahren engagiert sich politisch
für eine neue Republik; Fosca wird in den Barrikadenkampf
gezogen. Er erkennt schließlich, dass er, der sein Leben
nicht für die Sache opfern kann, nicht zu der Gruppe
Revolutionärer gehört. Er kann kein "Mensch unter
Menschen" sein.
Die letzen knapp hundert Jahre bis zu der Begnung mit der
Schauspielerin verbringt er halb versteinert in einem Wald bzw. in
einer Irrenanstalt.
Nachdem seine Geschichte erzählt ist, verlässt er die
Schauspielerin.
Bewertung: fünf von fünf Sternen
Zitate:
"Das kleine, glühende Mädchen war tot, die junge,
lebenssüchtige Frau würde gleichfalls sterben, und die
große Schauspielerin, die sie so gerne werden wollte, war
auch dem Tode geweiht."
"'Warum sollte er denn nicht unsterblich sein?' fragte sie
herausfordernd. 'Mir kommt das nicht wunderbarer vor, als daß
man stirbt und geboren wird.'"
"'Ich habe zwanzig Jahre lang geschrieben. Und eines Tages habe ich
gemerkt, daß es immer dasselbe Buch war.'"
"'Sie denken zuviel über sich nach', sagte er. 'Das tut ihnen
nicht gut.'"
"'Wenn Sie spielen [...] glauben Sie so leidenschaftlich an Ihre
Existenz [...], und manchmal ist es Ihnen sogar geglückt, mich
selber zum Existieren zu bringen. [...] Das ist gar nicht so wenig.
[...] Nicht jedem gelingt es, so zu tun, als existiere er.'"
"...Sie [wollte] noch einmal ihr Leben brennen fühlen; sie
konnte sich die Kleider abreißen und nackt tanzen, sie konnte
Flora ermorden: was hinterher kam, zählte nicht. Wäre es
nur für Minuten, wäre es auch nur sekundenlang: sie
würde die Flamme sein, die diese Nacht zerreißt. Sie
fing zu lachen an. Wenn sie in einem Augenblick Vergangenheit und
Zukunft zerstörte, so könnte sie sicher sein, daß
dieser Augenblick existierte."
"Aber die Tuchmachermeister setzten mir auseinander, daß,
wenn man die Arbeitsstunden verringern oder die Löhne
erhöhte, der Preis des Tuches entsprechend steigen würde;
wenn wir dann nicht mehr fähig wären, es mit der
auswärtigen Konkurrenz aufzunehmen, würden alle, Arbeiter
und Händler, gleichmäßig brotlos sein. Sie sprachen
die Wahrheit. Solange man nicht Herr des Erdkreises war, schien
keinerlei Reform ernstlich durchführbar."
"Lange trieb ich mein Pferd in der Ebene um; der Himmel zog rasch
über meinen Kopf hin, und unter mir tanzte der Boden; so
hätte ich ewig reiten mögen, mit dem Wind im Gesicht und
tiefem Schweigen im Herzen."
"'Kann man denn etwas dagegen tun, daß das Leben jeden morgen
wieder neu anfängt?'"
"Endlich musste jener Tag kommen, wo ich um mich blickend sagen
konnte: Ich war zu etwas gut, dies habe ich getan. In dem
Augenblick, wo meine Blicke auf den Städten ruhen würden,
die durch meine Wünsche dem Herzen der Erde entrissen, auf
jenen Ebenen, die bevölkert waren durch meine Träume,
könnte ich wie Karl mich lächelnd in einem Sessel
zurücklehnen; dann würde ich das Leben friedlich in
meiner Brust pochen fühlen, ohne mich ungestüm der
Zukunft in die Arme zu werfen; die Zeit würde sich dann um
mich erstrecken wie ein ruhiger See, über dem ich schweben
würde wie Gott in seinen Wolken."
" 'Ihr habt doch das neue Jerusalem verheißen.'
Er lächelte: 'Ich verheiße es, weil es nicht
existiert.'
'Aber wünscht ihr nicht wirklich, dass es erstehen
möge?'
'Wenn es erstünde und die Menschen glücklich wären,
was bliebe ihnen dann auf Erden zu tun?' Er sah mir tief in die
Augen, und in seinem Blick lag dabei twas wie Angst. 'Die Welt
lastet so schwer auf uns. Es gibt nur ein Heil: vernichten, was
geschaffen worden ist.'
'Welch seltsames Heil.' sagte ich.
Er lachte boshaft auf: ' Sie wollen uns in Steine verwandeln, aber
wir lassen es nicht zu.!' Plötzlich erhob sich seine gewaltige
Prophetenstimme in die Nacht: 'Wie werden zerstören, wir
werden verwüsten, nur so werden wir leben.' "
"'Es gibt Augenblicke, wo sie ein Feuer im Herzen brennen
fühlen, und das nennen sie Leben'"
"'Was in ihren Augen Wert hat, ist niemals, was sie bekommen,
sondern was sie tun. Wenn sie nicht schaffen können, dann
müssen sie zerstören, aber auf alle Fälle lehnen sie
das bestehende ab, sonst wären sie keine Menschen.'"
"'Ich muss fühlen, dass ich lebe', sagte er. 'Und wenn ich
darüber sterbe.' "
"Wir gingen schweigend dahin. Ich war zufrieden, ein Ziel zu haben.
Seitdem ich mit Carlier verbunden war, lag immer ein Ziel vor mir,
ein Ziel, das mir eine Zukunft gab oder sie mir verhüllte; je
schwerer es zu erreichen war, desto sicherer fühlte ich mich
vor der Gegenwart."
"'Wenn ich nicht arbeite, langweile ich mich.'
[...]
Ich fühlte mich wohl in diesem Arbeitsraum, mit genau
umrissenen Aufgaben vor mir, die erledigt werden mussten; solange
ich hier war, kam nicht die Frage auf, wohin man gehen sollte; es
gab überhaupt keine Frage... "
"'Sie werden doch zugeben, dass das Wissen der Unwissenheit
vorzuziehen ist, die Duldsamkeit dem Fanatismus, die Freiheit dem
Skalventum?'"
"Waren wir wirklich wissender als die Alchimisten von Carmona? Wir
hatten gewisse Tatsachen entdeckt, die sie nicht kannten, und sie
in eine gewisse Ordnung gebracht; aber waren wir auch nur einen
Schritt weiter in das geheimnisvolle Innere der Dinge vorgedrungen?
War das Wort Anziehungskraft klarer als das Wort Seele? Und wenn
man die Ursache jener Phänomene, die entstanden wenn man
Bernstein oder Glas mit einem Tuch rieb, Elektrizität
benannte, war man dann weiter gekommen, als wenn man als Ursache
aller Dinge Gott bezeichnete?"
"Nur dadurch, dass sie sichtbar und greifbar waren, existierten die
Dinge für uns, sorgfältig aufgebaut in Raum und Zeit
[...]. Die geheimnisvollen Wirklichkeiten, die sich unseren Sinnen
entzogen: die Naturkräfte, die Planeten, die Moleküle,
die Wellen waren ein weites, riesiges Nichts, aus dem unsere
Unwissenheit uns entgegensah und das wir unter Worten zu verstecken
suchten. Niemals würde die Natur uns ihre Geheimnisse
ausliefern: sie hatte keine Geheimnisse: wir waren es selbst, die
Fragen erfanden und Antworten formulierten, und niemals würden
wir auf dem Grund unserer Retorten etwas anderes entdecken als
unsere eigenen Gedanken; diese konnten sich im Laufe der
Jahrhunderte vervielfältigen, verwickeln, immer umfassendere
und ausgeklügeltere Systeme bilden, aber niemals würden
sie mich mir selber entreißen können."
"Leben hieß für sie nur gerade nicht sterben. Nicht
sterben 40 oder 50 Jahre lang, und dann schließlich doch
sterben."
"'Sie werden sich wegen nichts totschießen lassen.'
Er zuckte die Achseln:'Hat es jemals einen Zweck, wenn man sich
töten läßt? Was ist ein Leben schon wert?'
'Ach! Das denken sie?' sagte ich.
