Januar 1977 bis September 1977: Oberhausen/Rheinland
Oberhausen ist eigentlich ziemlich hässlich. Das CentrO ist ein ganz nettes Feature, und das Theater Oberhausen ist klein, aber fein. Irgendwie ist Oberhausen Ruhrpott ohne Ruhrpott-Charme.
September 1977 bis Dezember 1997: Dinslaken
Es mag Leute geben, für die Dinslaken am Niederrhein liegt.
Mag sein, aber damit versucht man nur zu vertuschen, dass die Stadt
den nordöstlichen Rand des Ruhrgebiets markiert. Dinslaken ist
so eine Art zu groß geratener Vorort von Duisburg,
Oberhausen, Essen und co.
Das hört sich jetzt reichlich negativ an, ist es aber nicht.
Im Gegenteil: Dinslaken bietet in wenigen Autominuten alle Vorteile
des Ruhrgebiets (Kultur, Nightlife, Shopping,
Schwerindustrie-Charme), ohne dabei die Nachteile aufzuweisen. Nur
einige wenige Wohnbunker, und insgesamt ist man von (platter aber
schöner) Landschaft umzingelt.
Wer das Städtchen nicht kennt, der schaue mal rein unter:http://www.dinslaken.de/
Dezember 1997 bis Juli 2000: Köln
Nach dreimontigem, ziemlich nervigem pendeln hat es mich im
Dezember 1997 wie viele meiner Kommilitonen auch nach Köln
verschlagen. Wenigsten blieb ich der Rheinseite treu und bezog eine
Wohnung auf der 'schäl Sick', in Porz-Ensen.
Sooft es ging, vor allem an Wochenenden zog es mich allerdings in
den heimischen Ruhrpott zurück. Wenn man mich fragt kommt
Köln da einfach nicht gegen an. Köln mag viele Vorteile
und auch schicke Ecken haben. Aber was mich angeht: Ich konnte die
Stadt nie leiden und werde sie wohl auch nie leiden können.
Sie ist einfach hässlich. Ich kann garnicht genau sagen, was
ich an Köln nicht mag. Vielleicht ist es einfach, weil mein
erster Eindruck schlecht war.
Mittlerweile, mit etwas Abstand fahre ich sogar ganz gerne mal
wieder nach Köln, würde aber nur wenn es sich nicht
vermeiden ließe wieder da hinziehen. Stippvisiten da hin sind
ok, leben nicht.
März 2000 bis Mai 2001: Duisburg
Im März 2000 bezog meine damalige Freundin ihre erste
eigene kleine Wohnung in Duisburg-Fahrn, und dreisterweise nistete
ich mich gleich mit ein. Wenn ich also nicht gerade studieren war
(das war ich ab dem WS 2000/2001 nur noch selten) oder in Hamburg
jobbte (siehe unten)wohnte ich hier.
Praktscherweise war das ganze mietfrei für mich, aber wer
jetzt meint ich wäre ein oller Schmarotzer, den verweise ich
auf die Arbeit und das Geld, das ich in die Wohnung gesteckt
habe.
Duisburg ist der Ruhrpott, wie er sein sollte. Da gibt es noch
echte Schwerindustrie und hässliche Viertel, aber halt auch
eine Menge grün und schöner Ecken. Ich zum Beispiel
konnte von der Wohnung meiner Freundin aus direkt in den
Mattlerbusch (für Auswertige: ziemlich großer Park)und
joggen oder spazieren gehen oder in die Therme (ziemlich
schöne Saunaanlage).
Im großen und ganzen gilt für Duisburg das gleiche wie
für Dinslaken (teileweise halt nur umgekehrt) - liegen ja auch
nur 10km zwischen.
Sommer 2000: Hamburg
Ein Ferienjob in Hamburg zwang mich im Sommer 2000 dazu, mir
auch hier eine Bleibe einzurichten. Damit war ich in der tollen
Situation, vier (!!) Wohnsitze gleichzeitig zu haben.
Mein offizieller Erstwohnsitz war nach wie vor bei meinen Eltern in
Dinslaken, auch meine Post empfing ich hier. Wohnen tat ich hier
aber zu der Zeit de facto überhaupt nicht.
Angemeldeter Zweitwohnsitz war meine Studentenbude in Köln.
Ich hielt mir diese Bleibe noch als Option offen, für den
Fall, dass meine Diplomarbeit wieder intensive Arbeit in Köln
erfordert. Im Herbst/Winter 2000 stellte ich aber endgültig
fest, das ich die Bude nichtmehr brauchte. Nachdem ich fast eine
halbes Jahr nicht eine Nacht mehr da geschlafen hatte zog ich im
Dezember 2000 fast genau drei Jahre nach dem Einzug dort wieder
aus.
Mein inoffizieller Zweitwohnsitz im Sommer 2000 war bei meiner
damaligen Freundin in Duisburg. Hier wohnte ich tatsächlich an
den Wochenenden.
Und schließlich wohnte ich in dieser Zeit in einer 4er WG in
Hamburg, ziemlich am Zentrum, nur (für mich sehr praktisch) 5
Gehminuten vom Hbf. Meine erste WG Erfahrung war durchaus positiv.
