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Das einzige gute Photo, das ich je gemacht habe

Leider habe ich keine große Begabung für die Photographie (aber es ist die einzige Kunstform, für die ich überhaupt eine Begabung habe). Ich kann also keine tollen Photos schiessen, aber ich glaube, ich kann gute Photos erkennen.
Dabei gehe ich hauptsächlich subjektiv vor: Ein Bild muss mich "anmachen", dann ist es gut. Wenn man länger als eine halbe Sekunde draufschauen kann und sich mit dem Bild auseinandersetzten muss.
Normalerweise bevorzuge ich Aufnahmen von Menschen - die haben mir normalerweise mehr zu sagen als Architektur oder Landschaften oder was auch immer. Trotzdem ist das einzige meiner eigenen Bilder, von dem ich sagen würde, das es "gut" ist, eine Landschaftsaufnahme.
Ein wenig zur Entstehungsgeschichte: Ich besitzte eine Konica Spiegelreflexkamera aus den späten 80igern. Konica hat bei Spiegelreflex ja nie eine große Rolle gespielt und hat sich von dem Markt zurückgezogen, als der Autofocus aufkam. Die hatten wohl keine Lust auf ein neues Bayonett. Konica Spiegelreflex Objektive sind daher nicht leicht zu finden - und die Objektive anderer Hersteller passen leider nicht an das Konica Bayonett. Deshalb habe ich mich gefreut, als ich Ende der 90iger in einem Second-Hand Laden über ein Original Konica Hexanon 50/1,7 (ich bin Fan der Normalbrennweite)gestolpert bin. Einen Fuffy (D-Mark) war das gut erhaltene Stück mir Wert.
Ich habe dann erstmal einen Testfilm mit der neuen alten Optik durchgenudelt. Vor lauter Experimentierfreude habe ich mich für eine 400er Macophot (super-billig) Schwarzweissfilm entschieden, den ich auf 800ASA belichtet habe und beim entwickeln ein wenig gepusht habe. Ergebnis: Mit der Film-Optik Kombination kann man aus der Hand in einer U-Bahnstation fotografieren. Nun habe ich aber nicht alle Bilder unter schummerigen Lichtbedingungen gemacht, sondern die Kamera auch auf eine kleine Fahrradtour mitgenommen. Dabei bin ich dann auch an den Baggerlöchern am Tenderingsweg vorbei (ein idyllisches Fleckchen Erde zwischen Dinslaken und Voerde). Dort habe ich dann kurz vor Sonnenuntergang das unten abgebildete Bild gemacht.
Seitdem frage ich mich, ob die körnige Bildstruktur durch den gepushten Film zu dem Bild passt, oder ob ein T-Max 100 samt Kamera auf dem Stativ noch mehr aus dem Motiv geholt hätte. Vielleicht fahre ich da ja nochmal rum. Dabei müsste ich aber in der gleichen Jahreszeit fahren, denn etwas weiter rechts im Bildausschnitt stehen ein paar Strommasten und etwas weiter links das zugehörige Kohlekraftwerk.
Das Bild unten ist überigens vom Negativ gescannt, mit einem Flachbettscanner mit Durchlichtaufsatz - fürs Web reicht es so gerade. Richtig schick wird es allerdings erst Handvergrößert, wenn man den Himmel noch nachbelichtet. Mein einzig brauchbarer Abzug zeigt leider nach zwei Jahren ein paar fiese braune Flecken. Da hat wohl jemand die Fixiererregeneration nicht ernstgenommen - wenn man nicht alles selbst macht !


Der Versuch, das einzige gute Photo, das ich je gemacht habe, nochmal zu machen

Tja, ich habe es ja in dem Text oben erwähnt: Vielleicht fahre ich noch mal hin. Am 15.11.01 hatte ich nach langer Zeit mal wieder das dringende Bedürfnis, etwas kreatives zu tun. Es war ein knackig-kalter, ziemlich klarer Tag - nachts hatte es gefroren, die Tagestemperaturen waren knapp über dem Gefrierpunkt bei 4 Grad Celsius oder so. Kurz vor dem Sonnenuntergang bin ich also zum Baggerloch rausgefahren. Diesmal hatte ich ein stabiles Stativ mit, eine Canon EOS 500N (damals fotografierte man immer noch analog) samt Drahtauslöser und mein Canon EF 1,8/50 (ich nehme Spenden für ein EF 1,4/50 USM gerne entgegen). Der Film war diesmal ein Standard Fuji Superia 200er (Farbe is ja manchmal auch ganz nett - und kann problemlos rausgerechnet werden). Gute Voraussetzungen also, diesmal ein technisch fehlerfreies Photo hinzubekommen.
Leider spielte das Motiv nicht ganz so mit. Das die Sonne etwas weiter im Süden unterging, störte nicht. Das die Wasseroberfläche nicht so ruhig war und die Spiegelungen der Wolken weniger dramatisch waren, war schon eher ärgerlich. Vor allem, weil zuwenig Wolken am Himmel waren. Richtig fies aber war, das der Wasserspiegel des Sees ein gutes Stück gesackt ist - der Busch, der den Vordergrund des alten Bildes so nett aufgelockert hat, stand schlicht auf dem Trockenen. Nur endloses Wasser im Vordergrund fand ich aber nicht so prickelnd. Zum Glück fand sich ein Wurzelstumpf am Ufer. Problem dabei: Dieser Stumpf lag auch zu nah am Ufer, um vernünftig in die Bildkomposition zu passen. Was tut man nicht alles für die Kunst. Ich zog meine Schuhe und Strümpfe aus und watete in das ca. 10cm tiefe Wasser am Ufer, schnappte mir die Wurzel und zog sie ca. 2m ins Wasser. Ich war schon immer ein Fan von Kneipp-Tretbecken, von daher machte mir das eisige Wasser zunächst nichts aus. Ich hatte nur leider nicht bedacht, wie ich ohne Handtuch meine Füße wieder so sauber und trocken bekommen konnte, um die Socken und Schuhe wieder anziehen zu können (Antwort: Gar nicht). Also wartete ich den Sonnenuntergang barfuss ab. Ich ging dann auch barfuss über den noch leicht gefrorenen Boden zurück zum Auto (was schweinisch kalt an den Füßen war).
Eigentlich dachte ich, ich hätte halbwegs brauchbare Abwehrkräfte, aber an dem Abend des 15.11.01 ging es mir irgendwie verdammt schlecht. Ich hatte Schüttelfrost und eine panische Angst vor Kälte. Als ich abends ins Bett gegangen bin, habe ich meinen Pullover erst ausgezogen, als ich schon im Bett lag und meine Bettdecke halbwegs angewärmt hatte. Auch am nächsten Tag war ich nicht unbedingt fit, habe den Tag aber mit ein paar Paracetamol überstanden.
Nachdem ich also meine Gesundheit für das Bild aufs Spiel gesetzt habe, bin ich von dem Ergebnis etwas enttäuscht. Hinterher weiß man immer mehr: Ich hätte die Wurzel irgendwie von hinten aufhellen müssen. Die Seeoberfläche ist zu unruhig und es sind zu wenig Wolken da (wofür ich nichts kann). Trotzdem finde ich das Ergebnis nach einiger digitaler Trickserei ganz nett.


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