'Und sie etwa nicht?'
Ich zögerte. Aber ich hatte mich jetzt gewöhnt, niemals
zu sagen, was ich dachte: 'Es scheint mir, daß man doch
manchmal etwas Nützliches erreicht.'"
"'Wir dürfen nicht darauf warten, daß die Zukunft
unseren Handlungen einen Sinn gibt; sonst wäre kein Handeln
möglich. Wir müssen unseren Kampf führen, so wie wir
es uns vorgenommen haben, weiter nichts.'"
"Immer glang es ihnen, ihr Leben mit Dramen zu versehen ...
Spinelli liebte Laure; sie liebte ihn nicht, sie liebte Armand,
oder zumindest litt sie darunter, daß sie ihn nicht mehr
liebte; Armand träumte von einer Frau, die fern von ihm lebte
und für ihn nichts empfand. Laure [...] warum liebte Armand
sie nicht? Sie war da, und sie liebte ihn: eine Frau, eine richtige
Frau; auch die andere war nur eine Frau. Und warum vermochte Laure
nicht Spinelli zu lieben? Besteht denn ein solcher Unterschied
zwischen Armand und ihm?"
"Er sagte, daß die Arbeiter, wenn sie jetzt zusammenhielten
und wüßten, was sie wollten, die Herren jener Maschinen
sein würden, die sie heute bedienten; es würde eines
Tages daraus das Werkzeug ihrer Befreiung, ihres Glücks
werden; er malte die Zeiten aus, wo Schnellzüge auf
Stahlschienen die Schranken überwinden würden, mit denen
sich jetzt die Nationen in ihrem egoistischen Protektionismus
umgäben; die Erde würde dann ein unermesslicher Markt
sein, auf dem alle Menschen sich zwanglos versorgen könnten...
"
"Man konnte ihnen nichts geben. Man konnte nichts wollen für
sie, wenn man von ihnen nichts für sich selber wollte."
"Sie sahen sich an und lachten: heute haben wir gesiegt. Sie
sprachen untereinander, und weil sie sich so ansahen und
miteinander redeten, wußten sie, daß sie weder
Eintagsfliegen noch Ameisen waren, sie waren Menschen, und
daß es einen Sinn hatte, zu leben, zu kämpfen und Sieger
zu sein; sie hatten etwas gewagt, sie hatten ihr Leben gegeben, um
sich zu überzeugen, und waren überzeugt: es gab keine
andere Wahrheit. "
"'Ich werde jetzt gehen', erklärte er.
'Wohin gehen Sie?'
'Es ist ganz gleich, wohin.'
'Warum gehen sie dann?'
'Ich spüre in meinen Beinen eine Lust nach Bewegung', sagte
er. 'So etwas muß man wahrnehmen.'
[...]
'Und ich?' sagte sie.
'Oh! Sie!' sagte er. Er zuckte die Achseln. 'Das geht vorbei.'
[...] sie blieb als das zurück, wozu er sie gemacht hatte: ein
Grashalm, eine Eintagsfliege, eine Ameise, ein sich
kräuselnder Schaum. "
Plot: Prospero, der rechtmäßig Herzog von
Mailand, wurde vor Jahren durch eine Intrige seines Bruders und des
Königs von Neapel mit seiner Tochter Miranda auf eine einsame
Insel verschlagen.
Dort hat er versucht den wilden Caliban zu erziehen und er ist
durch seine Naturstudien eine Art Hexenmeister geworden, der u.a.
über den Luftgeist Ariel verfügen kann.
Mit dessen Hilfe beschwört er einen Strum herauf, durch den
sein Bruder, der König von Neapel und dessen Sohn alle auf die
Insel geschleudert werden. Der Sohn des Königs wird mit
Miranda verkuppelt, dem Rest eine Lektion erteilt und am Ende wird
Prospero wieder als Herzog von Mailand eingesetzt und Ariel
erhält die Freiheit.
Bewertung: drei von fünf Sternen
Zitate:
"You taught me language; and my profit on it is, I know how to
curse" (I,2)
"There's nothing ill can dwell in such a temple: If the ill spirit
have so fair a house, good things will strive to dwell with it."
(I,2)
"How beauteous mankind is! O brave new world, that has such people
in it!" (V,1)
Plot: Vorgeschichte: die Entdeckung von
Singularitäts-Antrieben versetzt die Menschheit prinzipiell in
die Lage, Zeitreisen zu unternehmen und damit die Kausalität
zu verletzten. Das gefällt den Eschaton - einer offensichtlich
sehr mächtigen Rasse aus der Zukunft - nicht und sie
zerstreuen neun zehntel der Menschheit von der Erde in entfernte
Kolonien mit der Warnung, dass bei weiterem rumgefummel an der
Kausalität mit schlimmeren Sanktionen zu rechnen ist
(Zivilisationen, die es mit den Kausalitätsverletzung
übertreiben, werden auch schon mal durch eine Supernova
weggeputzt).
Eine der menschlichen Kolonien, die durch die Zerstreuung
entstanden ist, ist die 'New Republik'. Dabei handelt es sich um
einen autoritärten Überwachungsstaat, der so Nettigkeiten
wie selbstreproduzierende Universalreplikatoren als verbotene
Technologie brandmarkt.
Der zu der New Republik gehörender Planet Rochards World wird
vom mysteriösen 'Festival' besucht. Es regnet Telefone, die
den Bewohnern Wünsche erfüllen. Im Nu bricht die
Regierung zusammen und der lange unterdrückte
revolutionäre Untergrund wittert seine Chance.
Die Heimatwelt der 'New Republik' findet den Zusammenbruch ihres
ökonomischen Systems auf Rochards World nicht lustig und
entsendet eine Kampflotte. Zähnekrischend akzeptieren sie es,
dass die UN-Unterhändlerin Rachel Mansour die Flotte
begeleitet. Rachel verbündet sich mit dem einzig anderen
Einwohner der alten Erde, der an Bord ist: Der Ingenieur Martin
Springfield, der den Singularitätsantrieb der Schiffe so
modifizieren soll, dass die Flotte praktisch zeitgleich mit dem
Festival im Orbit von Rochards' World ankommt - eine Taktik, die
einer Kausalitätsverletzung gefährlich nahe kommt.
Aber Martin arbeitet nicht nur als Ingenieur und neuerdings
UN-Spion. Sein eigentlicher Auftraggeber ist der mysteriöse
Herman - der einen guten Draht zum Eschaton zu haben scheint...
Bewertung: drei von fünf Sternen
Zitate:
"'Revolution is necessary ; deconstruct the old, ring in the new.
Before, I questioned your sapience. Now, your sanity questionable:
sapience not. Only sapient organism could exhibit superlative
irrationality!'"
"'Even if you were sixty years old, you´d still be a child to
me. As long as you expect someone or something else to take
responsiblity for you, you´re a child.'"
Plot: Dale Stewart, einer der Helden aus Simmons
früherem Teenie-Roman 'Sommer der Nacht' kehrt nach vierzig
Jahren ins Kaff Elm Haven zurück.
Er hat einen Selbstmordversuch hinter sich, seine Ehe ist im Eimer
und seine Junge Geliebte hat ihn verlassen. Im Haus seines
Jugendfreunds Duane will er einen Roman über die Ereignisse
des Sommers 1960 schreiben.
Doch die Ereignisse an diesem Ort lassen ihn mehr und mehr an
seiner eignen Vernunft zweifeln.
Bewertung: vier von fünf Sternen
Zitate:
"'[...]Sie müssen zugeben, dass das eine der schönsten
Landschaften der Welt ist'
Clare zuckte die Achseln. 'Es ist spektakulär, ja.'
Dale lächelte. 'Ist das nicht das Gleiche wie schön?'
'Nein, eigentlich nicht. Ein Spektakel ist zugänglich für
eine abgestumpfte Sensibilität.[...]Eine Landschaft wie diese
hier ist schwer zu ignorieren. So ähnlich wie eine
Wagner-Arie.'
Dale runzelte die Stirn. 'Sie finden den Glacier Park also nicht
schön?'
'Ich finde ihn nicht subtil.'