O.k., ich war der erste Mensch seit schätzungsweise 10 Jahren
der die Fenster in meinem Zimmer und der Küche geputzt hat,
aber sonst war das WG Leben eigentlich ganz lustig. Vor allem ist
es ein Vorteil, wenn man in einer fremden Stadt sofort ein paar
Leute kennt, weil man sich mit denen die Dusche teilt.
Vielleicht ist meine Meinung zu Hamburg deshalb besser als die zu
Köln, aber rein intuitiv habe ich Hamburg sofort gemocht. Das
Wetter ist zwar scheisse, aber die Stadt ist schön. Und die
Leute haben diese lockere nordische Art, und ein wenig blitzt der
symphatische friesische Akzent durch.
Alles in allem kann ich Hamburg weiterempfehlen, aber nur wenn man
sich nicht von einem Riesenaufgebot Pennern und Gesocks (hört
sich hart an, ist es auch) in den Strassen abhalten
läßt.
Mai 2001 bis April 2004: back in Dinslaken
Meine zwischenzeitlich vier Wohnsitze habe ich dann wieder auf
ein gesundes (auch finanzierbares) Maß
zurückgeschrumpft. Als im Mai 2001 die Beziehung mit meiner
damaligen Freundin auseinander ging, bin ich notgedrungen
"provisorisch" wieder bei meinen Eltern eingezogen. Wie das so ist,
hielt sich dieses Provisorium fast drei Jahre.
Februar bis April 2002: Erlangen
In den Semesterferien habe ich acht Wochen als Werkstudent bei
Siemens in Forchheim gearbeitet. Da es nicht so leicht ist, in
diesem Örtchen (immerhin Kreisstadt - für alle, die sich
schon immer gefragt haben, wofür das Autokennzeichen FO
eigentlich steht) so kurzfristig und nur für die kurze Zeit
eine Bleibe zu finden, habe ich während der Zeit in der ca.
20km entfernten "Universitätsstadt" (das steht in Ermangelung
anderer nennenswerter Eigenschaften sogar auf den Ortsschildern)
Erlangen gewohnt. Für die unter euch, die gar keinen Schimmer
haben, wo das denn sein könnte, nenne ich noch drei
Stichworte: Nürnberg, Frankenland, Bayern.
Gehaust habe ich im Studentenwohnheim in einer 5er WG. Dabei habe
ich gelernt, das scheinbar in keiner WG Fenster geputzt werden
(denn auch hier war ich allem Anschein nach der erste, der es
gewagt hat, einige Scheiben zu reinigen).
Erlangen konnte mich nicht wirklich begeistern, vielleicht lag das
auch daran, dass ich die Zeit nach Feierabend meist mit Lernen
für die Klausur am Ende der Semesterferien verbracht habe.
Positiv zu vermerken ist, dass ich nur wenige hundert Meter von
"meinem" StuWo ein nettes Waldstück lag, in dem man sehr gut
joggen konnte. An einem Wochenende habe ich es sogar mal geschafft,
in die Fränkische Schweiz zu fahren, und ich muss sagen,
Landschaft haben die da reichlich - einen Wander- oder Mountain
Bike Urlaub in der Ecke könnte ich mir gut vorstellen.
Mai bis Oktober 2003: Wieder Erlangen
Während dieser Zeit habe ich meine Master-Abschlussarbeit
bei Siemens in Forchheim gemacht und dabei wieder in Erlangen
gewohnt, diesmal aber an einer anderen Ecke. Mein zweiter Eindruck
von Erlangen war positiver als der erste. Joggen konnte ich wieder
gut vor der Haustür. Ein zunächst als Nachteil
eingeschätzter Umstand der Wohnlage entpuppte sich noch als
Glücksfall: die Parkplatzsituation war so bescheiden, dass ich
ab der zweiten Woche auf mein Auto verzichtet habe und stattdessen
mit dem Fahrrad zur Arbeit gefahren bin. Das bedeutete zwar ca. 40
Minuten strampeln morgens und abends, aber die täglichen
Touren hätte ich nicht missen wollen. Die Strecke war
landschaftlich reizvoll und das Radeln der ideale Ausgleich zum
Job.
Gewohnt habe ich wieder in einer WG (3-er), diesmal allerdings vom
freien (und unverschähmt teuren) Wohnungsmarkt. Zwei Monate
habe ich es durchgehalten, aber dann konnte ich es einfach nicht
mehr mit ansehen und habe auch hier die Küchenfenster geputzt.
Meine beiden Mitbewohner sind im Laufe des Sommers ausgezogen, und
weil sich das absolut Mieter-unfreundliche Verhalten meiner
Vermieterin inzischen wohl herumgesprochen hatte wohnte ich einige
Wochen auch alleine in der Bruchbude. Erst in meiner letzten Woche
zog wieder ein bemitleidenswertes Neues Opfer ein.
Die Wochenenden habe ich während der Zeit übrigens
trotzdem in Dinslaken verbacht, was mich zu einem guten Kunden der
deutschen Bahn gemacht hat.