'Ist Subtilität wichtig?'
'Manchmal muss eine Sache subil sein, um wirklich schön zu
sein.'"
"In diesem Moment wünschte sich Dale, er könnte an
Geister glauben. Ihm war klar, dass ihm dann alles - der Umgang mit
dem Leben, der Liebe, Verlusten und sogar der Angst - viel leichter
fallen würde. Aber er konnte es nicht."
Plot: Ungefähr in unserer Gegenwart verdunkelt sich auf
einmal der Nachhimmel. Fortan ist die Erde von einer
rätselhaften semipermeablen Membran umgeben. Ausserhalb dieser
Membran schreitet die Zeit viel schneller voran als auf der Erde,
was bedeutet, dass das Ende des Sonnensystems statt in ein paar
Milliarden Jahren auf einmal innerhalb einer Generation
ansteht.
Der Erzähler Tyler ist mit den Zwillingen Diane und Jason
zusammen aufgewachsen und die drei erleben zusammen den Beginn des
'Spin', also der Zeitbeschleunigung.
Jason wird von seinem finanziell- und einflussreichen Vater
gefördert und leitet als Wissenschaftler Programme im
Zusammenhang mit dem Spin - u.a. die Terraformierung des Mars.
Tyler bleibt sein Freund und Vertrauter.
Diane landet bei extremen Sekten, die das Spinzeitalter
hervorgebracht hat.
Bewertung: vier von fünf Sternen
Zitate:
" 'We might have destoryed ourself, but at least it would have been
our own fault.'
'Would it, though? Whose fault exactly? Yours? Mine? No, it would
have been the result of several billion human beings making
relatively innocuous choices: to have kids, drive a car, to work,
keep their job, solve the short-term problems first. When you reach
the point at which even the most trivial acts are punishable by the
death of the species, then obviously, obviously, you´re at a
critical junction, a different kind of point of no return.'"
"[...]When I asked him about his own life he reached into the small
grey satchel he carried with him and produced a series of printed
images [...]. Four pictures of Mars.
'Just four?'
He shrugged. 'No number is large enough to substitute for
memory.[...]. These are mine. Personal.[...]'"
"No, we had never conquered death, only engineered reprieves [...]
- enacted or conviction that more life, even a little more life,
might yet yield the pleasure or wisdom we wanted or had missed in
it. No one goes home from a triple bypass or a longevity treatment
expecting to live forever. Even Lazarus left the grave knowing
he´d die a second time.
But he came forth. He came forth gratefully."
"I loved Molly. Or at least I told myself I did. Or, if what I felt
for her was not love, it was at least a plausible imitation, a
convincing substitue."
" '[...] The world is full of surprises. We´re all born
strangers to ourselves and each other, and we´re seldom
formally introduced.'"
Worum geht es: Den kränklichen Jack Hare hat es in die
Wüste von Utah verschlagen. August Naab, ein freundlicher
Mormonen-Farmer nimmt ihn auf. Für Naab verdingt er sich als
Schaafhirte, und in der Abgeschiedenheit eines Wüstentals
gesundet er und findet seinen Lebenswillen wieder. Das auch Dank
des halbblutes Mescal, ein anderer Naab-Zögling, in das Hare
sich verliebt.
Doch Mescal ist eigentlich einem von Naabs Söhnen versprochen.
Als dann noch ein konkurriender Farmer mit immer dreisteren
Methoden Naab zusetzt, landet Hare zwischen den Fronten eines
Kleinkriegs.
Download: Das Buch ist von 1910 und der Autor ist seit 1939
- also mehr als sechzig Jahre - tot. Daher ist 'The hertiage of the
desert' Copyright-frei. Beim englischen Gutenberg-Projekt kann man
es frei herunterladen - allerdings nur im fiesen MS-Word Format.
Ich hab mir die Mühe gemacht, es neu zu setzen (natürlich
mit LateX)
und biete das Ergebnis gerne der Öffentlichkeit an:
Bewertung: drei von fünf Sternen
Zitate:
"From watching Mescal he had learned that to see was enough. But
there were moments when some association recalled the past and the
strangeness of the present faced him. Then he was wont to question
Mescal.
'What are you thinking of?' he asked, curiously, interrupting their
silence. She leaned against the rocks and kept a changeless,
tranquil, unseeing gaze on the desert. The level eyes were full of
thought, of sadness, of mystery; they seemed to look afar.
Then she turned to him with puzzled questioning look and
enigmatical reply. 'Thinking?' asked her eyes. 'I wasn´t
thinking,' were her words.
[...] 'I don´t know why, but, Mescal, sometimes I have the
queerest ideas when I catch your eyes watching, watching. You look
at once happy and sad. You see something out there that I
can´t see. Your eyes are haunted. I´ve a feeling that
if I´d look into them I´d see the sun setting, the
clouds coloring, the twilight shadows changing; and then back of
that the secret of it all-of you-Oh! I can´t explain, but it
seems so.'
'I never had a secret, except the one you know,' she answered. 'You
ask me so often what I think about, and you always ask me when
we´re here. [...] I don´t think at all till you make
me. It´s beautiful out there. But that´s not what it is
to me. I can´t tell you. When I sit down here all within me
is-is somehow stilled. I watch-and it´s different from what
it is now, since you´ve made me think. Then I watch, and I
see, that´s all.'
It came to Hare afterward with a little start of surprise that
Mescal´s purposeless, yet all-satisfying, watchful gaze had
come to be part of his own experience."
"He loved life too well to be unhappy; he saw it too clearly not to
know there was nothing wholly good, wholly perfect, wholly without
error."
Handlung(?): Vom Nordpol bis Patagonien - Ein
Expeditionsroman. Das ist der Untertitel des Büchleins, und
damit ist eigentlich alles gesagt.
Bewertung: vier von fünf Sternen
Zitate:
"In der Wildnis vergißt man vollkommen zu lesen. Man ist
dermaßen von der Natur überwältig, dass man gar
nicht an Bücher denkt. Höchsten an sein Scheck-Buch, denn
so eine Reise ist echt teuer. Ich kann jedem, der so eine Reise
machen will, total davon abraten. Es geht über jedes Konto
hinaus."
"So guckte ich der untergehenden Sonne bis zuletzt zu und staunte
wie ein Kind über die ausufernde Farbenflut, die solch ein
Sonnenuntergang mit sich bringt. Welcher Maler kann so etwas
wirklich beschreiben, ich kenne keinen. Viele haben es versucht,
van Gogh, Rembrandt, Feininger, Munch, Immendorf, Picasso, Dali,
Dürer, Helnwein, Toulouse Lautrec, Richter, Warhol, Elke
Sommer und viele, viele andere. Aber keinem ist es gelungen, auch
nur minimal an die Relität zu gelangen. Die Sonne selber ist
der größte Maler der Menschheit. Und es fällt ihr
gar nicht schwer, sie ist einfach da. Genau so muß Kunst
sein, dachte ich, als ich sie endlich hinter dem kleinen
Fichtenwäldchen vergehen sah."
Worum geht es: Das Jahr 2012 steht vor der Tür und
damit der einhunderste Jahrestag des Titanic-Untergangs. Da
könnte man doch mal versuchen, das Wrack zu heben...
Bewertung: zwei von fünf Sternen
Zitate:
"The brilliant echo on the sonar display was dead ahead, and now
only a hundred meters away. In a moment the TV camera would pick it
up, but Bradley wanted to use his own eyes. He was not a child of
the video age, to whom nothing was quite real until it had appeared
on a screen."
Worum geht es: Simmons füllt die Lücken in den
historischen Fakten der Franklin-Expedition aus den Jahre 1845-1848
mit seiner Fiktion. Dabei greift er auch in die Horrorkiste und
bastelt ein unglaubwürdiges und eigentlich auch
überflüssiges Monster in die Story.
Die historischen Fakten sind: John Franklin bricht 1845 mit zwei
für arktischen Einsatz umgebauten Schiffen und Proviant
für 3 Jahre auf um die Nordwestpassage zwischen dem Atlantik
und dem Pazifik zu finden. Man bleibt im Eis stecken und als die
Vorräte zur Neige gehen versucht man, zu Fuß in die
Zivilisation zurück zu kehren. Es ist kein Überlebender
der Expedition bekannt.
Bewertung: drei von fünf Sternen
Zitate:
"It was not fine Scotch whiskey, but it would suffice. Crozier knew
that he had long since reached that point of being the kind of
drunkard where quantity always trumped quality."
"'Marriage is the end of nothing. It is not death. It is not
Hamlet´s ´Unknown Country´ from which no man
returns.'"
"Maybe reading is a sort of curse is all I mean, concluded Fowler.
Maybe it´s better for a man to stay inside his own mind."
"Life is solitary, poor, nasty, brutish, and short. This cannot be
denied by any rational man."
"The man he is now would rather die than surrender. But what is
death itself other than the ultimate surrender?"
Grobe Zusammenfassung: Moshe ist Schauspieler in London. Er
kommt mit Nana zusammen. Dann ist da noch Anjali, zunächst
Freundin von Moshe, die sich aber auch mit Nana gut versteht und
irgendwann wohnen und kopulieren die drei zusammen, was auf Dauer
aber dann doch nicht funktioniert.
Bewertung: zwei von fünf Sternen
Zitate:
"It was what people had sex for - the afterwards, the quiet
intimacy, the talk."
"I do not think it is believable that the Queen Mother was a
nymphomaniac drug addict. But Moshe was right to consider it."
"In fact, people´s conclusions are often wrong. And I have a
theory about this. Conclusions are often wrong because
people´s memories are so bad."
"Romances are complicated. They involve more than one person. This
means that every detail can be ambiguous."
"He could always be amazed by the things people paid for."
Zu dem Buch: Vor dem Hintergrund der Verlegung des ersten
Telegrafenkabels durch den Atlantik wird die Geschichte von
verschieden Menschen erzählt. Im Mittelpunkt stehen Chester
Ludlow, Chefingenieur der Unternehmung, seine Frau Franny und sein
Bruder Otis.
"Rausch" ist mal wieder ein ausnehmend gutes Beispiel für eine
miserable Übersetzung solch elementarer Dinge wie dem Titel
aus dem Englischen ins Deutsche. Im Original heißt das Buch
nämlich "Signal and Noise". Begriffe aus der
Signalverarbeitung die damit gut zu der kommunikationstechnischen
Seite des Buches passen; die sich aber auch anwenden lassen auf die
gestörte Kommunikation und die Suche nach Kommunikation
zwischen den Protagonisten. Einen Rausch hatte wohl nur der
Verleger, als er diesen Titel für die deutsche Ausgabe
gewählt hat.
Bewertung: drei von fünf Sternen
Zitate:
"Er hatte inzwischen das Gefühl, etwas außerordentliches
durchströmte ihn, wenn die Gefahr am nächsten und
größten war. Ein Elixier, das ihn Farben und
Geräusche dermaßen intensiv wahrnehmen ließ, dass
sich daneben das Leben abseits des Schlachtfeldes blass ausnahm.
Als hinge ein dichter Schleier zwischen seinem Alltagsleben und
einem wahrhaftigen, strahlenderen Dasein; ein Schleier, der im
Schlachtgetrümmel zerissen wurde, sodass er, Jack Trace, einen
Moment lang das Universium in all seiner Pracht erkennen konnte.
[...] Wenn es eine Geisterwelt gab oder ein Jenseits; wenn es ein
Innerstes aller Dinge oder ein höchstes Wesen gab, dann konnte
Jack es in diesen Momenten deutlich erkennen - vielleicht war er es
sogar selbst."
Worum geht es: Das Buch spielt in Nordamerika in den
sechzigern des zwanzigsten Jahrhunders, allerdings mit einem etwas
abweichenden Geschichtsverlauf ab ca Mitte der dreißiger.
Die Allierten haben den 2ten Weltkrieg verloren und die USA sind
aufgeteilt. An der Ostküste haben die Nazis das Sagen, an der
Westküste die Japaner.
Es gibt verschiedene, grob miteinander verwobene
Handlungstränge.
Der Titelgebende 'Man in the high castle' ist ein Autor eines
Buches, das eine Welt schildert, in der die Allierten doch gewonnen
haben.
Bewertung: zwei von fünf Sternen
Zitate:
"The Germans would disbar him because of his skin [...] This guy
hasn´t even got the right expression on his face; he should
have that cold but somehow enthusiastic look, as if he believed in
nothing and yet somehow had absolut faith."
"He hopped to his feet and stood panting, waiting.
Nothing. Heart pounding. Respiration and all somatic processes,
including all manner of diencephalic-controlled autonomic responses
to crisis: adrenaline, greater heartbeat, pulse rate, glands
pouring, throat paralyzed, eyes staring, bowels loose, et al.
Stomach quesy and sex instinct surpressed.
An yet, nothing to see; nothing for body to run. Run? All in
preparation for panic flight. But where to and why? Mr. Tagomi
asked himself. No clue. Therefore impossible. Dilemma of civilized
man; body mobilized, but danger obscure."
"We are all doomed to commit acts of cruelty or violence or evil;
that is our destiny, due to ancient factors. Our karma.
To save one life, Mr. Tagomi had to take two. The logical, balanced
mind cannot make sense of that. A kindly man like Mr. Tagomi could
be driven insane by the implications of such reality.
Nevertheless, Mr. Baynes thought, the crucial point lies not in the
present, not in either my death or the death of the two SD men; it
lies - hypothetically - in the future. What has happened here is
justified, or not justified, by what happens later."
Plot: Gegen den Willen ihres Vaters heiratet die schöne
Desdemona heimlich den farbigen (und damit zum Aussenseiter
gestempelten) Othello, der sich als General verdingt. Der
Fähnrich Jago, der sich übergangen fühlt,
überzeugt Othello davon, dass Desdemona ihn mit seinem
Leutnant Cassio betrügt. Darauf bringt Othello erst sie, und
kurz darauf, als die Intrige aufgedeckt wird, auch sich selbst
um.
Bewertung: drei von fünf Sternen
Zitate:
"...we have reason to cool our raging motions, our carnal stings,
our unbitted lusts [...]"(I,3)
"I have´t. It is engendered. Hell and night must bring this
monstrous birth to the world´s light"(I,3)
"Put out the light and then put out the light:
If I quench thee, thou flaming minister,
I can again thy former light restore,
Should I repent me; but once put out thy light,
thou cunning´st pattern of excelling nature,
I know not where is that Promethean heat
that can thy light relume" (V,2)
Zum Buch: Simmons fühlte sich 1993 - also eigentlich in
einer Schaffensphase wo er seine besten Sachen geschrieben hat -
gedrängt, eine Sammlung von 5 Novellen zu
veröffentlichen. Ist aber wohl nicht sonderlich gut
angekommen; soweit ich es recherieren kann blieb es im englischen
bei der ersten Auflage. Das dieses Buch überhaupt existiert
hab ich als Simmons Fan erst viel später erfahren. Die
englische Ausgabe gab es da nur noch gebraucht und zu teilweise
Mondpreisen. Allerdings hat sich ein kleiner deutscher Verlag des
Buches angenommen und eine Übersetzuung
(wieder-)veröffentlicht, die ich jetzt mein Eigen nenne.
Richtig überzeugen konnte der Schmöker mich nicht. Die
fünf Novellen decken verschiedene Genres ab und haben durchaus
interessante Ansätze - z.B. der Sci-Fi Vertreter Flashback,
bei dem es um eine Droge geht, mit der man vergangene Erlebnis
täuschend echt nochmal erleben kann. Aber eine wirkliche
fünf Sterne Bewertung würde von mir nur Nr.5 "Der grosse
Liebhaber" bekommen. Da ich die fünf Geschichten aber nicht
einzeln, sondern nur als Paket bewerte komme ich zu:
Bewertung: drei von fünf Sternen
Zitate:
"Wenn man in ihren frühen Jahren von seinen Kindern getrennt
ist, und sei es nur kurz, sind sie andere Menschen, wenn man nach
Hause kommt; das ist die große Tragödie. Vielleicht
trifft das immer zu, auf jedes Alter."