April 2004-Februar 2007: Rheinberg-Alpsray
Nachdem ich im Januar'04 angefangen hatte, in Kamp-Lintfort zu arbeiten war endlich die Zeit gekommen, wieder bei meinen Eltern auszuziehen. Die Wohnungssuche ging nicht ganz so fix wie ich es gerne gehabt hätte, aber im März wurde ich fündig und konnte da auch schon mit den nötigen Renovierungsarbeiten an meiner neuen Wohnung anfangen und im April bin ich denn endlich eingezogen. Alpsray ist ein ziemlich winziges Dorf, dass erfreulicherweise nichtmals eine Durchgangsstrasse hat. Trotzdem liegt es verkehrstechnisch erstaunlich günstig: mit dem Auto sind diverse Super- und Baumärkte sowie McDonalds, BurgerKing, Döner Bude und Chinamann ruck-zuck angefahren. "Die Leucht", so heißt der Staatsforst Xanten, war quasi um die Ecke und hat mir als MTB-Revier gut gefallen. Zur Arbeit hatte ich in der Siemens-Zeit (bis Ende Juli 2005) ca. 8km, die ich öfters mit dem Fahrrad gefahren bin und auch die 15 oder so Kilometer nach Moers zu HKS (bis Ende September 2006) bin ich gerne mit dem Rad gefahren. 55km zu Isravision nach Herten gingen aber nicht per Fahrrad und mit dem Auto pendeln ist nix für mich. Also hab ich mich Ende 2006 wieder auf Wohnungssuche begeben.
März 2007-Dezember 2010: Herten-Paschenberg
Fündig wurde ich in einer Gegend mit hohem Migrantenanteil, wie man das politisch korrekt wohl heute ausdrückt. Seltsam dabei war, dass eine der besten Wohngegenden Hertens nur ein paar hundert Meter von meinem "Ghetto" entfernt war. Ich konnte mich jedenfalls nicht beklagen. Es war ausreichend ruhig, und den Schloßpark zum joggen konnte ich zu Fuß anlaufen. Durch den musste ich auch durch, wenn ich mit dem Rad zur Arbeit fuhr, das waren dann etwas über 5km; eigentlich schon zu wenig für meinen Geschmack, aber allemal besser als gar kein Training...
Dezember 2010-April 2014: Hainburg-Hainstadt
Im Sommer 2010 hab ich es schonmal zwei Wochen ausprobiert, mit
in der Wohnung meiner Freundin zu wohnen, und gegen Ende des Jahres
dann den Sprung zu ihr und nach Hessen gewagt. Hainburg bekommt von mir einen "Daumen hoch" bei der Bewertung als Wohnort.
Es ist größtenteils sauber und ordentlich (hier werden ernsthaft noch Bürgersteige gefegt). Das Umland ist hübsch; über den Main-Radweg ist man flott im hübschen Seligenstadt, Über die A3 geht es flink nach Aschaffenburg (das als Mittelgroße Stadt viel eher zum Shoppen einläd als das ähnlich weit entfernte Frankfurt). Der Hahnenkamm im Spessart lässt sich bei einer längeren Mountainbike-Tour von Hainburg aus erreichen.
Die Odenwald-Bahn fährt durch Hainburg und bietet den besten ÖPNV Anschluß des Örtchens, mit dem man sich durchaus arrangieren kann(nach Darmstadt oder Frankfurt kommt man in vertretbarer Zeit, nach Mannheim leider nicht).
Der größte Nachteil ist die Strassenanbindung: es gibt nur drei Strassen, über die man Hainburg morgens verlassen kann: 1. Richtung Seligenstadt - bringt nichts, wenn man Richtung Frankfurt will; 2. Richtung Hanau - auch nicht die ideale Verbindung Richtung FFM oder 3. Über den Tannmühl-Kreisel zu B45 und von da weiter auf die A3. Die dritte Verbindung ist Super und man kann es darüber in 15Minuten zum Frankfurter Kreuz schaffen - aber leider nur, wenn alles frei ist und das ist es im Berufsverkehr definitiv NICHT. Wenn man Pech hat heißt es Stop-and-Go ab kurz hinter dem Ortsausgangsschild Hainburg.
Seit April 2014: Mannheim-Schönau
Etwas über ein Jahr musste ich 95km von Hainburg zu meinem Job bei Roche in Mannheim pendeln, im April war dann das Projekt Häuslebauen abgeschlossen und seitdem wohnen meine Frau und ich "uff de Tschänau", wie es die Einheimischen nennen, deren Dialekt mir noch nicht recht von der Zunge kommen will.
Schönau hat unter den Mannheimer Stadtteilen nicht den besten Ruf, die nördlich gelegene "alte Schönau" ist aber eigentlich eine ganz nette und ruhige Wohngegend, durch die Strassenbahnlinie 1 auch gut angebunden. Für mich sind es jetzt nur noch 1,5km mit dem Rad zur Arbeit.
Vom Umland her zieht es uns häufig an die hessische Bergstrasse, der dort beginnende Odenwald ist super als Mountainbike oder Trail-Running Revier.
Marcus Hauser, 15.07.16