"Jahre später [...] überraschte mich Kay mit der
Bemerkung, man solle von Motorradfahrern keine Helme oder sonstige
Schutzkleidung verlangen. [...] 'Weil dann die schwachen aus dem
genetischen Reservoir verschwinden.[...]Motorräder sind in
einer zivilisierten Gesellschaft eine der besten Formen
natürlicher Auslese, die wir haben'"
"Wann[...]werden wir eigentlich zu den Eltern unserer Eltern?
Wenn sie senil oder neurotisch oder so hilflos werden, dass wir es
müssen."
"So schreckliche Neuigkeiten heute, dass ich nur über den Gott
der Ironie lachen kann, der das Universum regiert."
"Ich habe [...] begriffen, [...] dass man Gott in diesem
Leben finden kann und es eine Torheit ist, auf das nächste zu
warten."
Kritik: Hab mir als nicht ausgesprochener Krimifan aufgrund
der sehr positiven Kritiken gedacht zur Abwechselung mal diesen zu
probieren. Hab es bereut. Ich musste mich ziemlich durch das ganze
Ding quälen. Die Kernhandlung (Harriet) fängt spät
an und hört früh auf.
Zu keinem Zeitpunkt wird das Buch wirklich zum pageturner.
Was mich aber am meisten stört, ist das die Story schlicht in
vielen Punkt zu unrealistisch und zu konsturiert ist. Z.B. halten
die beschrieben Hacker-Fähigkeiten von Lisbeth glaube ich
keiner ernsthaften Prüfung stand. In 40 Jahren Ermittelung ist
nie einer auf die Idee gekommen, ob der Fotograf an dem Tag von
Harriets Verschwinden auch Ausschußbilder produziert hat. Und
die Sache mit den getrockneten Blumen... Selbst wenn man nicht mehr
den direkten Draht hat, hätte der Absender doch merken
müssen, dass seine Sendungen falsch interpretiert werden.
Auch die Personen sind nicht unbedingt glaubwürdig
gezeichnet.
Hab mich darüber geärgert, mit diesem Buch meine Zeit
verschwendet zu haben und verzichte dankend auf Teil 2 und 3.
Bewertung: einer von fünf Sternen
Zitate:
"'Sie müssen zwei Dinge unterscheiden - die schwedische
Wirtschaft und die schwedische Börse. Die schwedische
Wirtschaft ist die Summe aller Dienstleistungen und Waren, die in
diesem Land jeden Tag produziert werden.[...]Die Börse ist
etwas ganz anderes. Da gibt es keine Wirtschaft, keine Produktion
von Waren und Dienstleistungen. Da gibt es nur Fantasien, da
entscheidet man von einer Stunde auf die andere, dass dieses oder
jenes Unternehmen jetzt soundso viele Milliarden mehr oder weniger
wert ist. Das hat nicht das Geringste mit der Wirklich oder mit der
schwedischen Wirtschaft zu tun.'
'Sie meinen also, es spielt keine Rolle, dass die Börse gerade
ins Bodenlose stürzt?'
'Nö, das spielt überhaupt keine Rolle'"
Zum Autor: Nachdem ich weiter oben ja bereits "Spin" gelobt
habe (vier Sterne sind ein Lob, oder? - und die fünf hat es
nur knapp verfehlt), habe ich mittlerweile noch drei weitere
Bücher des Autors gelsen. Die Spin Fortsetzung "Axis" (ich
fand Teil eins besser), "Darwinia" (nett, unterhaltsam) und "Blind
Lake". Was lernen wir daraus: ich schreibe nicht aus jedem Buch,
das ich lese auch Zitate raus. Manche Bücher enthalten
schlicht nichts, bei dem ich aufmerke und meine, ich müsste
eine mentale Notiz machen.
Das heißt nicht, dass diese Bücher schlecht sind. Manche
Bücher bieten sich nicht an für Zitate, z.B. auch deshalb
weil das Zitat ohne ewig viel Kontext nicht funktioniert (das gilt
z.B. für die Harry Potter Serie).
Bewertung: vier von fünf Sternen
Zitate:
"The real lesson[...]was the political uncorrect one, the
unspeakable but obvious fact that sentience (so-called) was nothing
but a focused irrationality, a suite of behaviours designed by DNA
to make more DNA, empty of any logic than the runaway mathematics
of self-reproduction."
"Dream me an explanation."
"Sue understood what he was getting at. He wanted to give people
the consolation of religion without the baggage of dogmatism."
"'You wanted to lend him some of your cynicism.'
'He´d be a better journalist if he learned not to care.'
'Though perhaps not a better human being.'
'I´m not discussing this.'"
Beschreibung: Donald Delpe ist 14, denkt ständig an Sex
aber hatte noch keine Freundin, ist Comic-Fan, zeichnet selber
welche und er hat Krebs.
Der Psychologe Adrian King soll ihm helfen, mit seiner Situation
klarzukommen und seinen Lebenswillen wiederzufinden.
Hauptsächlich als Drehbuch geschrieben, mit eingestreuten
(nacherzählten) Comic-Passagen und beschreibenden
Zwischenpassagen stilistisch interessant. Leider zündet die
Handlung erst im letzten drittel.
Bewertung: drei von fünf Sternen
Zitate:
"No wonder beast are tops in the waiting game. They´ve had
epochs of practice. A beast understands that waiting is what life
is almost entirely about."
"'In art we can sometimes find the essences of life. 'It is through
Art, and Art alone, that we can realize perfection.' Oscar
Wilde.'"
"Don [...] reaches for a book Introduction to Macroeconomics
[...] He puts the book back on the shelf, reuniting once more a
chapter on Keynes and one on Friedman, two divided theories which
can agree on one at last: no matter how precise the mathematical
forecast, everybody is guessing"
"'Life is a sexually transmitted disease. It´s spread by
people having sex, and in the end it kills you.'"
"What makes us behave, conform, be (in fact) who we are? wonders
Adrian. Is it because we fear the worst? Do we simply construct our
entire lives as a defense against the worst thing that could happen
to us?
Problem: if most of us have little or no experience of what the
worst thing is, then why should we let our fears steer everything
we do?
[...]
But Adrian feels he can see through everybody today. And here he
sees it again: fear. Fear of the worst thing happening. Fear
everywhere guiding lives."
Beschreibung: Dieses Buch hat mich gut unterhalten und mir
wirklich gut gefallen; besser als das meiste, was ich in der letzen
Zeit so geschmöckert habe.
Ein Schuß mehr von dem was "ernsthafte" von "unterhaltender"
Literatur unterscheidet, und ich hätte seit langem mal wieder
5 Sterne verteilt.
Zunächstmal sei klargestellt, dass das Buch kein Sci-Fi ist
sondern eher Fantasy, die zufällig auf einem Planet spielt,
auf dem es in der Vorzeit mal ein mittlerweile verschwunde
Hochkultur gab. In den Resten derer Städte haben Menschen ihre
vergleichsweise rückständige Zivilisation aufgebaut;
technisch ungefähr auf dem Stand unseres Mittelalters. Einen
Schuß Magie in Form böser Zauberer (Bondsmagi) gibt es
auch noch.
Locke Lamora schlägt sich als diebisches Weisenkind durch, bis
er von dem falschen Priester Father Chains aufgenommen wird und von
diesem zusammen mit drei weiteren Jungs zu einer Gruppe
elitärer Trickbetrüger ausgebildet wird.
Nach Chains Tod führt Locke die sich selber "Gentleman
Bastards" nennende Gruppe bei diversen Raubzügen an.
Während die Bastards dabei sind, einen Adligen der Stadt
Camorr um ein Vermögen zu betrügen, entbrennt in der
Stadt ein Kampf um die Vorherschaft in der Unterwelt, in den die
Bastards unfreiwillig verwickelt werden. Zudem ist die
Geheimpolizei des Duke ihnen auf den Fersen...
Bewertung: vier von fünf Sternen
Zitate:
"It is said in Camorr that the difference between honest and
dishonest commerce is that when an honest man or woman of business
ruins someone, they don´t have the courtesy to cut the throat
to finish the affair."
Beschreibung: Nachdem "The Lies of Locke Lamora" mir gut
gefallen hat war ich gespannt auf das Sequel.
Leider hält es nicht ganz, was der erste Teil versprach. Es
ist ein nettes und unterhaltsames Buch, aber tendiert doch mehr in
Richtung Durchschnitt.
Bewertung: drei von fünf Sternen
Zitate:
"Have people on land acquired the secret of living forever? Have
they abolished accidents? Have they ceased to have weather
in my absence?"
Kurzkritik: Ich entschuldige mich zutiefst bei all denen,
die dieses Buch lieben und daraus Kraft ziehen können. Ich
hingegen habe keinen Zugang zu diesem Buch gefunden, das auf 180
Seiten esoterischen Humbug verbreitet und dabei nicht mehr sagt als
"Der Weg ist das Ziel".
Bewertung: einer von fünf Sternen
Zitate:
"Erst die Möglichkeit, einen Traum zu verwirklichen macht
unser Leben lebenswert."
Kurzkritik: Statt einer Fortsetzung zu "The Pillars of the
Earth" hat Follet das Buch einfach nochmal geschrieben. Gut, er
verlegt die Handlung ein paar Jahre in die Zukunft. Aber die
Handlungsabläufe sind doch sehr ähnlich, die Charaktere
wie immer bei Follet flach und vorhersehbar.
Richtig schlecht ist das Buch deshalb nicht; es ist durchaus
flüssig geschrieben und unterhaltsam zu lesen und nebenbei
lernt man ein wenig über die beschriebene Zeit; z.B. die Schlacht bei Crecy
Bewertung: drei von fünf Sternen
Zitate:
"He was to absorbed in his work to glance up. She regarded him for
a second [...]. He had the look of total concentration that she
knew so well: his slight body bent over his work, his strong hands
and dextrous fingers making fine adjustments, his face immobile,
his gaze unwavering. He had the perfect grace of a young deer
bending its head to drink from a stream. This was what a man looked
like, she thought, when he was doing what he was born to do. He was
in a state like happiness, but more profound. He was fulfilling his
destiny. "
"'You took away my power to make my own decisions. You treated me
the way your father treated you, as a thing to be controlled, not
as a person. It doesn´t matter whether I was right or wrong.
What matters is that it was up to me to decide, not you.'"
Plot / Anmerkungen: Im Jahr 1988 stirbt der Radiojournalist
Jeff Winston an einer Art Herzinfarkt, wacht aber wieder auf als
Student im Jahr 1963, in seinem eigenen Leben 25 Jahre früher.
In seinem ersten "Replay" konzentriert er sich aufs Geld verdienen
- was ihm recht leicht fällt, da er den Ausgang wichtiger
Sportereignisse und Wirtschaftstrends aus seinem ersten Leben
bereits kennt.
Er stirbt erneut 1988 und landet nochmal in 1963 - erst nach
mehreren Durchgängen fällt ihm auf, das jede weitere
Wiederholung kürzer ausfällt als die vorherige.
In jeder Wiederholung versucht er auf andere Art, sein Glück
zu finden.
Die Grundidee der Handlung ist nicht neu, aber gut umgesetzt. Man
kommt nicht umhin, sich selber zu fragen, was man mit der
Möglichkeit des "Replays" anfangen würde und sich dann zu
fragen, warum man eigentlich ohne diese Möglichkeit nicht
trotzdem sein Leben so lebt, wie man es sich erträumt.
Ein Schwachpunkt, über den man dabei stolpert: in allen
Replays im Buch muss sich Jeff keine Gedanken mehr um seine
finanzielle Sicherheit machen: ein paar Aktienpakete zur richtigen
Zeit und mit dem Wissen um die Kursentwickelung gekauft, und er ist
abgesichert. Das geht uns in unserem einmaligen Leben leider etwas
anders...
Bewertung: drei von fünf Sternen
Zitate:
"In diesem Wagen war er vom Halbwüchsigen zum Erwachsenen
gereift, mehr als in jedem Wohnzimmer oder Appartment oder jeder
Stadt. Er hatte darin gevögelt, sich darin betrunken, war
damit zum Begräbnis seines Lieblingsonkels gefahren, hatte den
temperamentvollen, kräftigen Motor dazu benutzt, um Zorn,
Freude, Niedergeschlagenheit, Langeweile, Reue
auszudrücken."
"'Im Laufe der Zeit [...] habe ich so ziemlich jede mögliche
Erklärung in Betracht gezogen für das was mit mir [...]
passiert ist.[...] [Der Punkt ist]: Ich kann es nicht wissen, und
deshalb habe ich mich irgendwann damit abgefunden, dass ich es
weder verstehen noch ändern kann. [...]. [Das] Dilemma, so
ungewöhnlich es auch sein mag, ist im Wesentlichen kein
anderes als das, mit dem jeder konfrontiert ist, der je auf dieser
Welt wandelte: Wir sind hier, und wir wissen nicht warum. Wir
können soviel philosophieren, wie wir wollen, den
Schlüssel zu dem Geheimnis auf tausend verschiedenen Pfaden
suchen, aber wir werden der Lösung niemals näher
kommen.'"
"[...]Einen Funken Verständnis wecken, der dem metaphorischen
Exil entstammte, dem wir alle unterworfen sind und das Jeff besser
begriff als jeder andere vor ihm: Unser gemeinsames und
unentrinnbares Ausgeschlossensein von den Jahren, die wir durchlebt
und hinter uns gebracht haben, von den Menschen, die wir einmal
waren und kannten und für immer verloren haben.
Plot / Anmerkungen: Der Untertitel ist "A Story of 22nd
Century America" . Wilson geht in dem Buch davon aus, dass es am
Ende des Ölzeitalters zu einem weltweiten, katastrophalen
Zusammenbruch kommt, in Folge dessen das 22te Jahrhundert mehr
Ähnlichkeit mit dem 19ten als mit dem 21ten hat.
Das der beschriebene techologische Rückfall nicht wirklich
plausibel ist meiner Meinung nach der größte
Schwachpunkt des Buches.
Aber wenn man sich auf die von Wilson skizzierte Welt einlässt
und man zusammen mit den gut gezeichneten Charakteren die Konflikte
dort durchlebt, wird man gut und intellegent unterhalten.
Erzählt wird die Geschichte von dem naiven Adam, ein
Jugendfreund des Titelhelden. Seine Art der Schilderung der
Ereignisse würzt das Ganze noch mit einer guten Prise Humor
(die Fußnoten sind immer für einen Lacher gut).
Bewertung: vier von fünf Sternen
Zitate:
"'You must not make the mistake of thinking that because nothing
lasts, nothings matters.'"
"My mind was a confusion of ideas an anxieties; but I found myself
recalling what Julian had said [...] about DNA, and how it aspired
to perfect replication but progressed by remembering itself
imperfectly. I might be true, I thought, because our lives were
like that - time itself was like that, every moment dying
and pregnant with its own distored reflection. [...]
Maybe that logic was true of people, too - maybe I was already an
inexact echo of what I had been just days before. And maybe the
same was true of Julian. Already something hard and uncompromising
had begun to emerge from his gentle features-the first
manifestation of a freshly evolved Julian [...] Evolution
can´t be predicted, Julian used to tell me; it´s a
scattershot business; it fires, but it doesn´t aim."
"'The [...] Jews were exempted from the plagues that fell upon
Egypt.' [...]
'Those were unpleasant plagues. [...] Inventive, I would
say, almost to the point of madness. Insects-boils-the butchery of
children-such work by any other agency would be considered an
example of unexcelled sadism rather than celestial justice.'
[...]
'God is jealous by nature, Julian, [...] it says so in the
text.'
'Oh yes [...] jealous, certainly, but also forgiving;
merciful, but vengeful; wrathful, but loving -in
fact just about anything we can imagine Him to be. That´s the
Paradox of Monotheism, as I call it. Contrast a Christian
with a nature-worshipping pagan: if the pagan´s cornfield is
ravaged by a windstorm he can blame the bad manners of the
Cyclone-God; and if the weather is kind he addresses his thanks to
Mother Sunshine [...]; and all this, though not sensible, has a
kind of rude logic to it. But with the invention of monotheism a
single Deity is forced to take responsibility for every
contradictory joy and tragedy that comes down the
turnpike.[...]'
'I don´t see how monotheism makes it any worse [...]. Once
you start multiplying your gods, you might not know where to stop.
A crowd of gods so numerous you can´t recognize most of them
seems hardly better than no god at all. Especially once they begin
to bicker among themselves. Don´t you often tell me to seek
out the simplest explanation for a thing?'
'One is simpler than a dozen,' Julian admitted. 'But none is
simpler than one.'"
"'What are you working on at the moment, Adam Hazzard?[...]No
modesty between scribblers,' said Dornwood. 'Fiction, is it?'
'Yes-a story about a Western boy kidnapped by Chinese traders, and
taken to the sea against his will, and when he escapes his captors
he falls in with pirates, but what they don´t know is-'
'I see. And how many pirates have you met, Adam Hazzard?'
The question took me by surprise. 'In life? Well-none.'
[...] 'Why write about pirates, Adam, when you´re embedded in
[a momentous] adventure?'
'What are you saying-that I should write about the war? But I've
only seen a little of it.'
'No matter! Write what you know: it´s one of the
abiding principles of the trade.'"
"'Make us innocent again,' humanity cried out, 'or at least send
innocence among us, to serve as an example'
[...] 'All right,' [God] said at last, 'I´ve heard your noise
and I´ll give you what you want.' So he fathered a child by a
virgin - in fact a married virgin, for God was fond of
miracles, and for a woman to be simultaneously a wife, a virgin,
and a mother seemed like a miracle with compound interest
accrued."
"His ideas about God were profoundly unorthodox. God, he asserted,
was not contained in any Book, but was a Voice, which every human
being could hear (and most of us chose to ignore). The common name
of that voice was Conscience; but it was a God by any reasonable
definition. [...] What else could you call an Invisible Entity who
said the same thing to members of every diverse branch of
humanity[...]? Because that Voice was not contained in any
single mind, but experienced consistently by all sane
minds, it must be more than merely human, and therefore a God."
"'Genuine Conscience speaks to all people in all tongues, and it
can do so because it has just a few simple things to say.
´Love your neighbor as your brother,´ and do all that
that entails-visit the sick, refrain from beating wives and
children, don´t murder people for profit , etc. [...] Game
Theory suggests that there are two ways for human beings to
operate. You can be trustworthy and trust others, or you can be
untrustworthy to your own advantage. [...] Conscience tells us,
´Be the trustworthy man.´ That´s a tall order,
for the trustworthy man is often cheated and exploited; while the
untrustworthy man often occupies thrones and pulpits, and revels in
the riches. But the untrustworthy man, if we all emulated him,
would hasten us into an eternal Hell of mutual predation; while the
trustwothy man, if his behavior became general, would throw open
the gates of Heaven. That´s what Heaven is, Adam, if
it´s anything at all - a place where you can trust others
without hesitation, and they can trust you.'"
Klappentextersatz: Zwei menschliche Raumfahrt-Expeditionen
treffen fast zeitgleich in einem Sonnensystem ein, welches sich
durch zwei Besonderheiten auszeichnet.
Zum einen erlischt und wiedererstrahlt die Sonne des Systems aus
unbekannten Gründen in einem festen Zyklus. Zum anderen gibt
es auf einem Planeten des Systems nicht-menschliches, intellegentes
Leben an der Schwelle zur Raumfahrt.
Die Menschen teilen sich in eine Gruppe interstellarer Händler
und eine aggressive, hierachisch organisierte Kultur.
Während die spinnenartigen Wesen auf dem Planeten
zunächst nichts von dem Besuch in ihrem System ahnen und mit
Hilfe der sich entwickelnden Technologie versuchen, erstmals in
ihrer Geschichte in den Dunkel-Phasen ihrer Sonne keinen
Extrem-Winterschlaf zu halten, unterliegen die Händler im
Kampf um die Vorherrschaft bei den Menschen.
Bewertung: vier von fünf Sternen
Zitate:
"Dad might talk and talk about evolution in action and how
important it was for small children to be allowed to take chances,
how if that didn´t happen then genius could not develop in
the survivors. The trouble was, he didn´t mean it. Every time
Viki tried to take on something a little risky, Dad got all
paternal and the project became a padded security blanket."
"[Sherkaner Underhill] regarded every rule of nature and culture as
an obstacle to be thought about, experimented with."
"What do you do when your dream die?
Dreams die in every life. Everyone gets old. There is promise in
the beginning when life seems so bright. The promise fades when the
years get short.
[...]
So what do you do when your dream dies?
When your dream dies, you give it up."
"Your theory ´explains´ all sorts of things without
helping to do anything, much less providing tests for itself."
Kurzkritik: Elf Minuten handelt von einer jungen
Brasilianerin, die es in die Schweiz verschlägt und die dort
anfängt als Prostituierte zu arbeiten.
Die Story basiert angeblich auf wahren Tatsachen, obwohl sie recht
unglaubwürdig und zum Ende hin kitschig ist.
Die Message ist zu plakativ und zu dick aufgetragen, trotzdem hat
mir dieses Coelho Werk deutlich besser gefallen als "Der
Alchemist".
Bewertung: drei von fünf Sternen
Zitate:
"Träume sind sehr bequem, sofern wir nicht gezwungen sind, sie
in die Tat umzusetzen. So gehen wir keine Risiken ein, vermeiden
Frustrationen, schwierige Momente, und wenn wir alt sind,
können wir immer den anderen die Schuld in die Schuhe schieben
- vorzugsweise unseren Eltern, unseren Ehemännern oder unseren
Kindern - dafür, dass wir unsere Träume nicht wahr
gemacht haben."
"Er sollte wissen, dass der Mensch die Liebe in ihrer Ganzheit
begreifen muss. Die Liebe ist nicht im anderen, sie ist in uns
selbst; wir erwecken sie. Aber für dieses Erwecken brauchen
wir den anderen. Das Universum ergibt nur Sinn, wenn wir jemand
haben, mit dem wir unsere Gefühle teilen können."
"Wir erkennen uns nur, wenn wir an unsere Grenzen gelangen. Das ist
richtig. Aber es ist auch falsch, weil man die Selbsterkenntnis
auch nicht zu weit treiben sollte; der Mensch wurde nicht nur dazu
geschaffen, seine Erkenntnis zu mehren, sondern auch dazu, den
Boden zu pflügen, auf den Regen zu warten, sein Getreide
anzubauen, zu ernten und Brot zu backen."
Kurzkritik: Restless spielt in 2 Zeitebenen. Die erste Mitte
der Siebziger, mit einer allein erziehenden Mutter in England die
davon lebt Sprachunterricht zu geben und die ihr Studium
verschleppt.
Diese Frau erfährt von ihrer Mutter, dass diese kurz vor und
zu Beginn des 2ten Weltkrieges beim britischen Geheimdienst
tätig war - das ist dann die 2te Zeitebene.
Bei Licht betrachtet wartet man aber in beiden Zeitebenen
vergeblich darauf, dass mal was wirklich interessantes passiert,
und ehe man sich versieht ist das Buch zu Ende und bleibt --
wahrscheinlich bewusst aber trotzdem irgendwie enttäuschend --
völlig belanglos.
Bewertung: zwei von fünf Sternen
Zitate:
"[...]Realising [...] how little we actually, really, know of our
parents´ biographies, how vage and undefined they are,like
saints´ lives almost - all legend and anecdote..."
"I never dream of Jochen´s death, though sometimes I think of
it, rarely, for a second or two before I banish it - shocked - from
my mind. I´m almost sure that everyone does this about the
people they love - it´s a grim corollary of truly loving
someone: you find yourself compelled to imagine your world without
them and have to contemplate its awfulness and dread for a second
or two. A peer through the crack to the emptiness, the big silence
beyond. We can´t help it - I can´t help it, anyway, and
I tell myself guiltily that everybody must do it, that it is a very
human reaction to the human condition."
"'You have to joke a little in life, darling,' I said, [...]
'otherwise what´s the point?'"
"I knew Jochen better than any being on the planet, yet in some
sense, in some degree the guileless child was already beginning to
develop the opacities of the growing boy, the youth, the adult,
where the veils of ignorance and unknowning existed even between
the people you were closest to."
"The next day she wandered around the old town, went into a church
on the plaza and took a stroll through Rio Grande Park under the
tall cottonwood trees and looked out at the broad turbid river and
the hazy mauve mountains to the west and, as she frequently did,
marvelled that she should find herself here, at this stage of her
life, in this town, at this time."
"Saturday night in, telly on, twenty cigarettes and a bottle of
Mateus Rosé: how could life get any better?"
Kurzkritik: Ausgebrannt entwirft in mehreren lose verbunden
Erzählsträngen ein Bild vom Ende des
Ölzeitalters.
Das Ganze ist halbwegs interessant und auch halbwegs
unterhaltsam.
Für mich ein No-Go und beständiges Ärgernis in viel
zu vielen Büchern, auch diesem: Unglaubwürdige
"zufällige" Verbindungen.
Bewertung: drei von fünf Sternen
Zitate:
"Karriere machte der, der so wirkte, als würde er einmal
Karriere machen. Und anders als immer behauptet wird, schätzt
kein Unternehmen Mitarbeiter, die sich ihre Arbeit so intelligent
einteilen, dass sie sie innerhalb der vereinbarten Bürostunden
erledigt bekommen."
"'Die gesamte Wissenschaftsgeschichte ist eine Geschichte von
Situationen, in denen einer Recht hatte und der Rest der Welt sich
irrte. Wahrheit ist nicht demokratisch.'"
"Hatte er gerade seine Seele verpfändet? Oder hatte er gerade
eine verdammt schlaue Entscheidung getroffen?
Keine Ahnung. In Filmen wusste man so etwas immer, dank der Musik
im Hintergrund. So was fehlte im wirklichen Leben einfach
empfindlich."
"Die Kunst des Lebens bestand zum großen Teil darin, es nicht
zu verpassen."
"Eine neue Karriere [...] durchlaufen, mit anderen Regeln, aber dem
Ziel, das Karrieren immer und zu allen Zeiten gehabt haben,
nämlich weiter oben auf der Leiter zu stehen zu kommen, egal,
wo sich diese Leiter befand und wie lang sie war."
"Vermutlich [...] war es so, dass jeder in die Kirche ging
und nur so tat, als sei er fromm."
Plot und Bewertung:Ein nicht ganz ernst gemeinter
historischer Roman. Die vier Evangelien des Neuen Testamentes geben
den groben Rahmen der Handlung vor.
Biff wächst zusammen mit Jesus (den er Josua oder Josh nennt)
in Nazareth auf und wird dessen bester Freund. Als der junge Jesus
unschlüssig ist, wie man Messias wird, macht er sich auf die
Suche nach den Weisen, die zu seiner Geburt gekommen waren.
Sein bester Kumpel Biff begleitet ihn auf der Reise in den Osten
und ist auch dabei, als Jesus nach Galilää
zurückkehrt und seine Lehrtätigkeit aufnimmt.
Das Ganze ist natürlich ein ziemlicher Unsinn, aber wirklich
lustig zu lesen und zwischen den Zeilen auch nicht völlig
inhaltlos. Wegen einzelner Längen und einigen zu dick
aufgetragenen Übertreibungen (musste Balthasar sich wirklich
einen Dämon aus der Hölle halten?)gibt es nur vier der
fünf Sterne, aber die sind voll verdient.
Bewertung: vier von fünf Sternen
Zitate:
"'Wir haben hier gewohnt, dann waren wir in Ägypten, jetzt
wohnen wir wieder hier', sagte Josua. 'Es war ein weiter Weg.'
'Du lügst, es dauert vierzig Jahre, bis man in Ägypten
ist.'
'Nicht mehr. Jetzt ist es näher.'
'Steht in der Thora. Mein Abba hat es mir vorgelesen.
´Vierzig Jahre wanderten die Israeliten durch die
Wüste.´'
'Die Israeliten hatten sich veriirt.'
'Vierzig Jahre lang?' Ich lachte. 'Die Israeliten müssen ganz
schön blöd sein.'
'Wir sind die Israeliten.'"
"'Was ist, wenn ich nicht wirklich der Messias bin?'
[...]'Du meinst, Gott erlaubt sich einen Schwerz mit dir? [...] Ich
kenne die Thora nicht so gut wie du, Josua, aber ich kann mich
nicht erinnern, das Gott Sinn für Humor gehabt
hätte.'"
"'Weshalb sollte der Herr dafür sorgen, dass sich die
Sünde gut anfühlt und dann den Menschen dafür
verdammen?'"
"'Die Mädchen haben heute Speck gebraten, und da musste ich an
zu Hause denken.'
'Wieso? Ich kann mich nicht erinnern, dass bei uns zu Hause jemals
jemand Speck gebraten hätte.'
[...]'Josua, du bist Gottes Sohn. Du bist der Messias. Das bedeutet
... ach, was weiß ich ... dass du Jude bist! Du darfst keinen
Speck essen!'
'Gott ist es egal, ob wir Speck essen.'[...]
'Was du nicht sagst. Denkt er über Unzucht immer noch wie
früher?'
'Allerdings.'
'Sebstbefriedigung?'
'Absolut.'[...]
'Nur Speck. Interessant.[...] Ich will dir ja nicht zu nahe
treten, aber du wirst mehr brauchen, wenn du das Reich Gottes
verkünden willst. Du kannst nicht nach Hause kommen und sagen
´Hi, ich bin der Messias. Gott will, dass ihr diesen Speck
esst.´'"
"Mir, einem Juden, fällte es schwer, im Augenbick zu
verharren. Ohne Vergangenheit, wo bleibt da die Schuld? Und ohne
Zukunft, wo bleibt da die Angst? Und ohne Schuld und Angst, wo bin
ich dann?"
"Neun Jahre später stieg er vom Berg herab, und die Leute im
Dorf erwarteten ihn mit Speisen und Geschenken.
'Meister, wir bitten um euren Heiligen Rat. Was habt ihr uns zu
sagen?' flehten sie.
'Ich muss echt mal pinkeln', sagte der Mönch. Und da wussten
alle Dorfbewohner, dass er tatsächlich den Geisteszustand
aller Buddhas erreicht hatte, das ´Nicht-Ich´, wie wir
es nannten."
"Kashmir und ich kamen uns immer näher, je weiter meiner
Studien gediehen. Nachdem wir sämtliche Stellungen des Kama
Sutra zweimal durchgegangen waren, wollte Kashmir die ganze Sache
auf die nächsthöhere Ebene heben, indem sie die
tantrische Disziplin in unser Liebesspiel einführte. Wir
wurden derart geschickt in unserer meditativen Paarungskunst, das
Kashmir selbst im Sturm der Leidenschaft noch ihren Schmuck
polieren, ihr Geld zählen oder sogar etwas Feinwäsche
ausspülen konnte. Ich selbst beherrschte die Disziplin der
kontrollierten Ejakulation so weit, dass ich oft genug halb zu
Hause war, bis endlich die Erlösung kam."
"Folgendes [...] kam in fast jeder Predigt vor, die Josua gehalten
hat.
Du sollst nett zu Leuten sein, auch zu Kotzbrocken.
Und wenn du:
a) glaubtest, dass Josua Gottes Sohn war (und)
b) er gekommen war, dich von deinen Sünden zu erlösen
(und)
c) den Heiligen Geist in dir erkanntest (wie ein kleines Kind
wurdest, hätte er gesagt) (und)
d) nicht den Heiligen Geist lästertest (siehe c)
dann würdest du:
e) ewig leben
f) an einem schönen Ort
g) vermutlich im Himmel
Wenn du allerdings:
h) sündigtest (und/oder)
i) ein Heuchler warst (und/oder)
j) Dinge mehr als Menschen achtetest (und)
k) dich nicht an a, b, c und d hieltest,
dann warst du:
l) am Arsch.